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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Worte aufzunehmen. »Haben se mir verstanden?«, fragte er irritiert, weil sie nicht reagierte.
    »Na jut, is dat dann alles?«, fragte er ungeduldig. Zitternd nahm sie das Kästchen an sich. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass all die zärtlichen E-Mails, die er ihrgeschrieben hatte, nur dem Zweck gedient hatten, sie hierherzulocken. Wie vielen Frauen hatte er dieselben Nachrichten geschickt? Und wie viele mochten auf ihn hereingefallen sein? Sven war keinen Deut besser als Tom Henning. Im Gegenteil. Er war viel älter, als Tom es damals gewesen war. Das machte sein Verhalten nur noch schlimmer.
    »Elender Mistkerl«, sagte sie enttäuscht und klemmte sich wütend die Kiste unter den Arm.
    »Watt?«
    »Eine Verzweifelte, die nur mal eben durchge …« Sie verschluckte das Wort und drehte sich entschlossen um.
    »Ick … watt?«
    Erst als sie an der Tür angekommen war, drehte sie sich noch einmal um, wohl wissend, wie verächtlich der Blick war, den sie ihm nun zuwarf, und verließ erhobenen Hauptes den Laden. Sven, der noch immer nicht ahnte, dass sie sein Blind Date war, würde nie wieder etwas von ihr hören. Darauf konnte er wetten.

    Alexia schlüpfte aus ihren Sandalen, gab Karli sein Abendbrot und warf eine Portion Tiefkühlgemüse in eine Pfanne. Sie versuchte, nicht mehr an Sven zu denken, was sich als alles andere als einfach herausstellte. Während das Gemüse vor sich hinbrutzelte, ging sie in ihr Schlafzimmer, um ihre neue Schatulle in die Vitrine zu stellen. Zuerst hätte sie das verdammte Ding am liebsten weggeworfen, weil es sie an Sven erinnerte. Aber immerhin hatte sie dafür den stolzen Preis von 50 Euro bezahlt. Außerdem war es ein schönes Stück. Mit den Fingern fuhr sie über die Beschläge. Diegoldenen Ecken sahen aus wie Dämonenschädel mit großen Mäulern, dünnen Augenschlitzen und je zwei Hörnern am Kopf. Im Laden war ihr das gar nicht aufgefallen. Um die Köpfe herum rankten sich mehrköpfige Schlangen, die sich gegenseitig in die Schwanzenden bissen. In das dunkle Holz waren seltsame Zeichen gekerbt. Einige erinnerten an asiatische Schriftsymbole. Andere konnte sie überhaupt nicht zuordnen. Neugierig öffnete sie den Deckel, denn sie erinnerte sich, wie sie im Laden ein Rappeln in der Schatulle gehört hatte. Aber zu ihrer Enttäuschung war das Kästchen leer. Sie hob die samtene Fütterung hoch. Vielleicht war ein Ring oder ein Halsband daruntergerutscht. Ihre Finger tasteten über den hölzernen Boden. Fehlanzeige. Womöglich hatte Sven das Stück entdeckt und zurückbehalten. Zuzutrauen wäre es ihm. Ein Mann, der so schamlos lügt, betrügt sicherlich auch seine Kunden.
    Aus der Küche hörte sie nun lautes Zischen und Brutzeln, stellte die Schatulle schnell in die Vitrine und beeilte sich, das Gemüse zu wenden. Wenige Augenblicke später kam sie mit einem gefüllten Teller in das Zimmer zurück, setzte sich auf das Bett und nahm eine Gabel von der noch immer recht knackigen Mischung aus Blumenkohl, Möhren und Brokkoli. Alexia hatte gerade die Gabel in den Mund gesteckt, als ihr plötzlich unendlich kalt wurde. Rasch wickelte sie sich eine Daunendecke um die Beine, doch es half nichts. Die Kälte schien sich im ganzen Zimmer auszubreiten, und Alexia zitterte am ganzen Körper.
    Irritiert blickte sie zum Fenster. Doch das war geschlossen. Auch Karli schien den leichten Wind zu bemerken und versteckte sich unter dem Bett. Alexia zog die Decke bis zu ihren Knien hoch, als sie plötzlich das unbestimmte Gefühl überkam,beobachtet zu werden. Dabei war außer Karli niemand da. Sie war allein in ihrem Zimmer.
    Es schien ihr, als hätten die Möbel, die Wände und selbst die Bilder Augen und Ohren bekommen. Ihr Herz schlug schneller, und sie spürte, wie ihre Hände immer feuchter wurden, so dass sie kaum noch die Gabel richtig halten konnte. Verunsichert stellte sie den Teller beiseite, trat ans Fenster und blickte hinaus. Aber auch dort war niemand zu sehen. Die Wiese vor ihr war leer. Nur in der Ferne sah sie ein einsames Pärchen über die Parkwege spazieren. Was war nur los mit ihr?
    »Alexia, du hast eine blühende Phantasie«, versuchte sie sich zu beruhigen. Aber sicherheitshalber ging sie zu ihrer Wohnungstür und schloss ab. Als sie in ihr Zimmer zurückkam, spürte sie eine leichte Vibration des Bodens unter ihren nackten Füßen. Alexia hielt den Atem an. Es fühlte sich an, als würde sich jemand in ihrem Zimmer bewegen. Der Parkettboden gab nach wie unter

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