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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Jenseits kennengelernt, als sie den Hunter suchte, und es war wunderschön gewesen. Dieser Ort demonstrierte das genaue Gegenteil. Der Mythos Himmel und Hölle schien sich zu bewahrheiten. Eine eisige Kralle kratzte ihre Wirbelsäule hinunter und der Schauder sorgte dafür, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. Die Dämonenmagie kam nicht länger gegen den Grusel an. Sie setzte dazu an, ein weiteres Mal nach der Magierin zu rufen, aber erinnerte sich plötzlich an Salims Anweisung. Sie sollte ihr befehlen, ins Leben zurückzukommen. Mit der Melodie ihrer Gabe und dem Stern hatte es doch auch funktioniert. Außerdem, wer wusste, was für Gestalten sie noch herbeirief, wenn sie weiterhin sinnlos in der Gegend herumbrüllte?
    Als kleines Mädchen hatte sie immer gescherzt, dass sie lieber in die Hölle wollte, anstatt in den Himmel. Schließlich musste es dort die ganzen verbotenen Dinge wie Süßigkeiten und stundenlanges Fernsehen geben. Die bittere Realität sah anders aus. Es gab nichts Süßes und keine spannende Unterhaltung. Vorausgesetzt natürlich, dies war die Hölle, aber einen anderen Ausdruck gab es nicht für diese Gegend.
    Anna sammelte die Bröckchen Mut zusammen, die noch vereinzelt durch sie purzelten, und räusperte sich. »Kira del Rossi, ich befehle dir augenblicklich, hier aufzukreuzen. Hopp.«
    Die düsteren Kohlen verschluckten die Silben. Es klang lächerlich. Als ob Kira sich von irgendwem herumkommandieren lassen würde. Sie wollte schon damit anfangen, sich eine Lösung zu überlegen, wie sie von diesem schrecklichen Ort verschwinden konnte, als ein langer Schatten über den Schotter kroch. Sie konnte nicht ausmachen, wo er seinen Ursprung fand und ließ den Blick durch die Gegend schweifen. Anna erstarrte zur Salzsäule, als er rasch zu einem verzerrten Riesen anwuchs. Jemand tippte ihr auf die Schulter. Sie hielt die Luft an. Monsunartige Schauder jagten über ihren Körper und ein kalter Atem streifte ihren Nacken wie ein eisiger Ostwind.
    »Erst wild in der Gegend rumschreien und sich dann in die Hose machen?« Die arrogante Stimmlage konnte nur zu einer Frau gehören.
    Ein riesiger Stein glitt von ihrem Herzen, obwohl es sicher töricht war, sich über Kiras Anwesenheit zu freuen. Anna drehte sich herum und blickte in das vollkommene Gesicht der rassigen Magierin. Sie strahlte absolute Schönheit aus. Selbst die Hölle konnte ihr nichts von ihrem Anmut und ihrer Klasse nehmen.
    Kira musterte sie, ging um sie herum und spielte dabei mit einer pechschwarzen Haarsträhne, die sie lieblich um ihren zarten Finger wickelte. »Anna Graf in der Hölle, wer hätte das erwartet? Hat Josh dich getötet?« Sie lächelte und ihre makellosen Zähne blitzten hervor.
    »Ich bin nicht tot«, antwortete Anna fest. Interessant, dass sie sofort auf Josh tippte. Und Hölle? Zumindest teilte Kira ihre Ansicht über den verlassenen, unheimlichen Ort.
    »Nein, natürlich nicht. Du bist bloß so nett, mir einen Besuch abzustatten, was? Du bist dir aber schon im Klaren darüber, dass ich das hier dir zu verdanken habe? Es war eine ganz schlechte Idee, mich zu dir zu rufen.«
    Annas Herz raste los. Kiras Blick vernichtete jeden klaren Gedanken und ließ ihr schweigsames Blut aufwallen. »Auch wenn ich es rückgängig machen kann?«, stieß sie stotternd hervor.
    Kiras süffisantes Lächeln erstarb. »Was redest du?«
    Anna fasste sich ein Herz und sprang über den wohl größten Schatten der Welt. Sie hatte Kira in der Hand und es gab keinen Grund, sie zu fürchten. Nicht in diesem Augenblick. »Kira, ich befehle dir, ins Leben zurückzukehren.« Sie hatte die Worte leise gesprochen, aber die Dämmerung sog sie auf und schrie sie kläglich vom brennenden Himmel.
    Kira lachte auf, tippte sich an die Stirn und wandte sich ab. Mit steifen Schritten entfernte sie sich, doch ihre Schultern bebten unter den brennend heißen Steinen.
    »Hast du gehört?«, rief Anna hinter ihr her. »Ich befehle es dir.« Das Bild verblasste und ein Donnerschlag ließ die Erde erzittern. Die Umgebung verzerrte, riss auseinander und Asche regnete auf sie hinab. Anna schloss die Augen und schluchzte auf, als ein meterhoher Wirbelsturm auf sie zuraste und ihre Seele davontrug.
     
    *
     
    Morphine vermochten den Schmerz, den er verspürte, nicht zu stillen, während er sie ansah. Sebastian fühlte sich dermaßen hilflos, verloren in den Weiten des Universums, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Annas Kopf lehnte an Joshs Schulter.

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