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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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stammelte eine Entschuldigung und war sich nicht mehr sicher, ob sie ihre Identität lüften sollte. Dann aber überkam sie der Gedanke, dass er sich womöglich nur deshalb so absonderlich verhielt, weil er aufgeregt war. Das hatte er doch sogar in seiner letzten E-Mail geschrieben. Ihm flatterte das Herz, wenn er an ihr Treffen dachte, und er hoffte inständig, dass sie ihn mögen würde. Jeder reagierte auf den Stress anders. Der eine wurde stiller, der andere lauter. Sicherlich war er trotzdem sehr nett. Zugegeben, seine Aufmachung war gewöhnungsbedürftig. Und seine laute Stimme klang etwas unangenehm. Aber in seinen Mails hatte er so viele gute Eigenschaften offenbart, dass sie nicht glauben wollte, dass dies seine einzige Seite war.
    »Ick bitt se, jetzt suchen se sich watt aus und verschwinden se.« Er klang immer noch sehr gereizt. Da klingelte erneut das Telefon. »Watt denn nu schon wieder. Ach, du bist’s, Fritz. Nee, die Kleene is noch nich da. Du, ick sag dir, ick bin echt schon nervös. Hoffe, dass ditt alles jut klappt.«
    Als Alexia das hörte, konnte sie nicht anders, als zu schmunzeln. Hatte sie also doch recht gehabt. Der große Bär war einfach nur aufgeregt. Aber dafür gab es doch keinen Grund. Sie sollte sich ihm zu erkennen geben und ihm zeigen, dass sie nett und verständnisvoll war. Und dass erwirklich keine Sorge haben müsste. Da fiel ihr Blick auf eine Schatulle, die in dem Regal auf der gegenüberliegenden Seite stand. Sie sah hübsch aus, klein, edel, mit goldenen Beschlägen. Sicherlich konnte man sie hervorragend als Schmuckkästchen gebrauchen. Vorsichtig nahm sie das Stück heraus und begutachtete es von allen Seiten. 50 Euro wollte Sven dafür haben. Ein ordentlicher Preis. Das Schildchen auf der Unterseite der Kiste verriet, dass sie aus dem späten 17. oder frühen 18. Jahrhundert stammen musste. Alexia liebte alte Sachen, und dieses Kästchen hatte es ihr auf den ersten Blick angetan. Es sah herrlich aus. Sie versuchte es zu öffnen, doch es war abgeschlossen. Vorsichtig hielt sie es ans Ohr und schüttelte es. Ja, da war etwas drin. Sie hörte es deutlich gegen die Innenseiten schlagen. Womöglich ein altes Schmuckstück?
    »Ick weess, ick sollt mir dit nich so zu Herzen nehmen, aber du kennst mir doch, ick kann eben auch nich aus meener Haut.« Sven hatte bemerkt, dass sie sich etwas ausgesucht hatte, und winkte sie zum Ladentisch.
    »Jeben se mal her«, sagte er und klemmte sich den Hörer zwischen Kinn und Schulter. »Nee, nich du, Fritz, ick sprech hier mit ner Kundin.«
    Alexia brachte ihm das Kästchen in der festen Absicht, ihm zu sagen, wer sie war, sobald er aufgelegt hatte. Sie schob ihm einen 50-Euro-Schein zu, und Sven nahm ihn an, knüllte ihn zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche, bevor er den Verschluss des Kästchens genauer untersuchte. Dann nickte er ihr zu und ging mitsamt des Telefons und der Kiste in einen Hinterraum, von wo aus sie ein lautes Knacken vernahm.
    »Ja, du, ditt is so eene, die janz verzweifelt is«, sagte er lautgenug, dass sie es hören konnte. Alexia traute ihren Ohren nicht. Sie musste sich verhört haben. Eine Verzweifelte? Sie? Ihr Puls begann zu rasen. Ungläubig starrte sie in Richtung Hinterzimmer.
    »Jenau, ick denk ma och, dasse total dankbar sein wird, wenn wa beede se mal so richtig rannehmen. Die hat sicher lange keenen mehr jehabt. Solche Weiber kenn ick. Die kriegen nich jenug. Aber ditte is unser Glück, ne. Du, aber ick kann jerade nich so offen sprechen, ick hab hier ne Kundin wie jesagt … Jenau, du kommst, sagen wa mal, um halb dazu, janz zufällig natürlich, und dann schauen wa mal, watt ditt Miezchen so von uns zwee Mannsbildern hält.« Er lachte. Es war ein tiefes, unangenehmes Lachen, bei dem sich ihre Nackenhärchen aufstellten. Wut stieg in ihr auf. Was war nur aus ihrem Sven geworden? Hatte er ihr die ganze Zeit über nur etwas vorgespielt? Erst jetzt merkte sie, dass sich ihre Hände vor Zorn zu Fäusten geballt hatten.
    »Klar, hab ick mir untenrum jewaschen, ick bin doch een Jentlemann, der weess, watt sich jehört … Jau, is jut … Bis später, Kumpel.«
    Sven kam zurück, stellte das Telefon auf den Ladentisch ab und reichte ihr das Kästchen. »Ick hab dafür keenen Schlüssel jehabt, deswegen hab ick Ihnen dit Schloss uffjebrochen«, erklärte er und deutete mit einem schmutzigen Zeigefinger zum nun gelösten Verschluss. Sie starrte ihn mit großen Augen an, kaum dazu in der Lage, seine

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