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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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mich schlafen.« Jules war verzweifelt. »Aber du kannst offenbar nicht verstehen, dass ich nicht immer mit dir schlafen kann.«
    »Du bist jetzt doch auch wach«, sagte Silas.
    »Weil du mit mir redest!«, erwiderte Jules gereizt.
    Silas war schmollend aus dem Zimmer gestürmt, und weder er noch Jules hatte in der Nacht ein Auge zugetan.
    Nun würde das alles ein Ende nehmen.
    Dank Ralph.
    »Weiß er, dass wir zusammen schlafen?«, fragte Silas an einem Samstagnachmittag im März, einen Tag, bevor Ralph zum Essen ins Haus kommen sollte – und zwei Sonntage, nachdem er und Jules beschlossen hatten, zusammenzuziehen.
    »Nein.« Jules fürchtete sich jetzt schon vor dem ersten Treffen der beiden Männer.
    »Weil du glaubst, er würde es nicht verstehen«, sagte Silas.
    »Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt jemand verstehen würde«, erwiderte Jules.
    »Die haben alle nur schmutzige Gedanken«, sagte Silas.
    »Ralph hat keine schmutzigen Gedanken«, entgegnete Jules.
    »Ralph scheint ja wirklich perfekt zu sein«, sagte Silas spöttisch.
    »Niemand ist perfekt«, sagte Jules.
    Nachdem sie den Braten genossen und den Abwasch gemeinschaftlich durch drei geteilt hatten, waren die Gespräche lockerer verlaufen, als Jules befürchtet hatte. Ralph trug Asali – die nicht gerne selber lief – in den Garten und setzte sie auf den Rasen.
    »Pass auf den Teich auf«, sagte Silas.
    Und er beobachtete, wie seine Schwester das Gesicht verzog, während der Dackel über den Beton zur Eiche watschelte.
    Jules hasste die Terrasse noch immer. Sie ging nur selten dort hinaus, und schon seit langer Zeit kehrte siedem Teich den Rücken zu, wenn sie in der Nähe des Küchenfensters arbeitete.
    Meist kümmerte Silas sich um den Teich. Wie vorhergesehen hatten die Fische dank eines schwarz-weißen Katers aus der Nachbarschaft nur wenige Monate überlebt. Das Tier hatte regelmäßig am Rand des Teichs gehockt und ins Wasser gestarrt. Nachdem die Fische verschwunden waren und Frösche und Kröten ihren Platz eingenommen hatten, hatte Silas eine Zeit lang Interesse an dem Teich gefunden – als Fotograf – und mit verschiedenen Objektiven und Techniken experimentiert. Dann waren ihm die Frösche langweilig geworden, und er hatte wieder Fische eingesetzt und Patricias alten Rasensprenger umfunktioniert, um die Katze damit zu verjagen.
    »Ich weiß, du gehst nicht in seine Nähe«, hatte er zu Jules gesagt, als der Teich ein Jahr alt war und zum ersten Mal gründlich gereinigt werden musste. »Aber ich werde deine Hilfe brauchen, Schwesterlein. Wir müssen erst die Fische rausholen, den Teich dann leer pumpen und anschließend den Schlick rausschaufeln. Das ist zu viel Arbeit für einen allein.«
    »Können wir nicht jemanden kommen lassen?« Jules war schon bei dem Gedanken übel geworden.
    »Wir sollen Fremde da reinziehen?« Silas hatte den Kopf geschüttelt. »Das halte ich für keine gute Idee.«
    Und nun schnüffelte Asali um den Teich herum, und Ralph saß auf der Steinbank und streckte Jules die Hand entgegen.
    »Komm und setz dich zu mir«, sagte er.
    »Dafür ist es zu kalt«, erwiderte Jules kläglich.
    »Ich geb dir meine Jacke«, bot Ralph ihr an und zog sie aus.
    Es war das erste Mal, dass Jules sich auf die Bank setzte.
    Das erste und letzte Mal, schwor sie sich.
    Sie sah, wie Silas ihr Gesicht beobachtete.
    Später, als sie wieder allein waren, sagte Silas: »Dir ist doch wohl klar, dass du ihm niemals sagen kannst, was wir getan haben?«
    Ralph und Asali waren wieder nach Camden Town gefahren, weil Ralph noch dringend einen Essay schreiben musste, und Jules hatte gesagt, dass sie die Zeit vielleicht nutzen würde, um schon ein paar Dinge für den Umzug zu packen.
    »Aber wir haben doch nicht wirklich etwas getan«, sagte Jules langsam und nachdenklich. »Jedenfalls nichts Schreckliches. Das hast du damals selbst gesagt, Silas.«
    Wenn sein Inneres kalt war, wurden Silas’ Augen immer lichtundurchlässiger, bis sie wie Kieselsteine waren. Für jemanden wie Jules, die ihren Bruder gut kannte, waren seine Augen wie ein Barometer seiner Stimmungen.
    Jetzt waren seine Augen wieder wie Stein.
    »Was ich damals gesagt habe«, erklärte er, »wird jemand anders vielleicht nicht verstehen.«
    »Ralph ist nicht einfach ›jemand anderer‹«, wandte seine Schwester ein.
    »Ich weiß, dass du nie die Klügste warst, Jules«, sagte Silas, »aber du bist auch nicht dumm. Also tu jetzt nicht so.« Er sah, wie verletzt sie war. »Und

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