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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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geantwortet hatte, das würde sie vielleicht trösten. Doch sie hatte ihm gesagt: »Nein. Nicht mich.«
    Da hatte er sie angeschaut. Auf seltsame Art, wie sie sich jetzt erinnerte.
    Und das war auch der Augenblick gewesen, da diese merkwürdige Veränderung bei ihm begonnen hatte.
    In jener Nacht, kurz nachdem er eingeschlafen war – was Abigail an seiner Atmung leicht erkennen konnte –, lag sie neben ihm in ihrer ganz eigenen Finsternis und dachte über seine ausgeprägte Eifersucht und sein Besitzdenken nach.
    Wieder erschien Charlies Gesicht vor ihrem geistigen Auge.
    Geh weg, Charlie. Sie drehte eine Ecke des Federbetts in ihrer Hand und drückte zu, doch nicht so hart, dass dieBewegung Silas geweckt hätte. Bitte, Charlie, nur für eine Weile.
    Sie versuchte noch immer, sich in Bezug auf diesen Schrecken etwas vorzulügen. Sich einzureden, dass es trotz aller Beweise eine Erfindung war, was Silas ihr erzählt hatte, dass er bloß ein grausames Spiel mit ihr gespielt hatte – wie auch mit Maggie Blume. Sie sagte sich immer wieder, dass es ein echter Raubüberfall gewesen war und er irgendwie davon erfahren hatte, um dann so zu tun, als wäre er der Täter gewesen. Vermutlich war auch nicht wirklich Blut auf der Kleidung gewesen, die sie verbrannt hatten.
    Nur um mir wehzutun.
    Besser als Charlie wehzutun.
    Charlie zu töten.
    Silas war eifersüchtig auf Charlie gewesen.
    Und Charlie war tot.
    Dann hatte Maggie Blume angefangen, Fragen zu stellen.
    Und Maggie Blume war getötet worden.
    Bei einem Unfall. Das war bestätigt.
    Und Paul Graves war – angeblich – im Garten begraben.
    Abigail erinnerte sich, was Silas darüber gesagt hatte, wie sein Vater gestorben war, nachdem sie etwas von wegen »natürlichen Ursachen« erwähnt hatte.
    »Er hat aufgehört zu atmen«, hatte Silas gesagt. »Ich nehme an, das ist natürlich genug.«
    Vergiss sie, sagte Abigail sich jetzt, als sie in dem dunklen Zimmer lag.
    Vergiss Paul Graves und Charlie und Maggie.
    Konzentriere dich auf dich selbst … auf das, was mit dir passiert ist.
    Und auf das, was Silas heute nach dem Mittagessen gesagt hat.
    Über die Kirche.
    Er weiß es, dachte sie. Er weiß von Vater Moran.
    Silas bewegte sich neben ihr im Bett, stöhnte leise und lag dann wieder ruhig.
    Wenn er von meinen Besuchen in St. Peter weiß, dachte Abigail weiter, wenn er von den Teenachmittagen im Pfarrhaus weiß, bedeutet das, dass er mich beobachtet hat.
    Dass er mir gefolgt ist.
    Und wenn er ihr gefolgt war, aber nichts davon erzählt hatte, hieß das wiederum, dass er eifersüchtig geworden war.
    Auf einen Priester?
    Einen gut aussehenden, jungen Priester.
    Das war die Antwort, die ihr einfiel. Die Antwort auf die Frage, die sie sich früher gestellt hatte:
    Warum sollte er so etwas tun?
    Wegen seiner Eifersucht.
    Weil er sie mit einem anderen, attraktiven Mann gesehen hatte.
    Weil eine blinde Frau …
    Hör auf damit.
    Weil eine blinde Frau nicht sehen konnte.
    Keine anderen Männer sehen könnte.
    Abigail fühlte sich plötzlich sehr, sehr krank. Hitze schoss ihren Nacken hinauf, breitete sich in ihrem Gesicht aus. Schweiß strömte ihr über den Rücken, sickerte zwischen ihren Brüsten hindurch, und sie glaubte, dass sie tatsächlich krank wurde.
    Instinktiv streckte sie die Hand nach der Nachttischlampe aus – dann erinnerte sie sich daran, dass es sinnlos für sie war, das Licht anzuschalten.
    Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf; sie konnte es nur mühsam unterdrücken.
    Neben ihr rührte Silas sich erneut.
    Atme tief durch, Abigail. Tief durchatmen.
    Langsam atmete sie ein und aus, ein und aus.
    Der Schweiß auf ihrem Gesicht und Körper wurde kalt und trocknete, und die Übelkeit wich mit der schlimmsten Panik, als sie eine Entscheidung traf.
    Morgen würde sie Vater Moran anrufen.
    Sie würde ihm sagen, was geschehen war, und ihre Ängste mit ihm teilen.
    Und sie würde ihn um Hilfe bitten.

38.
    Es war schwer, auch nur eine Minute für sich selbst zu bekommen.
    Silas war mehr als ihr Helfer. Er hatte sich selbst in ihren Schatten verwandelt – und das Problem war, dass sie ihn tatsächlich noch immer sehr brauchte.
    »Schau nur, wie sehr du mich brauchst«, hatte er mehrere Male gesagt.
    Das war vielleicht noch ein Motiv, dachte Abigail nun.
    Er wollte sie von sich abhängig machen.
    »Ist schon gut«, sagte sie zu ihm nach einem Mittagessen – nachdem er ihr ein Sandwich gemacht, es ihr serviert und anschließend alles abgeräumt hatte, bevor

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