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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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ein und ging möglichst haushälterisch mit seinem Schnauf um. Über eine kurze Strecke half ihm das, dann aber wurde er mit jedem Tritt langsamer. Schuld waren sein dicker Bauch und der Leinensack mit den Leckereien aus dem Kloster, der schwer auf die Schulter drückte, als wäre er mit Steinen gefüllt.
    Etwas widerwillig beschloss er, die Pause nachzuholen, wankte auf die nächste Böschung zu und ließ sich neben dem Leinensack in den Klee nieder.
    Ein wohliger Seufzer war das Letzte, was er zustande brachte, bevor ihm die Augen zufielen und er in eine andere Welt hinüberglitt.
    Der Schlaf, den er fand, war nicht tief und führte ihn in der Klosterkapelle auf die ersten Stufen der Kanzeltreppe, wo er sich an das Geländer klammerte, das sich bedrohlich wacklig anfühlte. Oben auf der Kanzel stand Lena und winkte ihm zu. Sie trug nicht wie sonst Hemd und Rock, sondern das einfache leinene Gewand einer Büßerin, das ihr nicht einmal bis zu den Knien reichte, und hatte das lange braune Haar aufgesteckt, so dass ihr weißer Hals freilag.
    Schnell schickte er sich an, zu ihr hochzusteigen und sie herunterzuholen. Doch auf einmal entdeckte er seine Brüder und mitten unter ihnen Ferdinand. Wie Vogelscheuchen saßen sie in den Bankreihen und sahen ihn ernst und strafend an.
    Ihm wurde klar, dass er nicht hochsteigen durfte und hier zusammen mit Lena überhaupt nichts zu suchen hatte. Zu seinem wachsenden Unbehagen bemerkte er, dass seine Füße wie festgenagelt waren und er sich nicht mehr rühren konnte. Und als wäre dem noch nicht genug, begann eine unsichtbare Hand, ihm den Atem abzuschnüren. Er würgte, wollte um Hilfe schreien, da nahm er vor seinen Füssen eine schwarze, fette Katze war. Sie glotzte ihn aus feurigen Augen an, duckte sich und sprang ihm an den Kopf.
    Er schrie und wirbelte mit den Händen herum.
    Bruchteile von Sekunden später war er wach und blickte in ein bärtiges Gesicht. Es gehörte einem untersetzten, stämmigen Mann, der, wie vom Teufel gebissen, zwei Schritte zurückwich und sich schützend vor eine Frau stellte.
    «Entschuldigt, ehrwürdiger Bruder, dass wir Euren Schlaf gestört haben. Wir haben uns verirrt. Wir kommen von Kleinkirchen und müssen Euch nach dem Weg fragen.»
    «Der Weg nach Kleinkirchen?», knurrte der Abt.
    «Nein, nicht nach Kleinkirchen, zurück finden wir schon von allein. Wir wollen zur Heilerin. Der Weg dorthin, könntet Ihr uns den zeigen?»
    Allmählich klärte sich der milchige Schlafesblick des Abtes, und er sah den fettigen, grauen Bart des Mannes und die gespenstischen Augenhöhlen der Frau so deutlich vor sich, dass es ihm leicht grauste und er es bedauerte, wieder ganz wach zu sein und ohne den schlaftrüben Schleier auskommen zu müssen.
    «Mhh, die Heilern», brummte er und rieb sich die Stirn.
    «Glaubt uns, wir haben gebetet, seit Wochen, vergeblich!»
    Der Bauer sagte es trocken, beinahe trotzig und schob den Hemdsärmel seiner Frau zurück.
    «Trotzdem wird sie es nicht mehr los, dieses Teufelszeug!»
    Es war ein grässlicher Anblick, der Arm war schrundig, vernarbt und mit kleineren, eiternden Wunden übersät. Der Abt fröstelte und fürchtete, den Arm genauer betrachten und einen medizinischen Rat geben oder ihn gar berühren zu müssen.
    «Ich sehe, Ihr braucht Hilfe!»
    Er rappelte sich hoch und forderte sie mit einem Wink auf, ihm zu folgen. Und das taten sie willig. Schafen gleich, die ihren Leithammel gefunden hatten, scharten sie sich hinter ihn und hefteten sich an seine Fersen.
    Wenige Schritte hatten sie zurückgelegt, da begannen ihn die Bilder seines Traumes zu bedrängen. Lena und er und Ferdinand und die Brüder in der Klosterkapelle!? Oh heilige Mutter Gottes, was für wirres Zeug einem doch im Schlaf eingegeben wurde! Nichts zu suchen hatten der Prinz und Lena dort, versteckt halten mussten sie sich, tief im Wald! Und was ihre nackten Beine anging, himmelherrgott, konnte sie sich nicht ein längeres Gewand anziehen?
    Warum träumte er so etwas?
    Er rieb sich den Nacken und kam nach kurzem Nachdenken zum Schluss, dass er sich darüber am besten ein anderes Mal Gedanken machte, wenn er mehr Ruhe hatte, ihn keine Bauern mit bravem Hinter-ihm-her-Trotten störten und seine Brust nicht pfiff wie der schweinsgroße Blasbalg vor dem Athanor.
    Er blieb stehen und drehte sich nach dem Bauern um, der wie ein zähes Arbeitsross Schritt hielt, und das obschon er seine Frau mehr trug als stützte.
    «Es tut mir leid», keuchte er, «ich bin

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