Teuflische Lust
Hobbyfotograf.«
»Das kann ich sehen. Und du hast dich auf Aktbilder spezialisiert.«
Er nickte zögerlich. »Tut mir wirklich leid, Tanja. Für mich sind das nur harmlose Fotos. Wenn ich gewusst hätte, dass dich das so stört, dann …«
Harmlose Fotos, die er als Wichsvorlage benutzte. Ihre wütende Erregung kehrte zurück. Was war ihm nur in den Sinn gekommen? Genügte sie ihm nicht? Brauchte er wirklich diese Bilder, um auf Touren zu kommen?
»Vielleicht bist du einfach noch nicht bereit für eine neue Beziehung?«, unterbrach sie ihn und ging zu seinem Bett, auf dem ihre Sachen lagen, und schlüpfte in ihre Unterwäsche. Erst als sie den Slip hochzog, merkte sie, dass sie ihn falschherum angezogen hatte. Das Schild baumelte vorne. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
»Was hast du vor, Tanja?«, fragte er besorgt und stand miteinem Schritt neben ihr. »Willst du mich verlassen?« Seine großen, warmen Hände legten sich auf ihre Schultern. Es war eine Berührung, die sie unter anderen Umständen genossen hätte. Nun schien es ihr, als versuchte er sie festzuhalten, doch Tanja befreite sich aus seinem Griff und zog ihre Jeans an.
»Ich weiß es nicht«, gab sie zu. Sie fühlte sich benutzt und irgendwie schmutzig. Trotzdem hielt sich ihr Zorn noch in Grenzen, denn es schien ihm ehrlich leidzutun, und sie hatte ihn immer noch sehr gern. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.
»Ich möchte, dass du meine Fotos von deiner Festplatte löschst.«
Sie streifte sich ihr T-Shirt über und sah ihn ernst an.
Marcel zögerte einen winzig kleinen Moment. Danach nickte er.
»Sie sehen toll aus, Süße. Richtig toll. Aber wenn du dich mit dem Gedanken nicht wohl fühlst, werde ich sie löschen.«
»Wirf sie komplett von der Festplatte.«
Er tat, was sie verlangte. Nachdem er die Bilder gelöscht hatte, breitete er die Arme aus und kam auf sie zu, in der Absicht, sie an sich zu drücken. »Lass uns die Sache vergessen«, bat er.
Aber Tanja schüttelte den Kopf und wich ihm aus. Sie konnte nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Wie sollte sie wissen, ob er es ernst mit ihr meinte? War sie nur eine von vielen? Im Moment war sie zu durcheinander, um es klar zu sehen.
»Tanja, bitte. Was soll ich denn noch tun?«
»Du kannst nichts mehr tun. Ich werde heute Nacht zu Hause schlafen.«
»Warum?Ich hatte gehofft, du würdest hierbleiben.«
»Marcel, gib mir bitte etwas Zeit. Ich muss über einiges nachdenken. Und das solltest du auch tun.«
Sie war nicht ganz sicher, ob er verstand, was sie meinte. Tanja zupfte ihr T-Shirt zurecht, drehte sich um und ging zügig durch den Flur. Marcel startete keinen weiteren Versuch, sie aufzuhalten. Morgen würde sie eine Entscheidung treffen. Und wie die ausfiel, hing auch von ihm ab.
Voll und prall stand der Mond am Himmel, gleich einem wachsamen Auge, das Kendrael beobachtete, während er in Gestalt eines Mannes durch den Betondschungel schritt und seine Gedanken ordnete. Die Luft war angenehm kühl. Kräftig atmete er durch und genoss die wiedererlangte Freiheit.
Er war dem Weib durch die Stadt gefolgt, hatte es dann aber aus den Augen verloren. Irgendwie war es in der Menge verschwunden. Aber das bedeutete nicht, dass es ihm entkommen war. Er wusste, wo er es finden würde. Und schon jetzt sehnte er den Augenblick herbei, in dem er die junge Frau in die Arme schloss und innig küsste, um von ihrer Lebensenergie zu kosten. In all den Jahrhunderten, in denen er Frauen verführt hatte, war selten eine unter ihnen gewesen, die ihn so stark faszinierte wie diese. Obwohl er sie gerade zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie doch etwas an sich, das ihn magisch anzog. War es ihr helles Lachen oder der unschuldige Blick ihrer güldenen Augen? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er sie besitzen wollte.
DieWelt hatte sich verändert. Sie war lauter, schriller und greller geworden. Die Weiber geizten nicht mit ihren Reizen, es schien die Regel zu gelten, je knapper die Bekleidung, desto attraktiver die Frau. Kendrael gefiel diese neue Mode durchaus. Sie war zwar ein wenig verrucht, weckte aber auch den Jagdtrieb. Um nicht unter den Sterblichen aufzufallen, hatte er sich Kleidung erschaffen, die ihrer glich.
Die Städte waren gewachsen, und man brauchte keine Pferde mehr, um zu reisen. Stattdessen nutzte man automatische Kutschen, lebte in riesigen Häusern, die bis in den Himmel hinaufragten, und selbst in tiefster Nacht brannten überall Lichter, als wäre es Tag.
Es war
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