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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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schau nicht so entrüstet drein. Nicht wenn ich es bin, der verraten wurde.«
    »Verraten? Wie könnte ich dich denn verraten?«, fragte Jules, obwohl sie es natürlich wusste.
    »Das weißt du ganz genau«, antwortete Silas denn auch.
    »Vielleicht …« Sie zögerte kurz, fuhr dann aber fort: »Vielleicht ist es sogar das Beste, wenn ich mit Ralph zusammenziehe. In Bezug auf dich.«
    »Ach ja? Und wie das?«
    »Vielleicht ist es an der Zeit«, sagte sie leise, »dass du dir selbst jemanden suchst, Silas.«
    Seine Augen waren noch immer kalt wie Stein.
    »Du hast gesagt, dass wir immer zusammenbleiben«, erinnerte er sie.
    »Und so wird es auch sein.«
    Jules griff nach seiner Hand, doch er zog sie zurück.
    »Du bist genau wie sie«, sagte Silas.

13.
    Abigail war noch Jungfrau, als Silas sie zum ersten Mal liebte.
    »Ein Anachronismus«, sagte sie beschämt. Sechsundzwanzig Jahre und noch unberührt.
    »Ein Wunder«, entgegnete Silas.
    »Ein Freak«, sagte sie.
    »Sag das nie wieder«, widersprach er ihr entschieden.
    Abigail erinnerte sich wieder an die Bitte ihrer Mutter auf dem Totenbett. Sag das nie wieder. Selbst da noch war Francescas Liebe groß genug gewesen, ihr eine Zukunft zu wünschen.
    Und nun, viele Jahre später, war da Silas mit seinen bemerkenswerten Augen, die direkt in ihre Seele zu blicken schienen; Silas, der den Schmerz aus ihrem Herzen gerissen, ihn beiseite geworfen und seinen Platz eingenommen hatte.
    In jener ersten Nacht in seinem Haus, keine zwei Wochen, nachdem sie sich durch Zufall in der Wigmore Street kennen gelernt hatten, stellte Abigail sich vor, dass Silas mehr als nur ein Mann war, dass er sich in etwas Exotischeres verwandelte, während er sie auszog und mit den Händen über ihren Körper streichelte.
    Wie ein Adler, dachte sie, als er sie umschlang, oder wie ein Phönix, der vom Himmel hinunterglitt und sie in seine wunderbaren Flügel nahm. Abigail hatteeigentlich nie solche Fantasien gehabt; die Musik war die einzige Zuflucht gewesen, die sie sich erlaubt hatte.
    Aber jetzt nicht mehr.
    »Weißt du«, sagte Silas sanft, »dass du die erste Frau bist, die ich mit hierher genommen habe, in mein Bett? Du bist die erste Frau, die ich wirklich lieben wollte .«
    Abigail war selig, konnte ihm so recht aber weder das eine noch das andere glauben.
    »Zweifle nicht an mir, Abigail«, sagte Silas drängend.
    Er wusste, dass sie nicht einmal ansatzweise verstehen konnte, wie wichtig es war, was er ihr sagte. Die Wichtigkeit des Liebemachens an sich – er hatte so etwas nie zuvor erlebt, dieses außergewöhnliche Gefühl des Vertrauens und der Kraft, das echte Liebe ihm gab. Und natürlich konnte Abigail nicht wissen, was es für ihn bedeutete, sie hierher gebracht zu haben, in dieses Bett. Fast hätte er seine Meinung in letzter Minute noch einmal geändert. Plötzlich hatte er wieder die Worte seiner Mutter gehört – eklig, lächerlich – und flüchtig darüber nachgedacht, Abigail in ein anderes Schlafzimmer zu führen. Dann aber hatte er erkannt, wie armselig das gewesen wäre. Und Abigail hätte es bestimmt als seltsam empfunden, wenn nicht gar als geschmacklos – und das war das Letzte, was er wollte. Also hatte er Patricias Worte aus seinem Kopf verbannt und sich allein auf Abigail konzentriert.
    »Bitte, zweifle nicht an mir«, wiederholte er nun. »Niemals.«
    Abigail schüttelte den Kopf und blickte zu ihm hinauf. »Das werde ich nicht.«
    Sie fühlte die Kraft in ihm – und in sich selbst –, als ihr Körper all die neuen Entdeckungen machte. Ein paar Augenblicke lang, als er sie liebte, hatte sie beinahe dasGefühl, ein Felsbrocken habe sie getroffen, raube ihr den Atem, lösche jeden Gedanken aus und bringe alles zum Stillstand. Dann aber war das Gewicht verschwunden, und sie war ein neuer Mensch; alle Last schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Nun war Silas da.
    Sie hatte bei ihm gebeichtet, hatte ihm alles gestanden, und er hatte sie nicht zurückgewiesen, sondern es als Teil von ihr umarmt.
    Sie fühlte sich wie neugeboren.
    »Sag Jules, was du getan hast, Abigail«, forderte Silas sie auf, als er sie zum ersten Mal seiner Schwester vorstellte.
    Es war Ende Mai. Sie saßen am Küchentisch und tranken den kolumbianischen Kaffee, den Silas früher am Tag frisch gemahlen bei W. Martyn gekauft hatte, weil Abigail gesagt hatte, beim letzten Mal habe er ihr geschmeckt.
    »Nein«, erwiderte sie nun erschrocken und ein wenig verletzt.
    »Es ist völlig in

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