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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Mann
keine Hörner aufsetzte, hatte Nicholas sich fast dazu durchgerungen, von sich
zu glauben, dass er einfach eine misstrauische und eifersüchtige Natur hatte
und gut daran täte, diese zu zügeln.
    Woran er
genau bis Donnerstagnachmittag arbeitete, als er sie mit einem mysteriösen
Bündel, das sie unter ihrem Mantel versteckt
hielt, die Auffahrt hinunterlaufen sah. Nicholas beobachtete sie durch die
Spitzen des Salonvorhangs, hin und hergerissen zwischen Instinkt und Anstand.
    Dower war
bei Tagesanbruch mit seinen Herden aufgebrochen, und Cookie klapperte vor sich
hinsummend in der Küche. Lottie und George saßen im Arbeitszimmer und zankten
sich lautstark über ein Mikadospiel.
    Während
George Lottie vorwarf, sie puste seine Stäbchen in eine unmögliche Lage, wenn
er einen Moment nicht hinsah, schlüpfte
Nicholas aus der Vordertür und folgte Laura, gerade schnell genug, um die
schlanke Gestalt mit Hut im Auge zu behalten, ohne sie einzuholen. Es wehte ein
kühler Nordwind, und in der Luft lag ein erster Anflug von Herbst.
    Laura
schlug ein scharfes Tempo an, was ihn nicht überraschte. In den letzten paar
Tagen hatte er gelernt, dass seine Verlobte
kein bezauberndes Pflänzchen Weiblichkeit war, zufrieden mit
ein bisschen Strickzeug und Wasserfarbe. Man konnte sie ebenso
selbstverständlich auf einer klapprigen Leiter sitzen
sehen und Staub wischen wie am Klavier ein neues Stück einüben. Während Cookie
mit einem mehligen Nudelholz als Zepter über die Küche regierte, kümmerte sich
Laura mit einer solchen Begeisterung um die Blumen und den Kräutergarten,
dass man ihren Wangen die Anstrengung ansah und auf ihrer Nasenspitze einen
entzückenden schwarzen Schmutzfleck entdeckte.
    Sie hatte
fast das Ortsende erreicht, als sie einen scharfen Knick zur Kirche machte.
    Nicholas
blieb zurück und beobachtete ihre Bewegungen hinter dem Stamm einer mächtigen
alten Eiche. Obwohl er sich vorkam wie der übelste Schurke, konnte er sich
einfach nicht abwenden. Nicht, wenn er vielleicht herausfinden konnte, welches
Geheimnis den Schatten der Angst in ihre funkelnden braunen Augen brachte.
    Er konnte
nur hoffen, dass er nicht auf dem besten Weg war, seine größte Befürchtung wahr
werden zu sehen. Hatte ein anderer Mann ihn aus Lauras Herzen verdrängt? Und
falls ja, würde sie tatsächlich so dreist sein, diesen Mann in der Dorfkirche
zu treffen?
    Doch sie
beachtete die steinernen Stufen der Kirche gar nicht und schritt stattdessen
durch das Tor mit seinem kleinen Giebeldach, das in den Friedhof führte.
Nicholas folgte ihr, doch vor dem Tor zögerte er. Trotz Lauras Versicherungen,
seine Gläubigkeit betreffend, fühlte er sich auf geweihtem Grund nicht wirklich
willkommen.
    Als Laura
hinter einer grünen Kuppe verschwand, betrat er den Friedhof. Ein Luftstoß
trieb totes Laub umher, knisternd wirbelte es um die Grabsteine. Manche von
ihnen waren so alt, dass sie in schrägen Winkeln im Boden steckten, ihre
Inschriften halb begraben oder völlig weggewaschen von Wind, Regen und Zeit.
    Er fand
Laura im hinteren Teil des Friedhofs, wo sie zwischen zwei verwitterten
Grabsteinen kniete. Er hielt an und beobachtete atemlos, wie sie das mysteriöse
Bündel aus ihrem Mantel schälte.
    Es war ein
großer Blumenstrauß – Rittersporn, Chrysan themen, Ringelblumen, Lilien und
Iris: alle mit eigener Hand von ihr im Garten geschnitten.
    Als sie am
Fuß jedes Steins einen farbenfrohen Strauß aufstellte, die einzelnen Blumen
liebevoll arrangierend, brach Nicholas über einem zerbröckelnden Grab zusammen
und fühlte sich wie der gemeinste Halunke. Laura war an diesen Ort gekommen, um
ihre Eltern zu ehren, und er hatte sie verfolgt, als wäre sie irgendeine
Verbrecherin. Wenn er nur eine Spur Anstand in seiner Seele hätte, würde er
sich zurückschleichen zum Friedhofstor und sie in ihrem Kummer in Ruhe lassen.
    Doch seine
Gier nach ihrer Nähe war größer als seine Scham. Also blieb er und sah zu, wie
sie sich vom Grab ihrer Eltern erhob und die übrigen Blumen zu ein paar Steinen
in der Nähe trug. Für die erste Inschrift hatte sie kaum einen Blick, doch
neben das zweite Grab kniete sie sich andächtig hin. Der Stein war neu, ohne
auch nur eine Spur von Bewuchs, die seine rau behauene Oberfläche beschädigt
hätte. Auch wenn das Sommergras noch keine Zeit gehabt hatte, die blanke Erde
zu bedecken, hielt bereits ein kleiner Alabaster-Engel Wache am Grab, die
runden kleinen Hände zum Gebet gefaltet.
    Seltsamerweise
war es

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