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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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wohl als Hausmütterchen bezeichnen«, sagte Jules. »Ich fürchte, ich bin ziemlich fade.«
    »Wohl kaum«, widersprach ihr Ralph.
    Jules bemerkte, wie warm, fast samten seine Augen waren.
    »Vor allem im Vergleich zu dir«, sagte sie. »Die Zoologie … die vielen Reisen in exotische Länder …«
    »So oft mache ich das nun auch wieder nicht«, erwiderte er.
    »Und hast du nicht gesagt, dass du Schlangen hältst?«, fragte Jules.
    »Nur eine Hand voll«, antwortete Ralph und grinste.
    Jules versuchte, sich daran zu erinnern, was er bei der Buchvorstellung gesagt hatte.
    »Irgendeine Art Python, nicht wahr?«, sagte sie und schauderte.
    »Zwergpythons, um genau zu sein«, führte Ralph aus. »Antaresia childreni.« Er sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht und grinste wieder. »Nette, harmlose kleine Kerle. Die meiste Zeit verstecken sie sich … eigentlich immer, wenn man sie in Ruhe lässt.«
    »Das klingt vernünftig«, bemerkte Jules trocken.
    »Ich nehme an«, sagte Ralph, »du würdest Asali vorziehen.«
    »Asali?«
    »Das ist Swahili und bedeutet ›Honig‹«, erklärte er. »Sie ist mein Hund.«
    »Bist du nicht gegen Fell allergisch?«, fragte Jules.
    »Zum Glück nicht gegen Asali«, sagte Ralph.
    Als Ralph zum ersten Mal von den Schlangen und seiner Liebe zu diesen Tieren gesprochen hatte, war Jules kurz der Gedanke gekommen, dass sie sich besser von ihm fern halten sollte. Dann aber hatte sie herausgefunden, dass Ralph – die Pythons einmal beiseite gelassen – ein vernünftiger, ganz normaler Mann zu sein schien. Seine Wohnung war schlicht möbliert und gemütlich, sofern Jules das Terrarium übersah. Außerdem hatte RalphRecht: Die Tiere waren wirklich kaum zu sehen. Und das einzige Dekor im Zimmer waren ein paar exotische afrikanische Gemälde und Skulpturen, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte.
    »Asali mag ich wirklich«, sagte Jules bei ihrem ersten Besuch in Ralphs Wohnung und kraulte den honigfarbenen Dackel hinter den Ohren. »Aber ich fürchte, mit deinen anderen Mitbewohnern werde ich mich nicht anfreunden.«
    »Das erwarte ich auch nicht von dir«, versicherte er ihr.
    »Der Typ scheint ein Spinner zu sein«, sagte Silas, als er zum ersten Mal von den Schlangen hörte.
    »Ganz und gar nicht.« Jules erinnerte sich an ihre eigene erste Reaktion und ermahnte sich, Silas’ Worte nicht überzubewerten. »Er ist sogar sehr nett. Er liebt einfach nur seine Arbeit und Tiere.«
    »Reptilien«, sagte Silas.
    »Er hat auch einen Hund.«
    »Trotzdem«, sagte Silas. »Ich denke, du solltest vorsichtig sein.«
    »Vorsichtig? Wieso? Seine Schlangen sind vollkommen harmlos.«
    »Das sagt er .« Silas hielt kurz inne. »Und da ist auch noch diese Allergie.«
    »Es ist seine Allergie«, erwiderte Jules, »und Allergien sind bekanntlich nicht ansteckend.« Sie blickte Silas ins Gesicht und sah aufrichtige Besorgnis in seinen Augen. »Wir gehen nur miteinander aus, Liebling.«
    »Du bist nicht viel rumgekommen, Schwesterlein.«
    »Nicht so viel wie du, das stimmt«, sagte Jules, »aber genug, um mir eine eigene Meinung zu bilden.«
    So umfassend seine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht auch sein mochten – Silas brachte nie eine Frau mit ins Haus in Muswell Hill. Stattdessen ging er zu ihnen oder nahm ein Hotelzimmer oder ging mit ihnen in sein Studio. Doch nie setzte eine Frau den Fuß über seine Schwelle, obwohl Jules ihm mehrmals angeboten hatte, zeitweise den Platz zu räumen, sollte er jemanden mitbringen wollen.
    »Das ist unser Haus«, hatte Silas jedes Mal gesagt. »Ich teile es nur mit dir und mit sonst niemandem.«
    Was, wie Jules erkannte, weder normal noch gesund war. Sie teilten zwar das Bett miteinander, aber da war nie mehr gewesen – natürlich nicht – als Nähe und Trost, wenn auch entschieden mehr Silas’ Trost als ihrer. Im Allgemeinen schlief Jules recht friedlich in dem großen Bett, doch es gab Nächte, da konnte sie nicht einschlafen und sehnte sich danach, allein zu sein. Wenn sie dann aber in ihr eigenes Zimmer schlich, wurde sie meist kurz darauf von Silas geweckt, der an die Tür klopfte und ihre Gesellschaft suchte.
    »Ich kann ja verstehen«, hatte er einmal in einer dieser Nächte gesagt, »dass du manchmal ein bisschen Freiraum brauchst, aber dann solltest du mich vorwarnen. Dann würde ich nämlich erst ins Bett gehen, wenn ich total erschöpft bin. So hätte ich wenigstens die Chance, ein bisschen Schlaf zu bekommen.«
    »Ich weiß, du kannst nicht ohne

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