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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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glaube, ich kann dagegen etwas tun. Drinnen geht das besser, folgt mir bitte!»
    Der Bauer zögerte, und sein Blick flackerte wieder wie vorhin, als er die Frage nach dem Teufelsspuk gestellt hatte.
    Der Abt entschied, die Respekt heischende Miene eines hohen Kirchendieners aufzusetzen, und nickte ihm bekräftigend zu. Und das half. Zumindest so lange, bis sie alle im Waldhaus standen und der Bauer erkannte, wohin ihn sein Wagemut geführt hatte.
    «Habt keine Angst, hier widerfährt Euch kein Leid!», versuchte Lena den Ackermann zu beschwichtigen, der das herumliegende Gerät anglotzte wie ein nervöser Gaul einen rauchenden Busch.
    Der Abt rechnete mit dem Schlimmsten, befürchtete, dass sich der Kerl kurz davor befand, wie eine rasender Kobold nach draußen zu stürmen und einem tollen Kugelblitz gleich die ganze Abtei in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Wie nur hatte er solche Gäste verdient?
    Aufmerksam beobachtete er ihn, sah zu, wie er auf einem Schemel neben dem Eichentisch Platz nahm und die Läuse in seinem filzigen Haar kratzte.
    Ob der Ruhe zu trauen war?
    Lena schien seine Sorge zu teilen, sie lächelte dem Ackermann beschwichtigend zu und sagte mit dunkler, weicher Stimme:
    «Bleibt dort sitzen und fürchtet Euch nicht! Was Ihr jetzt braucht, ist Erholung nach dem langen Marsch!»
    Sie bediente ihn noch eine Weile mit einem liebevollen Blick, dann rückte sie einen Stuhl beiseite und wandte sie sich wieder der Bäuerin zu.
    «Ich werde Euch zu Ader lassen, das wird Euch gut tun!»
    Sanft rieb sie ihre gesunde Hand, trat zum Gestell und zog sorgsam, fast zärtlich aus einem dicken Lederband ein gefaltetes Stück Pergament heraus. Es war ein Mondplan, den sie behutsam öffnete und auf dem Tisch ausbreitete.
    «Gleich wissen wir mehr. Hier, ja, das ist günstig, wir haben den einundzwanzigsten nach Neumond.»
    Sie ging auf die Bäuerin zu und berührte sie an der Schulter.
    «Ihr habt den richtigen Tag gewählt. Heute kann ich Euch helfen, heute steht der Mond geeignet.»
    Mit kundiger Hand entblößte sie den gesunden Arm und strich der Frau über das Haar, als kümmerte sie sich um ein krankes Kind. Die Patientin schaute sie eine Weile stumm an, um plötzlich den Kopf nach vorne zu beugen und die Stirn an die Schulter ihrer Trösterin zu drücken.
    Dies geschah so unerwartet, dass der Abt irritiert um sich blickte und sich vorkam wie ein unerwünschter Gast in seinem eigenen Reich.
    Was ging hier vor?
    Durfte man das?
    Die Frau kannte Lena doch kaum!
    Er nestelte an seiner Kutte und hatte auf einmal die Bilder eines Traums vor sich, der ihn gelegentlich in unruhigen Nächten heimsuchte. In diesem Traum betrat er einen Garten Eden, in dem sich nur vergnügte Menschen tummelten und immer wieder ihre Hände in die Äste der Bäume streckten, die dick und üppig mit Birnen, Äpfeln, Aprikosen und Zwetschgen behangen waren. Auch er fand sich jeweils mitten in diesen Menschen wieder, kam aber nicht dazu, sich an den Leckereien gütlich zu tun, seine Hände ergriffen nichts, wo immer eine Frucht hing, war plötzlich gähnende Leere.
    Kurze Zeit rätselte er, warum in ihm ausgerechnet dieser Traum hochspülte und was er mit dem Leiden der Bäuerin zu schaffen hatte, dann entschied er, dass sie dummes Zeug waren, seine Träume, und dass er endlich aufhören musste, sich ihretwegen ständig den Kopf zu zerbrechen.
    «Schlechte Säfte in Euch sind schuld», sagte Lena. «Sie suchen sich einen Weg nach draußen, und weil sie ihn nicht finden, dringen sie in die Haut und bereiten Euch Juckreiz und Schmerzen. Ich lasse Euch jetzt zu Ader, damit diese schlechten Säfte aus Euch herausfließen.»
    Die Bäuerin löste die Stirn von Lenas Schulter, sah sie lange an und nickte schließlich willfährig.
    «Wann habt Ihr zuletzt gegessen?»
    «Heute morgen, ein Stück Brot und Mus.»
    Es waren ihre ersten Worte, leise, geflüstert, kaum hörbar.
    «Das trifft sich gut, so können wir gleich anfangen. Am besten legt ihr Euch drüben hin. Gebt mir Euren linken Arm.»
    Die Frau wankte an ihrer Seite zur Bettstatt, sank auf die Laubsäcke nieder und ließ ohne eine Regung Lena gewähren, als wären sie seit Jahr und Tag miteinander vertraut. Das Aderlassbesteck drang in ihren gesunden Arm ein und ruhig und stetig floss das Blut in die Messingschale. Die Prozedur verlief wie nach Lehrbuch. Der Einzige, der das nicht zu begreifen schien, war der Bauer. Seine Augen fanden keine Ruhe, sie flackerten nervöser als zuvor.
    Der Abt

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