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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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hat für zusätzlichen Stress gesorgt. Zuerst habe ich mir Sorgen gemacht, ich könnte zu unserem Dinner zu spät kommen, und dann bin ich wohl so sehr in der Arbeit versunken, dass ich die Uhr aus den Augen verloren habe. Ich habe schlicht vergessen, dass du bei Loch Fyne schon auf mich gewartet hast …«
    »Aber ich habe gerufen, bevor ich das Zimmer betreten habe«, sagte Abigail. »Zweimal.«
    »Ich hab dich nicht gehört«, sagte Silas. » Offensichtlich nicht, sonst …«
    Er brach wieder in Tränen aus.
    »Um Himmels willen«, sagte Abigail, »hör auf damit.«
    »Entschuldige«, sagte Silas, riss sich zusammen und fuhr fort.
    Er sei noch immer auf seine Arbeit konzentriert gewesen, erzählte er, als sie die Tür zur Dunkelkammer geöffnet habe, und er habe ihre Stimme nicht gehört, sondern plötzlich einen kalten Luftzug gespürt. Da habe er schreckliche Angst bekommen und gesehen, wie die Tür aufging.
    »Es war ein Reflex. Ich habe mir das Erstbeste geschnappt, das ich in die Finger bekommen konnte.«
    »Entwickler«, sagte Abigail. »Das hat man mir schon gesagt.«
    Ihr war übel geworden, als sie das gehört hatte, und ihr war auch jetzt noch schlecht. Einige Entwickler, das wusste sie, waren alkalisch, und alkalische Substanzen waren schlimmer für die Augen als Säure. Abigail wusste das, und Silas wusste es sicherlich auch; deshalb musste er halb von Sinnen gewesen sein, dass er nach dieser Flüssigkeit gegriffen hatte.
    »Ich weiß«, sagte Silas. »Aber die Ärzte meinen, dass es ein wenig geholfen hat, als ich dir die Augen ausgewaschen habe. Gott sei Dank!«
    »Ich hatte dir gesagt, du sollst mir die Augen auswaschen«, sagte Abigail.
    »Nein«, widersprach Silas. »Hast du nicht. Du hast nur geschrien.«
    »Ich bin sicher, dass ich dir gesagt habe, du sollst Wasser holen.«
    »Ganz bestimmt nicht. Du bist verwirrt, Liebling. Das ist nur verständlich.«
    »Blindheit«, sagte Abigail mit schroffer Stimme, »kann einen schon mal ›verwirren‹.«
    »Sag das nicht«, flehte Silas. »Du wirst nicht blind.«
    Die Polizei kam erneut. Abigail erzählte ihnen, wie übernervös Silas seit dem Einbruch geworden war und dass sie ganz sicher sei, dass er niemals den Entwickler geworfen hätte, hätte er auch nur die leiseste Ahnung gehabt, dass sie in die Dunkelkammer gekommen war.
    »So oder so«, sagte die Polizistin, »einem Menscheneine solch ätzende Flüssigkeit ins Gesicht zu schütten ist eine Straftat.«
    »Aber er hat geglaubt, er sei in Gefahr«, sagte Abigail. »Außerdem weiß ich, dass es ein Unfall war. Deshalb werde ich keine Anzeige gegen ihn erstatten.«
    Die Beamten gingen wieder.
    Und Abigail wunderte sich über ihre Loyalität.
    Und über ihren Verrat an Charlie.
    In ihrer neuen, halbdunklen Welt sah sie Silas’ Gesicht und das ihre umso klarer – und das machte das Ganze nur noch unerträglicher.
    Geht weg, sagte sie stumm zu Charlie und seiner Schwester.
    Bitte, sagte sie zu ihren Eltern und zu Eddie, lasst mich in Ruhe.
    »Wie konntest du etwas so Schreckliches und Dummes tun, Silas?«, fragte Jules, als sie nach ihrem ersten gemeinsamen Besuch das Krankenhaus verließen.
    »Hör mal, ich fühle mich auch so schon mies genug, ohne dass du es noch schlimmer machst.« Mit vor Verlegenheit glühenden Wangen blickte er zu einem vorbeikommenden Arzt.
    »Im Augenblick ist es mir scheißegal, wie du dich fühlst«, erwiderte Jules. »Es ist die arme Abigail, um die ich mir Sorgen mache. Du lieber Gott, sie könnte erblinden!«
    »Bitte«, jammerte Silas, »sag das nicht. Ich kann das nicht ertragen.«
    Jules blieb auf dem Bürgersteig stehen und starrte ihn angewidert an. »Du solltest es aber ertragen, verdammt noch mal«, sagte sie. »Sie braucht dich jetzt.«
    »Ich weiß«, erwiderte Silas. »Dass ich mich um siekümmern kann, solange sie mich braucht, ist das einzig Gute an der ganzen Sache.«
    »Das einzig Gute ?«, sagte Jules ungläubig. »Abigail hat schreckliche Schmerzen, und sie muss furchtbare Angst haben. Es gibt nichts annähernd Gutes an dieser ganzen Geschichte.«
    »Ich weiß, Jules«, sagte Silas. »Das brauchst du mir nicht zu sagen.« Sein Blick wurde kälter. »Und du hast keinen Grund, mir die Worte im Mund umzudrehen.«
    »Dann hör auf, so verdammt selbstsüchtig zu reden«, sagte Jules.
    Auch wenn ihr linkes Auge mehr von der Chemikalie abbekommen hatte als das rechte, hatte die Hornhaut in beiden Fällen Verbrennungen dritten Grades erlitten, wie Abigail von

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