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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zwinkerte, als ein rosafarbener Strumpf und dann ein Paar
Glacéleder-Schuhe an ihrer Nase vorbeiflogen.
    Von Lottie
war nur der kleine, rundliche Hintern zu sehen. Sie krabbelte auf Knien in
Lauras Kleiderschrank herum. Alle paar Sekunden warf sie dem wartenden George
wahllos irgendein Teil zu, damit der es fing und in die brokatene Reisetasche
stopfte, die offen auf der anderen Seite des Bettes stand.
    »Ich weiß
nicht, was die ganze Mühe soll«, sagte Laura, die Stimme so ausdruckslos wie
die Miene. »Sie lassen mich das Zeug doch eh nicht ins Gefängnis mitnehmen.«
    »Du gehst
nicht ins Gefängnis«, sagte Lottie grimmig und warf George ein verkrumpeltes
Nachthemd zu. »Du läufst weg.«
    Laura
seufzte. »Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber draußen vor der Tür
hat ein recht Furcht einflößender Lakai Position bezogen. Sollte ich an dem
vorbeikommen, was ich zweifelsohne nicht würde, dann bin ich mir sicher,
dass Seine Gnaden nur zu erfreut wären, einen seiner geifernden Höllenhunde
auf mich zu hetzen.«
    George
machte das Fenster auf, lehnte sich hinaus und begutachtete
die steil abfallenden Dachschindeln. »Wir könnten ein paar Laken zusammenknoten
und dich hinunterlassen.«
    »Das nenne ich eine brillante Idee«,
sagte Laura trocken. »Wenn ich mir den Hals breche, dann erspare ich ihm wenigstens
die Mühe, es selbst zu machen.«
    Lottie
hockte sich auf die Fersen und schaute fix und fertig ihren Bruder an.
    »Er kann
uns nicht auf ewig hier einsperren, müsst ihr wissen«, stellte George fest.
    »Und warum
nicht? Er ist ein reicher, mächtiger Mann. Er kann mit mir tun, was immer er
will.« Laura konnte ihr unwillkürliches Gezitter nicht ganz verbergen. »Selbst
wenn es mir gelänge, ihm zu entwischen, wo sollte ich hingehen? Er würde mich
überall finden.«
    Lottie sank
neben Laura aufs Bett und tätschelte deren eiskalte Hand. »Vielleicht ist es
noch nicht zu spät, ihn um Gnade anzuflehen. Wenn du richtig hübsch heulst,
vergibt er dir vielleicht.«
    Laura
wandte sich langsam ihrer Schwester zu. »Lady Eleanor hat mehr als sechs Jahre
lang um seine Vergebung gefleht. Ich konnte gar nicht mehr zählen, wie oft ich
sie seinetwegen habe weinen sehen. Aber er hat keinen Gedanken an sie verschwendet.«
Sie fing wieder an, die verblassten Veilchen auf der Tapete zu studieren. »Ich
weigere mich, einen Mann um Gnade zu bitten, der gar nicht weiß, was Gnade
ist.«
    »Du musst
es von der positiven Seite sehen«, sagte Lottie und lehnte den Kopf an Lauras
Schulter. »Vielleicht vergisst er jetzt ja alles, was ihm passiert ist, seit er das Gedächtnis verloren hat.«
    Laura
betrachtete den zarten Granatring, den Nicholas ihr vor weniger als einer
Stunde an den Finger gesteckt hatte. »Ich glaube, davor habe ich die meiste
Angst«, sagte sie und lehnte ihr dunkles Haupt auf Lotties goldenes.
    Zum
ersten Mal nach
über zwanzig Jahren stand Sterling Harlow, der siebte Duke of Devonbrooke,
wieder im Salon von Arden Manor. Er war nicht sicher, ob es die Erinnerung war
oder die Zeit, die ihn trog. Er wusste nur, dass der Raum einst größer gewesen
war und sonniger. Die gestickten Rosen auf den Kissen der Polsterbank waren rot
gewesen, nicht rosa, und Mutters geliebtem Pianoforte hatte auch kein Bein
gefehlt. Nicholas Radcliffe hatte von solchen Oberflächlichkeiten keine Notiz
genommen, aber Sterling Harlow sprangen sie förmlich an, genau wie der
hässliche Wasserfleck auf dem Stuckfries über der Tür.
    Er riss die
Türen des Sekretärs auf und schob die abgegriffenen Haushaltsbücher zur Seite.
Die Karaffe mit Brandy stand noch genau da, wo sein Vater sie immer versteckt hatte.
Seine Mutter hatte stets so getan, als wisse sie nichts davon. Sogar dann
noch, wenn Vater nach einer langen Nacht »über den Büchern« richtiggehend
taumelte, wenn er die Treppe hinaufstolperte. In den Kolumnen der Bücher gab
es ohnehin keine Zahlen zu lesen, weil Vater sowohl sein kleines Erbe als auch
Mutters Mitgift an einem der schäbigen Spieltische in Covent Garden verloren
hatte.
    »Möchtest
du einen Brandy?«, fragte er Thane. »Ich weiß, es ist noch früh am Tag, aber
ich glaube, an seinem Hochzeitstag hat ein Mann sich einen Trinkspruch
verdient.«
    »Soll mir
recht sein«, antwortete Thane und nahm Sterling das Glas ab. Der junge Marquess
of Gillingham hatte es sich auf der Bank am Fenster bequem gemacht und die
gestiefelten Beine übereinander geschlagen.
    »Er sollte
ein gutes Alter haben. Er hat

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