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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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abgemagert? »Nicht jetzt«, herrschte er sie an. Er durfte auf keinen Fall stehen bleiben.
    Verdammt, immer dann, wenn er glaubte, dem Kampf zu erliegen, klaffte die Wolkenwand am Himmel auf. Womit hatte er bloß dieses Glück verdient? Er würde dem RFBM eine Danksagung schicken. Die Straße verschwamm unter Sebastians Tempo und ein stechender Schmerz zog sich bei jedem Atemzug über seine linke Körperseite. Der Wind trieb Tränen in seine Augen und Anna strampelte mit den Beinen. Aber es war ihm egal. Er würde so lange vorwärtsjagen, bis er sie in Sicherheit wusste, und wenn er sie bis nach Deutschland tragen musste.

32. Kapitel
    Wie du mir, so ich dir
     
     
     
    A nna hielt nur mit großer Mühe den Schwall Übelkeit zurück, der bereits gegen den Kehlkopf drückte. Einen Teil ihres Verstandes musste sie in der höllenähnlichen Gegend vergessen haben, denn nichts ergab einen Sinn. Blut lief vom Kinn über ihr Gesicht – sicher die Wunde einer fliegenden Scherbe, als Sebastian durch das Fenster der del Rossis gesprungen war. Wie hatte er es überhaupt geschafft, vor den Augen der Magier zu entkommen und sie auch noch mitzunehmen? War da wirklich eine kämpfende Katze gewesen, oder spielte ihr Geist den Augen schon Streiche? Was war überhaupt noch real? Luftschlösser, Halluzinationen und Wirklichkeit. Alles verschwamm zu einem einzigen Hirngespinst.
    Sie kniff Sebastian in den Rücken. Er musste anhalten oder sie würde sich jeden Augenblick übergeben. Jeder neue Satz von ihm trieb den mageren Inhalt aus dem Magen. »Brems ab«, rief sie, sicher schon zum hundertsten Mal.
    Diesmal erhörte er ihr Flehen. Er wurde langsamer, fiel in einen lockeren Laufschritt und stoppte schließlich vor einem mehrstöckigen Gebäude. Sein Herz hämmerte gegen ihre Beine und er rang hörbar nach Atem.
    Anna zappelte, bis er sie schließlich von der Schulter gleiten ließ. »Kannst du mir mal erklären«, begann sie, aber er drehte sie von sich fort und schob sie durch den gläsernen Eingang. Anna stemmte die Beine in den Boden, wollte keinen Schritt weitergehen, aber Sebastian drängte sie vorwärts. Ihr schwirrte der Kopf. Sie befanden sich in einem Hotel. Sie sah auf und versuchte, Sebastians Blick aufzufangen, doch er starrte verbissen geradeaus und trieb sie mit großen Schritten durch die gelb gestrichene Lobby. Zielsicher steuerte er die Treppe an und änderte abrupt seine Vorgehensweise, indem er sie überholte und kurzerhand am Handgelenk hinter sich her zog. Seine ganze Körperhaltung wirkte versteinert und passte zu der kalten Miene, die er an den Tag legte. Was machte ihn so wütend?
    Nach unzähligen Stufen bog er auf einen Flur, suchte die Zimmernummern ab und riss sie fast von den Beinen, als er die Tür auftrat und sie hindurchschleuderte. Anna geriet ins Straucheln und landete unsanft vor einem Holzschrank. Ihr wich die Luft aus den Lungen.
    »Verdammt«, fluchte er.
    Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Nicht einmal in London, als sie die Geiseln aus den Fängen des Beirats befreit hatten. Seine Gesichtszüge wirkten, als hätte sie jemand in Marmor gemeißelt.
    »Sebastian?«, fragte sie leise in die aufgeladene Stille.
    Er blickte sie an, mit strahlend blauen Augen. Sie hatte Dunkelheit erwartet, gedacht, dass schwarze Magie sein Verhalten rechtfertigte. Er presste die Lippen zusammen.
    Anna gab sich einen Ruck, stieß sich vom Schrank ab und trat auf ihn zu, doch er hob die Hand und wies sie mit einer imaginären Geste zurück. Er lehnte sie ab? Sie hatten es geschafft, sich aus dem Magiernest zu befreien und er hatte sie mal wieder gerettet. Sollte er sie nicht in die Arme schließen? »Was ist denn los?«
    Sebastian wandte sich ab und schlug mit geballter Faust gegen die Wand. Der Putz bröckelte und Blut lief seine Knöchel hinab.
    Sie verbot sich, Angst zu bekommen. Bevor die vertraute Kralle nach ihrem Herzen griff, und die Gänsehaut am Arm die Härchen aufrichtete, schüttelte sie das Gefühl ab. Er war doch ihr Halbgott, ihr Sonnenschein, ihr Seelenverwandter. Niemals würde er ihr etwas antun. Sie ignorierte seine abwehrende Haltung, trat näher und schlang die Arme um seinen Hals. Auf Zehenspitzen küsste sie zärtlich seinen Nacken. »Was ist passiert? Warum bist du so sauer?«
    Sebastian packte ihre Handgelenke und schob sie von sich, bevor er sich abwandte und mit zittriger Hand durch seine Haare raufte. »Wir müssen weiter. Wir sind hier nicht sicher.«
    Er hatte sie doch

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