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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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konnte an nichts anderes denken als
an Nicholas.
    Sie
schwankte wie eine angetrunkene Waldelfe auf die Treppe zu. Die Stufen waren
mit Mörtel und Steinbrocken bedeckt. Als sie gerade über ein besonders ausgezacktes
Fragment stieg, hörte sie eine vertraute Stimme ihren Namen kreischen.
    Sie drehte
sich um und sah Lottie um die Ecke der Kirche stürmen, George hinterdrein.
Lotties Gesicht begann wie eine Wunderkerze zu strahlen, als sie ihre Schwester
sah, verfinsterte sich aber genauso schnell wieder. Die Kinder blieben
stolpernd stehen und starrten etwas an, das sich direkt hinter Laura befinden
musste.
    Die Dörfler
wurden mit einem Mal still. Die Glocken hörten zu läuten auf. Die Engel hörten
zu singen auf. Die Zeit selbst schien still zu stehen, als Laura sich nach
hinten umwandte. Die Staubwolke legte sich langsam und ließ einen Mann sehen,
der wie eine zerbrochene Puppe an der Kirchentür lag.
    »Nicholas?«,
flüsterte Laura.
    Sie fiel
neben ihm auf die Knie. Bis auf das Blut, das aus einem kleinen Riss an der
Augenbraue lief, sah er so friedlich aus, als schlafe er. Laura zwinkerte. Doch
das mysteriöse Objekt, das neben ihm lag, war tatsächlich ein
abgebrochener Engelsflügel. Sie wandte den Blick nach oben und begriff zum ersten
Mal, was eigentlich passiert war.
    Als die
Engelsfigur von der Brüstung gestürzt war, hatte Nicholas sie aus des Engels
unheilvoller Bahn gestoßen und deshalb das meiste selbst abbekommen.
    Während die
Dorfbewohner hinter ihr die Stufen hinaufschlichen, schob Laura die Hand unter
seine Weste. Sein Herz schlug fest und regelmäßig gegen ihre Handfläche, genau
wie damals im Wald.
    Erleichterung
überkam sie und endlich Freude, als seine Augen aufflatterten. Doch der
verwirrte Ausdruck in seinem Blick
versetzte ihr erneut einen Schreck. Wenn ein Schlag auf den Kopf ihm das
Gedächtnis geraubt hatte, hatte ein zweiter Schlag es dann vielleicht
zurückgebracht?
    Sie packte
ihn am Kragen des Fracks und schüttelte ihn sanft. »Erkennst du mich, Nicky?
Weißt du, wer ich bin?«
    Sie biss
sich auf die Unterlippe, während er sich mühte, ihr Gesicht zu fokussieren. Sie
spürte, wie die Dörfler mit ihr gemeinsam den Atem anhielten.
    »Natürlich
weiß ich, wer du bist.« Er schob ihr eine Rosenknospe vom Auge und auf seiner
Wange wurde das Grübchen tiefer. »Du bist meine Frau.«
    Laura warf
sich in seine Arme und lachte unter Tränen. Die Dörfler brachen in Jubel aus.
Mit Lauras Hilfe kam Nicholas auf die Beine und erntete erneutes Hurra.
    Laura
schlang die Arme um seine Hüften, als wolle sie ihn nie mehr fort lassen. »Du
hast mir den Schreck meines Lebens eingejagt! Ich dachte, du seiest tot.«
    »Red keinen
Unsinn, Süße. Ein Mann, der sich einer Kanonenkugel in den Weg wirft, lässt
sich nicht von einer Engelsfigur
erschlagen.« Er rieb sich die Schläfen und zuckte zusammen, als seine
Fingerspitzen die tiefe Schramme fanden. »Ich habe mich unter den Torbogen
geduckt, aber der Flügel hat mir einen Schlag verpasst.« Er schaute besorgt zur
leeren Brüstung hinauf. »Was glaubst du, hat den Sturz verursacht? Könnten es
die Glocken gewesen sein?«
    Bevor Laura
antworten konnte, schoben die Dörfler die beiden die Treppe hinunter auf den
Hof. Tooley Grantham klopfte Nicholas
so heftig auf die Schulter, dass der ins Stolpern geriet. Tom Dillmore
blinzelte Laura zu und sagte zu Nicholas: »Gut, dass Sie wieder auf den Beinen
sind, Kumpel. Ich wollte der kleinen Witwe nämlich schon mein Beileid
aussprechen.«
    Der Rest
von Lauras abgewiesenen Galanen tat es den beiden gleich und beglückwünschte
Nicholas Radcliffe zu seinem Mut und
seinen guten Reflexen. Im freudigen Chaos waren alle viel zu abgelenkt, um die
glänzende, schwarze Stadtkutsche zu bemerken, die gerade vor den Toren des
Kirchhofs vorfuhr.
    Die Witwe
Witherspoon stieß Laura den knochigen Ellenbogen in die Seite. »Aus dem Weg,
Mädchen! Du hast den Bräutigam schon geküsst, jetzt bin ich dran.«
    Was blieb
ihr anderes übrig, als Platz zu machen, damit die gackernde Witwe ihre
gespitzten Lippen auf Nicholas' Wange drücken
konnte? Nicholas stutzte, als er die Kutsche entdeckte, doch
Laura lachte nur. Zu erleichtert war sie, ihren Ehemann am Leben zu wissen,
als dass die Kutsche sie sonderlich neugierig
gemacht hätte. Auch dann noch nicht, als ein Lakai in goldener Livree vom
Kutschbock stieg und den mit einem prächtigen Wappen bemalten Schlag öffnete.
    Als zwei
monströse Kreaturen aus dem dunklen

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