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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Ordnung«, versicherte Silas. »Jules weiß, wie man ein Geheimnis bewahrt.«
    Abigail bemerkte, dass Jules leicht errötete. Sie hatte die große, dunkelhaarige junge Frau mit den ausgeprägten Gesichtszügen auf Anhieb gemocht, obwohl sie sich sehr von ihrem Bruder unterschied, doch in diesem Augenblick sah Abigail, dass Silas auch eine gewisse Macht über Jules ausübte – und erneut überkam Abigail dieses prickelnde Gefühl, weil ein junger Mann, der eine solch liebevolle Macht besaß, wirklich etwas Besonderes sein musste.
    »Erzähl es ihr, Abigail-Abeguile«, sagte Silas.
    Es war das erste Mal, dass er sie so nannte, und sie liebte es. Doch sie schwieg.
    »Dann werde ich es für dich erzählen«, sagte Silas.
    Silas erzählte ihre Geschichte mit einer solchen Sicherheit und so detailliert, dass Abigail – teils entsetzt, teils erheitert – glaubte, es sei eine Geschichte, die er schon viele Male gehört hatte, ja, an der er vielleicht sogar beteiligt gewesen war.
    Es war an einem 15. August gewesen, dem fünfunddreißigsten Geburtstag ihrer Mutter. Abigails Eltern hatten nach Edinburgh fahren wollen, um dort im George Hotel zu Mittag zu essen und anschließend zum Nachmittagskonzert in der Usher Hall zu gehen, auf das Francesca Allen sich schon seit Wochen gefreut hatte. Francesca trug das schlüsselblumengelbe Seidenkostüm, das Douglas ihr zum dreißigsten Geburtstag gekauft hatte. Das lange buttergelbe Haar (von derselben Farbe wie Abigails und seinem eigenen nicht unähnlich, erzählte Silas seiner Schwester, als hätte er Francesca Allen selbst gesehen) hatte sie zu einem französischen Zopf geflochten und hochgebunden. Dougie wiederum, der in seinem besten Anzug und mit Krawatte wirklich gut aussah, sehnte sich bereits danach, die Sachen wieder in den Schrank zurückhängen zu können.
    Beide blickten auf die Uhr und warteten auf Abigail.
    In letzter Zeit schienen sie ständig auf ihre Tochter warten zu müssen.
    Abigail war inzwischen dreizehn, und die hormongetriebene Rebellion hatte sie im Griff. Sie war es leid, fügsam zu sein, hatte die Nase voll davon, die Brave zu spielen, und ließ ihre Eltern bei jeder Gelegenheit wissen, dass sie fast nur noch an Eddie Gibson dachte.
    Eddie Gibson, sechzehn, schmalhüftig, mit glänzender schwarzer Haartolle und kräftigen, sonnengebräunten Armen, fit und schlank von der Arbeit im Hof der Autowerkstatt seines Vaters, vier Meilen von Allen’s Farm entfernt. Seit Abigail ihn zum ersten Mal gesehen hatte, bekam sie ihn nicht mehr aus dem Kopf, und in ihrem Körper herrschte ein solches Durcheinander, wie sie bisher nicht gekannt hatte.
    Eddie hatte zu allem eine Meinung.
    Eddie sagte, Landwirtschaft sei Müll. Eddie sagte, es sei schlicht Heuchelei, sich um Lämmer zu kümmern, wenn diese doch nur zu Braten verarbeitet wurden. Eddie sagte, er hätte einmal ein Cello gehört, und es habe für ihn wie eine Kuh in den Wehen geklungen; deshalb sei es reine Zeitverschwendung, wenn Abigail weiter übte, nur um ihrer Mutter zu gefallen.
    »Man muss sein Leben leben«, sagte Eddie, »alles andere ist unwichtig.«
    Francesca und Dougie hatten Abigail und Eddie nur einmal zusammen gesehen, doch beide hatten sofort eine dunkle Vorahnung gehabt und ihrer Tochter gesagt, sie dürfe Eddie nicht wiedersehen.
    »Bestimmt wegen dem Motorrad«, sagte Eddie zu Abigail. »Die haben was gegen mein Motorrad.«
    Das Motorrad war eine alte schwarze Triumph, die Eddie und sein Vater von einem Schrottplatz gerettet und restauriert hatten.
    »Mein kleines Biest«, nannte er das Motorrad und küsste Abigail.
    Der Kuss ließ sie dahinschmelzen.
    Er ließ sie dahinschmelzen.
    Und auch das Motorrad, seine Kraft und das Gebrüll der Maschine.
    Eddie küsste sie erneut.
    Nur Küsse, nie mehr – noch nicht jedenfalls.
    »Für mehr bist du noch zu jung, Abby«, sagte er.
    »Bin ich nicht«, widersprach sie und warf die Haare zurück.
    »Du bist sagenhaft«, sagte Eddie, »und du bist eine gute Küsserin, aber du bist erst dreizehn.«
    »Warum sollte das etwas ausmachen?«, fragte Abigail.
    Er lachte. »Frag mal deine Eltern.« Er zerzauste ihr das Haar und grinste schelmisch. »Nee, vielleicht besser doch nicht.«
    Der Geburtstagsausflug war schon seit Monaten geplant, und selbst Dougie freute sich darauf – trotz des steifen Kragens und der Krawatte.
    Nicht jedoch Abigail. Sie hatte andere Pläne.
    Eine einmalige Einladung von Eddie, mit ihm auf dem »kleinen Biest« zu fahren.
    »Muss

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