Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
hatte kurze graue Haare, ein rundes Gesicht und braune Augen. Sie war ungeschminkt, aber ihre Haut war weich wie die eines Babys – wandelnde Werbung für die Praxis. Sie trug einen weißen Arztkittel, und um ihren Hals bau melte ein Stethoskop.
»Die Praxis ist offiziell bis zwei Uhr geschlossen, aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Wir sind auf der Suche nach Dr. Garden«, sagte Marge.
»Sie haben sie gefunden.« Nachdem Marge ihre Marke vorgezeigt hatte, sagte die Ärztin: »Kommen Sie hier seitlich vorbei.« Sie öffnete die Tür. »Am besten gehen wir in mein Büro, ich esse nur gerade mein Mittagessen weiter.«
»Tut uns leid, dass wir Sie stören.«
»Kein Problem.« Sie geleitete sie in ihren persönlichen Herrschaftsbereich. »Nehmen Sie sich einen Stuhl.« Sie selbst setzte sich hinter ihren Schreibtisch und biss von einer Sandwichhälfte ab. »Um was geht es denn?«
»Vor ungefähr sechs Jahren«, begann Oliver, »haben Sie eine Waffe als gestohlen gemeldet – einen Ruger 357.«
»Sie haben ihn gefunden?«
»Ja. Er wurde kürzlich beim Selbstmord eines fünfzehnjährigen –«
Olivia Garden schnappte nach Luft: »Der Junge aus der Zeitung?«
»Ja. Sein Name war Gregory Hesse. Kannten Sie ihn oder seine Familie zufällig?«
»Nein.« Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Eieieiei. Wie ist der arme Junge bloß an meine Waffe gekommen?«
»Darum sind wir hier«, sagte Oliver. »Wir haben einige Fragen bezüglich des Einbruchs.«
Marge holte einen Notizblock hervor. »Wir wissen, dass die Waffe aus Ihrer Praxis entwendet wurde.«
»Ja, das stimmt – ist schon lange her …«
»Wurde nur die Waffe entwendet, oder war der Diebstahl Teil einer größeren Beute?«
»Nein, ich glaube, es fehlte nur die Waffe.«
»Warum hatten Sie eine Waffe in Ihren Praxisräumen?«, fragte Oliver.
Eine Pause. »Soweit ich mich erinnere, hatte es in der Gegend hier Unmengen von Einbrüchen in Arztpraxen gegeben. Die Polizei hat nie jemanden verhaftet, aber wir haben ein Treffen für Nachbarschaftswachen organisiert, und wir alle meinten, der Täter sei irgendein Drogensüchtiger auf der Suche nach Stoff. Tja, was mich betraf, war der kritische Punkt erreicht, als eine Krankenschwester aus der Spätschicht niedergeschlagen wurde und ins Krankenhaus musste. Letztlich hat sie sich schnell erholt, aber ich war erschüttert. Mein Mann schlug vor, ich solle mir eine Waffe besorgen, da ich oft bis spätabends arbeite.«
»Wie lange hatten Sie die Waffe, bevor sie gestohlen wurde?«, fragte Oliver.
»Überhaupt nicht lange. Ich würde mal sagen, ungefähr sechs Monate.«
»Haben Sie sich eine andere Waffe besorgt?«
»Nein.« Sie biss wieder von ihrem Sandwich ab. »Nach dem Diebstahl fand ich, dass ich nicht auch noch etwas zu dem enormen Arsenal an Schwarzmarktwaffen beitragen wollte. Ich dachte mir, ein Baseballschläger würde besser passen. Glücklicherweise kam es nie zu einem Zwischenfall. Die Einbrüche hörten auf, und wir vermuteten, der Dieb versuchte sein Glück jetzt woanders.«
»Haben Sie den Diebstahl der Waffe sofort bemerkt?«, fragte Marge.
»Gute Frage. Der Revolver lag in einer Schließkassette in der unteren Schublade, und ich habe diese Kassette nicht sehr oft geöffnet. Er könnte bereits Monate vorher gestohlen worden sein, ohne dass es mir aufgefallen wäre.«
»Wer wusste von Ihrer Waffe?«, fragte Oliver.
»Niemand außer meiner Familie. Meine Angestellten wollte ich nicht noch mehr verschrecken.«
»Was ist mit Ihren Kindern?«
»Meine Söhne sind neununddreißig und vierundvierzig und waren schon lange aus dem Haus. Ganz bestimmt hätte ich ihnen nichts von der Waffe gesagt. Sie hätten sich nur Sorgen um mich gemacht. In unserer Familie gibt es keine Waffennarren. Damals habe ich mich eben sehr angreifbar gefühlt.«
»Wäre es möglich«, fragte Oliver, »dass einer Ihrer Angestellten die Waffe gestohlen hat?« Als sie ihn skeptisch ansah, fuhr er fort: »Hatten Sie Probleme mit jemandem, der bei Ihnen gearbeitet hat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe seit Jahren dieselben Mitarbeiter. Ich glaube, es ist zehn Jahre her, dass ich zum letzten Mal jemandem kündigen musste. Der Dieb war niemand, den ich kannte, davon bin ich überzeugt.«
»Dem würde ich zustimmen, wenn die Waffe Teil einer größeren Beute gewesen wäre. Aber wie kommt es, dass ein Dieb die Waffe findet und sonst nichts mitgehen lässt?«
Sie gab keine Antwort und aß ihr Sandwich auf. »Was werden
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