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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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trotz ihrer Taten liebte …
    … oder vielleicht sogar gerade deshalb.
    Sie waren Seelenverwandte. Das perfekte Paar.
    Abigail musste lernen, dass niemand sich ihrer perfekten Beziehung in den Weg stellen durfte, besonders nicht andere Männer.
    Die Zeit, die sie nun zusammen verbringen mussten, würde Abigail – so hoffte Silas – zu der Erkenntnis führen, dass er das Einzige war, was sie brauchte und je brauchen würde.
    Als er das geplant hatte, war ihm bewusst gewesen, welches Risiko er einging. Ihm war klar gewesen, dass ihre Augen noch weit schlimmer hätten verletzt werden können, dass sie hätte erblinden oder für immer hätte entstellt sein können … und bei dieser Vorstellung hatte es ihm das Herz zerrissen.
    Aber alles hatte nun mal seinen Preis.
    Außerdem schienen die Ärzte optimistisch zu sein, was die Prognose betraf. Irgendwann würde Abigail wieder sehen können, und auch Narben würden kaum zurückbleiben.
    Irgendwann würde Abigail wieder wunderschön sein …
    … und sie würde andere Männer anschauen und die Männer sie …
    Überquere diese Brücke …

37.
    »Ich wünschte, ich könnte rausgehen«, sagte Abigail.
    Es war Anfang November. Sie war nun schon zehn Tage zu Hause, und allmählich fiel ihr die Decke auf den Kopf.
    Die ersten paar Tage waren schwer gewesen; aber da sie in einer Art Nebel lebte, stand außer Frage, dass sie jeder Hilfe bedurfte, die Silas ihr geben konnte. Außerdem empfand sie seine zärtliche Entschlossenheit, »ihre Augen« zu sein, wie er es gerne nannte, in diesem frühen Stadium fast schon rührend. Aber eben nur fast. Auch wenn er die Verantwortung für die Situation trug, waren seine Schuldgefühle derart ausgeprägt, dass sie ihm bisweilen Trost spenden musste anstatt andersherum – Trost, der zweimal sogar dazu führte, dass sie sich liebten, und auch dabei war Silas zärtlich, fürsorglich und achtete peinlich genau darauf, ihre Augen nicht zu berühren.
    Am zehnten Tag jedoch fühlte sie sich von seiner entschlossenen Fürsorge fast wie gefangen und drehte fast durch.
    »Sicher können wir rausgehen«, sagte Silas. »Wo würdest du gern hin?«
    Sie waren in der Küche, wo er gerade ein Omelett zum Lunch gemacht und Abigail wiederholt entmutigt hatte, ihm zu helfen. Nun wusch er ab und räumte auf.
    »Ich habe gemeint, allein«, sagte Abigail. »Nur ein Spaziergang.«
    »Das kannst du nicht«, erwiderte Silas. »Offensichtlich.«
    »Ich weiß, Silas«, sagte sie. »Ich habe ja auch nur gesagt, ich ›wünschte‹.«
    Er sah ihren untröstlichen Gesichtsausdruck und empfand erst Mitleid, dann Verärgerung ob ihrer Undankbarkeit.
    »Ist dir denn noch immer nicht klar, wie Leid es mir tut?«, fragte er.
    »Wie könnte mir das nicht klar sein?«, antwortete Abigail. »Du hast es mir ja oft genug gesagt.«
    »Ich hoffe, ich habe mehr getan, als es dir nur zu sagen«, sagte er. »Ich habe alles versucht, um dir zu helfen, und mir eine Menge Aufträge durch die Lappen gehen lassen, nur um nach dir zu sehen.«
    »Jules wollte auch helfen kommen«, sagte Abigail. »Aber du hast sie nicht gelassen.«
    »Sie hat den Laden, Olli und Ralphs stinkenden alten Hund«, entgegnete Silas. »Außerdem bin ich dein Mann, nicht Jules.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«, fragte Abigail gereizt.
    Silas biss sich auf die Lippe und zählte in Gedanken bis fünf.
    »Wenn du in der Lage wärst«, sagte er in gefälligem Ton, »alleine das Haus zu verlassen, wo würdest du hingehen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Abigail. »Irgendwohin.«
    Silas betrachtete aufmerksam ihr Gesicht.
    »In die Kirche vielleicht?«, fragte er.
    Von dieser Sekunde an wusste sie es.
    Natürlich konnte sie nicht sicher sein, aber vielleichtwollte sie das auch gar nicht. Sie wollte es nicht wissen.
    Sie wollte einfach nicht glauben, dass er zu so etwas fähig war.
    Dass er sie – sie  – absichtlich verletzte.
    Warum sollte er so etwas tun?, fragte Abigail sich wiederholt.
    Das würde Silas niemals tun, lautete jedes Mal die Antwort, an die sie verzweifelt zu glauben versuchte.
    Aber seine Frage war doch sicher irgendeine Art Warnung, oder?
    Abigail erinnerte sich, dass er sie an dem Tag, da er sie zu Allen’s Farm gebracht hatte, auch irgendetwas über die Kirche gefragt hatte, kurz nachdem sie den Friedhof verlassen hatten, auf dem ihre Eltern begraben lagen. Er hatte irgendetwas darüber gesagt, in der Zukunft gemeinsam zu gehen, und sie hatte ihn gefragt, warum, worauf er

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