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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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letzten Loch und noch hatte ihn der Totenmann nicht ins Grab geschubst!
    Er verbot sich einen weiteren Blick ins ergrünte Tal, umklammerte entschlossen seinen Wanderstock und machte sich tapfer daran, die letzten schweißtreibenden Schritte hinter sich zu bringen.
    Als er den beschwerlichen Aufstieg bewältigt hatte und in den Schatten des Waldes tauchte, war ihm sogleich freier ums Herz.
    Er zog den herben Geruch der Tannen und den würzigen Duft des Bärlauchs in die Nase, richtete das Augenmerk auf die Gräser, Blumen, Büsche, die aus der Totenstarre erwachten, und versuchte den Frühling zu erfassen als das, was er von seinen Brüdern gepriesen wurde, nämlich als Erlösung für all jene, die gelitten hatten, die Tiere, die Bauern und die Menschen in den Dörfern.
    Warum nur traf es diesen Landstrich immer mit dieser Härte?
    Er erinnerte sich an seinen Entschluss, den Ärmsten zu helfen.
    Er wusste, wie es um sie bestellt war. Sie kamen elend daher, spindeldürr, mit eingefallenen Gesichtern und bleich wie Leinentücher, so elend, als lägen die sieben schlechten Jahre hinter ihnen. Und es waren weiß Gott nicht wenige, da musste man kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Menschen in den Dörfern auf jedes verlorene Korn in der Vorratskammer angewiesen waren und jede Brotrinde ein halbes Dutzend Mal in den Fingern drehten, bevor sie die Kostbarkeit verzehrten.
    Er hob den Stock, zerdrückte ein faules Stück Holz und entschied, an seinem Entschluss festzuhalten und ihnen einen Teil der Abgabenlast zu erlassen, trotz dem Widerstand, den das schüren würde, trotz dem bösen Blut, das er unter den Brüdern schaffen würde.
    Er hatte Milde walten zu lassen, schließlich war das seine Pflicht und trug er das Joch der Verantwortung auf den Schultern. Und vielleicht war der Widerstand gar nicht so hartnäckig, erst recht, wenn er geschickt dagegen antrat. Er musste ihm in den Predigten entgegenwirken, musste immer wieder von Mildtätigkeit sprechen, und zwar so, dass die Brüder wie von frischem Blütenduft eingelullt würden.
    Ja, das musste er, immer wieder, Blütenduft, Jasmin oder Lavendel oder so.
    Kurze Zeit blieb er schwer atmend stehen und dachte über seinen Dickschädel und seinen übertriebenen Hang zur Anteilnahme nach, darüber, dass er sich deswegen immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen und sich so den Zugang zu wirklich einflussreichen Ämtern versperrt hatte. Haldenburg kam ihm in den Sinn, sein Zerwürfnis mit dem alten Herzog. Er hätte sich nicht…
    Die gelbe Galle, die sich plötzlich regte, spürte er zu spät.
    Einem Fremden gleich betrachtete er seine Arme, die sich mit ungeahnter Kraft selbständig machten, starrte auf den Stock, der in die Höhe flog, auf einen Busch am Wegrand einzudreschen und die zarten, knospenden Blätter zu zerfetzen begann.
    Alles um ihn herum schien zu verstummen, kein Vogel pfiff, kein Waldvieh schrie, nur das Wanderholz war zu hören, es schlug und schlug, als müsste es das Gewächs ein für allemal in Stücke hauen.
    Wenig später war der Sturm vorbei, der Busch zerstört und sein Schädel entleert.
    War er das eben gewesen?
    Er schüttelte den Kopf und überlegte, ob er sich nun selbst auch einige Hiebe verpassen sollte.
    Er wusste es doch, dass er es nicht vertrug, über Macht und Mächtige nachzudenken. Und noch besser wusste er, dass es sich nicht lohnte, seiner Vergangenheit als Hofgelehrter und fürstlicher Berater nachzutrauern.
    Macht, ja Macht, die hatte ihren Preis!
    Die Verstellung und das Schmeicheln und das Hofieren höhlten aus und machten die innerste Überzeugung kaputt. Wie viel besser war doch das Leben, das er hier führte.
    Mit Ferdinand und Lena konnte er unbeschwert zusammen sein und jederzeit vertrauensvoll und offen reden. Und mit Arno durfte er herumalbern, durfte das Gehabe des Gelahrten ablegen und selber wieder ein Bengel mit Flausen sein. Wenn das keine Entschädigung für Macht und Einfluss war!
    Wieder etwas ruhiger stützte er sich auf den Wanderstock und wunderte sich, dass er erst spät in seinem Leben begriffen hatte, was die meisten Gotteskinder schon früh aus dem Bauch heraus verstanden – die Tatsache, dass das größte Glück in Beziehungen steckte, in der fürsorglichen Hinwendung zu Menschen, die einem ans Herz gewachsen waren.
    Wie öde wäre sein Dasein ohne Lena und Ferdinand!
    Und erst recht ohne seinen Pflegesohn!
    Sich um ihn persönlich zu kümmern, war wohl sein bester Entscheid gewesen!
    Ein

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