Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Pünktlichkeitsfanatiker war.
ist 1 okay?
bisschen früh für mich. geht zwei?
wird zu knapp. halb zwei spätestens.
ok
Sendepause.
bin halb zwei da.
freu mich. bb.
bb.
Er legte das Handy zur Seite. Dann piepte es noch mal.
danke.
Er grinste wieder. keine ursache.
Diesmal schaltete er das Handy aus und konzentrierte sich auf sein Klavier. Er räumte die Klaviersonate Nr. 11 A-Dur von Mozart weg und wählte stattdessen etwas von Chopin aus – die Polonaise op. 26 Nr. 1 in cis-Moll, 1. Satz – allegro appassionato.
Seine momentane Stimmung war sehr appassionato.
Die Transparente, die quer über das zweistöckige Gebäude hingen, verkündeten, dass Bell and Wakefield gerade ihr drei ßigjähriges Jubiläum als vorzügliche Schule feierte. Marge hatte zu dieser Zeit gerade mit Decker die Stelle in der Foothill Division angetreten. Die Schulanlage war wegen ihres klassischen Stils gut durch die Jahre gekommen: kalifornische Missions-Architektur mit großen Fensterfronten aus Blei glas, Holztüren mit breiten Rahmen, verputzten Wänden und mit roten Ziegeln gedeckten Dächern. Der Campus breitete sich kilometerweit über hügelige Wiesen aus, beschattet von Ahorn- und Eukalyptusbäumen und kalifornischen Eichen. Zu den Einrichtungen der Schule gehörten eine Bibliothek, ein Computerraum und ein Fakultätsgebäude mitsamt einem Football-Spielfeld, einer Reihe Tennis- und Basketballplätze und sogar einem Außenschwimmbecken. Auf den Schüler- und Gästeparkplätzen versammelten sich Kleinwagen, Limousinen und jede Menge Geländewagen mit Vierradantrieb von Toyotas RAV4 bis zu Range Rovers. Der Lehrkörper hatte einen eigens ausgewiesenen Parkplatz.
Marge und Oliver kamen um halb zwölf auf dem Campus an. Das Verwaltungsgebäude war das größte und höchste hier, und innen herrschte Hochbetrieb. Die Wände waren behangen mit lauter Papieren – Semesterarbeiten, benotet mit Eins plus, künstlerisch wertvolle Erzeugnisse, Zeitungsartikel, farbige Flyer, Ankündigungen, Fotos und ein riesiger überquellender Beschwerdekasten. Die Büros der Anmeldung belegten das gesamte Erdgeschoss. Der weitläufigste Raum erinnerte an eine Bank, in der die Schüler auf der einen Seite des Schalters standen und die Angestellten der Schule auf der anderen Seite saßen. Hinter ihnen befand sich eine offene Fläche mit lauter Schreibtischen und Computern. Jede Menge Leute tippten auf Tastaturen herum.
Die beiden Polizisten reihten sich in die Schlange ein, und als sie am Schalter ankamen, zückte Marge ihre Dienstmarke und fragte eine verdatterte Frau, ob sie mit jemandem von der Verwaltung in einer persönlichen Angelegenheit sprechen könne. Fünf Minuten später wurden sie in das Büro des für die männlichen Schüler zuständigen Vize-Schulleiters geführt. Dr. Martin Punsche, versicherte man ihnen, stünde gleich ganz zu ihrer Verfügung. Sein Büro war klein – ein Schreibtisch mit Computer, vier Stühle, ein Bücherregal, das war’s auch schon. Aber es hatte ein Fenster mit Blick auf die Wiesen.
Punsche trat mit ausgestreckter Hand ins Zimmer und hieß sie an der Bell and Wakefield willkommen. Er war Mitte fünfzig, breitschultrig und ein Glatzkopf mit gebrochener Nase. In einem weißen T-Shirt und mit einer Trillerpfeife um den Hals gäbe er den perfekten Football-Trainer ab. Stattdessen trug er ein blaues Hemd mit goldener Krawatte und eine graue Hose.
»Maggie sagte mir, es handle sich um eine persönliche Angelegenheit«, sagte Punsche. »Ich hoffe, es gibt keinen Ärger. Die Schule hat sehr schwierige Zeiten durchlaufen. Bitte setzen Sie sich.«
Die beiden Detectives nahmen Platz. »Schwierige Zeiten?«, hakte Marge nach.
»Sie müssen doch wissen, dass einer unserer Schüler vor einigen Tagen von einem furchtbaren Schicksal heimgesucht wurde.«
»Gregory Hesse«, sagte Oliver. »Genau deshalb sind wir hier.«
»Das dachte ich mir schon. Schreckliche Sache, einfach schrecklich. Wir haben unsere Schüler ermutigt, darüber zu reden. Ich habe außerdem mehrere Psychologen und Ärzte zu Vorträgen über Selbstmordprävention eingeladen. Unsere Schülervertreter, Stance O’Brien und Cameron Cole, haben eine Hotline eingerichtet. Rund ein Dutzend der älteren Schüler haben sich freiwillig für Treffen mit den jüngeren gemeldet, um ungezwungen während der Mittagspause mit ihnen zu quatschen. Ich bin so stolz darauf, wie unsere Schüler sich organisiert haben.«
Marge starrte ihn an. Der arme Junge hatte
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