Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
der Zeitschrift.«
»Junior-Herausgeberin. Als Herausgeber muss man in der Oberstufe sein.«
»Man hat ihr die Stelle für das nächste Jahr bereits angeboten«, sagte Georgette.
» Mo…om. «
Decker amüsierte sich insgeheim darüber, wie Kinder es immer wieder schafften, aus Mom oder Dad ein Wort mit zwei Silben zu machen. »Ich glaube, Sergeant Dunn wollte damit ausdrücken, dass Sie ziemlich engagiert an der Schulzeitschrift mitarbeiten.«
Heddy nickte. »Seit der neunten Klasse. Da hab ich einen Journalismus-Kurs belegt und war sofort total begeistert. Der Lehrer, Mr. Hinton, hat den Kurs total spannend aufgebaut. Fand meinen Schreibstil gut. Dann hat er mich ermutigt, es mal für die Zeitung zu probieren.«
»Er ist der Verantwortliche?«
Heddy nickte. »Und er ist echt nett, wenn’s um die Texte geht. Das ist genau das, was wir brauchen – Unterstützung, aber niemanden, der irgendwie den Obermacker macht.«
»Durch wen kam Myra zur Zeitung?«, fragte Marge.
»Das war ich«, sagte Heddy angeberisch. »Sie konnte unglaublich tolle Cartoons zeichnen. Solange ich sie kannte, hat sie gezeichnet, zum Beispiel lustige Karikaturen von Lehrern oder so.« Das Lächeln des Mädchens wurde traurig. »Ihre Karikaturen hauten echt rein.«
»Uns ist aufgefallen, dass Myra die Handynummer von Mr. Hinton abgespeichert hatte. Sie hat ihn angerufen und ihm SMS geschickt.«
»Seine Handynummer hab ich auch«, sagte Heddy. »Das ist nicht irgendwie komisch oder so.«
»Ich wollte damit nicht sagen, dass es das ist«, erwiderte Marge. »In den SMS ging es um ihre Zeichnungen. Was ich sagen will, ist, dass man leicht an ihn herankommt.«
»Oh ja, stimmt. Er ist einfach super. Mr. Hinton wurde bereits fünfmal hintereinander zum besten Lehrer der Bell and Wakefield gewählt.«
»Wir haben einige von Myras Sachen durchgesehen, vor allem ihre Kunst. Sie hat jede Menge Karikaturen gezeichnet.«
»Das machte sie am liebsten.«
»Sie war ganz schön sarkastisch«, sagte Marge.
»Sarkastisch, okay, aber auf eine lustige Art. Das mochte ich so an ihr.« Wieder bekam Heddy feuchte Augen. »Sie hatte einen tollen Humor und ließ das auch raus.«
»Wie reagierten die Adressaten ihres Humors?«, fragte Decker. »Besonders die auf den Zeichnungen einiger ihrer Klassenkameraden auf dem Klo.«
Heddy seufzte und schüttelte den Kopf. »Diese Bilder hat sie nur Leuten gezeigt, mit denen sie eng befreundet war.« Ihr lief eine Träne übers Gesicht. »Ich vermiss sie so sehr.«
Auch Georgette bekam feuchte Augen. »Es war ein furchtbarer Schock und ein furchtbarer Verlust.«
»Wirkte sie ungewöhnlich aufgeregt, bevor es passierte?«, wollte Decker wissen.
Heddys Augen quollen über vor Tränen. »Sie wirkte … vielleicht ein bisschen down nach Gregory Hesses Selbstmord. Sie wissen Bescheid, oder?«
»Selbstverständlich.«
Nur für eine Millisekunde wandte sie ihren Blick von Deckers Gesicht ab. »Ich hoffe, sie ist durch ihn nicht auf dumme Gedanken gekommen. Mir hat sie gesteckt, sie könnt’s nachvollziehen, so deprimiert zu sein.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich hab sie immer und immer wieder gefragt … ob alles in Ordnung ist bei ihr. Sie hat immer mit Ja geantwortet .« Wieder flossen Tränen. »Ich hätte mehr auf sie einreden müssen.«
»Das haben wir doch alles schon besprochen.« Georgettes Augen waren immer noch feucht. »Du musst aufhören, dir Vorwürfe zu machen –«
»Natürlich mach ich mir Vorwürfe!« Heddy schluchzte laut.
Marge legte einen Arm um das Mädchen. »Sie hätten das keinesfalls verhindern können.«
»Stimmt nicht!«, brach es aus ihr heraus. »Ich hätt’s ihrer Mutter sagen müssen.«
»Du hast es Mr. Hinton gesagt«, erwiderte Georgette. »Es lag in seiner Hand.«
»Sie haben Mr. Hinton erzählt, dass Myra deprimiert war?«, hakte Marge nach.
Sie nickte. »Ich hätt’s ihrer Mutter sagen müssen. Sie hatte ein Recht darauf, es zu erfahren!«
»Heddy«, sagte Decker, »Ihre Mutter hat recht. Sie haben es einem verantwortlichen Erwachsenen mitgeteilt.«
»Es hat nichts genützt!« Sie trocknete ihre Tränen.
»Manchmal hilft rein gar nichts, Liebes, und das ist die traurige Wahrheit.« Marges Gedanken wirbelten allerdings durcheinander. Warum hatte Hinton in dem Gespräch mit ihr und Oliver nichts davon gesagt? Hatte er irgendwann in der Sache Mist gebaut und fühlte sich deshalb schuldig? Könnte das eine Erklärung für seine Feindseligkeit gegenüber der Polizei
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