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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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floss schließlich in seinen Mund und von dort in ihren. Ein leidenschaftlicher, heißer, unbändiger Kuss, der viel zu kurz war. Die Fremde erhob sich und schaltete die Dusche ab.
    »Mir ist schwindelig«, hauchte er. Grelle Flecken tanzten vor seinen Augen.
    »Ich weiß«, sagte sie und verschwand hinter einem dunklen Schleier.
    »Ist der Mann tot, Papa?« Eine helle Kinderstimme schreckte Marcel aus seinem Schlaf. Erschrocken schlug er die Augen auf und blickte in das kleine runde Gesicht eines ihm unbekannten Jungen.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte der Vater des Kindes und hockte sich zu Marcel auf den Boden. Mit den Fingern tastete er nach Marcels Halsschlagader, um den Puls zu fühlen.
    Marcel war irritiert, und es brauchte seine Zeit, ehe die Erinnerung zurückkam und er wieder wusste, wo er sich eigentlich befand.
    »Alles in Ordnung«, sagte er erschöpft und drückte die Hand fort. Aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sein Herz raste ohne Unterlass, und ihm war so heiß, als fieberte er. Außerdem verspürte er einen unangenehmen Druck in der Brust.
    »Ihr Puls ist ein wenig schnell«, sagte der Mann und wich zurück. »Sie sollten vielleicht einen Arzt konsultieren.«
    »Es ist nichts«, beharrte Marcel und blickte sich um. Wo war die Fremde? »Haben Sie hier eine zierliche Frau gesehen?«, fragte er den hilfsbereiten Herrn, aber der runzelte nur verwirrt die Stirn und schüttelte den Kopf. »Sie sehen sehrblass aus. Wahrscheinlich hatten Sie einen Kreislaufzusammenbruch. An Ihrer Stelle würde ich …«
    Marcel überhörte alle weiteren gutgemeinten Ratschläge und wankte zu den Umkleidekabinen. Er musste im Duschraum eingeschlafen sein und versuchte nun, das Geschehene zu rekapitulieren. Aber wo war sie? Warum hatte sie ihn allein zurückgelassen, anstatt ihm zu helfen? Sein Kopf schmerzte und pochte ohne Unterlass.
    Aber dann sah er allmählich klarer. Die Fremde hatte ihm nicht helfen können, weil es sie nicht gab. Sie war nur seiner Phantasie entsprungen. Ein Traum. Mehr war es nicht gewesen.
    Aber diese Augen! Er konnte sie nicht vergessen. Irgendwo hatte er sie schon einmal gesehen. Sein Blick fiel auf die große Wanduhr und er erschrak. Zwei Stunden waren vergangen, seit er in der Duschkabine eingeschlafen war. Erst jetzt hatte man ihn entdeckt. Ihm graute davor, was passiert wäre, wenn der junge Mann und sein Sohn nicht aufgetaucht wären. Wenigstens ging es seinem Kreislauf allmählich besser. Müde kleidete er sich an und machte sich auf den Heimweg.

    Tanja Gärtenfeld hatte heute etwas getan, was sie normalerweise nie tun würde. Sie hatte sich krankgemeldet, obwohl ihr körperlich nichts fehlte. Die Nacht war sehr lang und ohne ergiebigen Schlaf gewesen. Die Erinnerung an Marcels Bildchensammlung hatte sie wach gehalten. Sie fühlte sich gerädert.
    Tanja hatte genügend Zeit gehabt, sich Gedanken zu machen, wie es mit ihrer Beziehung weitergehen sollte. Aber siewar bisher zu keinem Entschluss gekommen. Wahrscheinlich mochte sie ihn mehr, als ihr lieb war, doch wiederum zu wenig, um ihm einfach so zu verzeihen und zu ihm zurückzukommen, was er sicherlich von ihr erwartete. Denn Marcel war von sich sehr eingenommen.
    Tanja saß in ihrem Lieblingscafé und blickte gedankenverloren auf die Straße. Geschäftige Leute waren unterwegs. Männer und Frauen in Anzügen und mit Aktentaschen bewaffnet gingen in die feinen Restaurants auf der gegenüberliegenden Straßenseite, um dort ihre Mittagspause zu verbringen.
    Es tat gut, einmal nicht zur Arbeit zu müssen und sich stattdessen um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Sie nahm eine Waffel von ihrer Untertasse und tunkte sie in ihren Milchkaffee, an dem sie gleich darauf nippte. Das Koffein würde ihr hoffentlich helfen, endlich wach zu werden und klar zu denken. Doch ihre Gedanken drehten sich immer weiter im Kreis. Sie war nicht dazu fähig, eine Entscheidung zu treffen. Es fehlte der letzte Anstoß in die eine oder andere Richtung.
    Ein Teller mit einem Stück Aprikosenkuchen schob sich unter ihre Nase. »Den habe ich nicht bestellt«, sagte Tanja, während sie den verführerischen Duft des Kuchens einatmete. Er roch köstlich. Fast war sie versucht zu sagen, er solle den Kuchen doch stehen lassen. Aber sie bekam nun gewiss keinen Bissen hinunter.
    Der Kellner schien ihre Anordnung nicht zu verstehen und stellte den Teller einfach ab.
    Tanja hob irritiert den Blick und erschrak, als sie ihm ins Gesicht sah. Es war nicht die

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