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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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zu verwandeln, in Harfenklänge, die ihn kräuselten, liebkosten und leicht machten, leicht wie einen Vogel.
    War er ein Vogel?
    Auf einmal glaubte er, dass es ihn zerreißen würde, wenn er stehen blieb.
    Tanzen wollte er, tanzen mit den Büschen, tanzen mit den Tannen, tanzen mit Ferdinand.
    War er tot? War er im Paradies?
    Der Blick des Prinzen traf ihn wie ein Strahl beißenden Eiswassers.
    Ferdinand war wütend.
    Seine Lippen und Wangen, fiel ihm auf, waren blutleer wie vor einer Woche, als ein Windstoß ein Blatt mit allerlei Formeln in den offenen Herd geblasen hatte und er zwei Tage lang dreingeschaut hatte, als wäre ihm ein Ratz in den Rachen gesprungen.
    Arno schluckte und entschied, keinen Mucks von sich zu geben.
    Keine Kapriolen jetzt! Jetzt war er gefährlich, der Feldherr, gefährlich wie drei Muselmanheere zusammen.
    «Zurück zu Lena?», flüsterte Arno.
    Ferdinand sah ihn eine Weile finster an, dann nickte er und reichte ihm die Hand.
     
    **
     
    In der Rechten den Messingmörser, in der Linken ein Sieb, schritt Arno los.
    Er war spät dran, viel zu spät. Und das, weil sich Lena und Ferdinand den ganzen Morgen und den ganzen Nachmittag vor dem Messingmörser breit gemacht hatten wie Hennen vor ihrem Nest und es den ganzen Morgen und den ganzen Nachmittag unmöglich gewesen war, mit den Geräten davonzuschleichen, ohne mit blöden Fragen überhäuft zu werden.
    Nun plagte er sich mit einem Rückstand herum, den er kaum mehr aufholen würde, denn schon jetzt warfen die Bäume lange Schatten und hing die Sonne tief im Abendhimmel, und bald wäre es dunkel, so dass er die eigene Hand nicht mehr vor der Nase sehen würde.
    Er blieb stehen, gönnte sich eine Verschnaufpause und verwünschte den Mörser, der seine Arme quälend in die Länge zog und seinen Gang unnötig bremste.
    Es fehlte ihm nicht nur die Zeit, er war auch noch schwerfällig wie ein überladener Packesel!
    Würde heute überhaupt noch ein Funke springen?
    Er wischte sich über die Stirn und ließ einen knurrigen Laut über die Lippen platzen.
    Aufgeben war keine Lösung!
    Ein tapferer Landsknecht ging mit dem Kopf durch die Wand, keine Müdigkeit jetzt!
    Er biss die Zähne zusammen und kämpfte sich voran, schwitzend und fluchend, über Wurzeln und an Ameisenhaufen vorbei, bis er endlich in der Nähe des Weiherbachs mit schmerzenden Muskeln vor dem Ziel stand – vor einem verkrüppelten Baum mit gespaltenem, hohlem Stamm, der tagsüber von der Sonne beschienen wurde und wie kein anderes Versteck Stauraum für dicke Gegenstände bot.
    Kurze Zeit rührte er sich nicht vom Fleck, hörte nur auf seinen Herzschlag und ließ die Kraft des Ortes auf sich wirken.
    Er hatte es geschafft! Er stand hier, mit allen Geräten, die er benötigte.
    Nun würde das Pulver doch noch vor der Dunkelheit krachen, dafür würde er jetzt sorgen, nichts würde ihn davon abbringen!
    Er merkte, wie sich schlappe Lebensgeister zurückmeldeten und sich seine Knochen mit frischem Schmalz füllten.
    Er warf das Sieb und den Mörser hin, griff in den Spalt nach dem Gefäß mit dem kostbaren Inhalt, dem Pulverkuchen, den er am Vortag in aller Heimlichkeit hergestellt hatte, und vergewisserte sich mit kurzem Antippen, dass dieser trocken und hart geworden war und kein übermütiges Waldvieh davon gefressen hatte.
    Die nächsten Verrichtungen kamen ihm vor wie ein Kinderspiel – Kuchen im Mörser zerstoßen und zerreiben, Pulver in den Topf absieben – das war eine Tätigkeit, die er bereits nach wenigen Griffen beherrschte, und das so gut, dass er den Eindruck kriegte, das Gefäß fülle sich unter seinen Händen ohne sein Dazutun.
    Er fing an zu singen und zu summen, betrachtete das Pulver und schwelgte in Gedanken mitten im berauschendsten Knall-und Donnergetöse.
    Wenn schon eine kleine Menge Pulver anständig krachte, wie würde erst ein randvoller Topf knallen!
    Ein Fest wäre das, ein gewaltiges, irres Fest!
    In allen Farben malte er sich das bevorstehende Ereignis aus, und er glaubte ihn schon zu hören, den gewaltigen Knall, glaubte ihn schon zu riechen, den eigentümlichen Geruch gezündeten Schwarzpulvers.
    Mitten in seinem Schwelgen aber begann ihn auch die Ahnung zu plagen, dass ein solcher Knall gefährlich sein könnte, denn immerhin steckte bereits in einer kleinen Menge Pulver so viel Gewalt, dass sie eine Kugel aus dem Gewehrlauf jagen und ein stattliches Tier erlegen konnte. Ein Hundertfaches, gar Tausendfaches dieser Menge musste also...
    Er

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