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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Bedienung, die vor ihr stand, sondern Daniel Rieber. Ihr Exfreund.
    »Wussteich es doch, dass ich diesen hübschen Rücken kenne«, sagte Daniel.
    »Was … machst du denn hier?«, stammelte sie immer noch verwirrt. Lebte er nicht mehr im Ausland? Er war doch nach London gegangen, um dort zu studieren.
    »Das ist nicht nur dein Lieblingscafé. Darf ich?«
    Sie nickte. Daniel setzte sich an ihren Tisch und reichte ihr die Gabel für den Kuchen. »Den magst du doch so gern«, erinnerte er sich völlig richtig.
    Tanja freute sich ehrlich, ihn wiederzusehen. Sie hatten sich im Guten getrennt, weil sie eingesehen hatten, dass eine Fernbeziehung für beide nicht das Richtige war.
    »Bist du zu Besuch?«, fragte sie und nahm einen zaghaften Bissen.
    »Nein. Ich bleibe in Berlin.«
    Die Überraschungen nahmen kein Ende. Daniel war damals so euphorisch gewesen, in England zu leben, dass sie nicht erwartet hatte, er würde jemals zurückkommen. Eine Frage brannte ihr nun auf der Zunge und sie musste sie unbedingt stellen. »Warum?«
    Der Grund konnte alles Mögliche sein. Hatte das Studium ihn überfordert? Oder hatte er dort keinen Anschluss gefunden? Vielleicht war es ja auch, weil er sie … nein, den Gedanken traute sie sich nicht zu Ende zu führen.
    Daniel bestellte sich einen Cappuccino und spielte mit der Blüte der künstlichen Blume, die auf dem Tisch stand. »Um ehrlich zu sein«, fing er an und brach sogleich wieder ab, als ihm der Kellner die Tasse brachte.
    »Um ehrlich zu sein?«, hakte sie nach.
    »Ich habe mein altes Leben vermisst. Meine Familie. Meine Freunde.« Nun sprach er etwas leiser. »Dich.«
    »Gingmir genauso«, platzte es aus ihr heraus. Es war die Wahrheit. Sie hatte ihn vermisst. Daniel sah nicht aus wie Johnny Depp, er hatte nicht dessen markantes Kinn und auch nicht seinen feurigen Blick. Er war nicht so athletisch wie Marcel, weder so groß noch so breitschultrig. Aber er hatte Tanja etwas gegeben, das Marcel nicht vermocht hatte. Das Gefühl, nicht allein zu sein. Jemanden zu haben, der sich um sie sorgte und auf sie achtete. Und als er sie verlassen hatte, hatte sie es bei keinem anderen Mann mehr so intensiv gespürt wie bei ihm.
    Daniel lächelte verlegen. »Sag mal, würdest du …«
    »Ja?«
    »Mit mir ins Kino gehen? Heute Abend?«
    »Sehr gern.«
    Vielleicht war das der Anstoß, auf den sie gewartet hatte.

    Als Alexia Kling die Jazz & Bass Bar betrat, zweifelte sie ernsthaft an ihrem Verstand. Sie musste einen Aussetzer gehabt haben, als sie Lucas’ Mail entgegen ihrer Grundsätze beantwortet hatte. Melli war an dem Schlamassel schuld. Sie war am Nachmittag noch einmal zu ihr gekommen und hatte so lange auf sie eingeredet, bis Alexia schließlich nachgegeben hatte. Das Resultat war eine überschwängliche Antwort von Lucas, der darauf bestanden hatte, Alexia in die Jazz & Bass Bar einzuladen. Seiner Ansicht nach gab es hier die besten Cocktails der Stadt und gute Live-Musik.
    Die Bar war überraschend voll. Alexia musste sich an zwei Herren in schwarzen Anzügen vorbeidrängen, um einen Blick auf die kleine Bühne zu erhaschen. Das für Jazzbarstypische gedimmte Licht lag schwer über dem U-förmigen Raum, genauso wie der Geruch von Zigaretten. An der Decke war eine Lichterkette angebracht, die alle paar Sekunden die Farben wechselte. Überall standen kleine runde Tische, an denen Leute in Anzügen und schicken Kleidern saßen. Alexia fühlte sich plötzlich in ihrer Jeans und dem einfachen T-Shirt extrem schäbig, dabei war sie so stolz gewesen, dass sie endlich wieder in diese Hose passte. Zwei Kilo mehr oder weniger machten bei festem Jeansstoff einiges aus.
    Ein Pianist schlug in die Tasten, wippte mit dem Kopf im Takt, und eine Sängerin hauchte süße Klänge in ein leicht übersteuertes Mikrophon. Alexia hatte sich im Internet über die Jazz & Bass Bar schlaugemacht. Hier traten regelmäßig unbekannte Talente auf, die darauf hofften, entdeckt zu werden. Die Stimme der Sängerin gefiel ihr. Obwohl sie eher schwach klang und sie mehr flüsterte als sang, gelang es ihr doch wunderbar, die geheimnisvolle Atmosphäre der Bar einzufangen. Alexia stand eine Weile da und hörte ihr zu, ehe sie sich an qualmenden Damen in verflucht offenzügigen Kleidern vorbei zur Bar vorarbeitete. Hier wollte Lucas sie um Punkt 20 Uhr treffen. Alexia war zu früh da.
    »Was darf’s denn sein?«, fragte ein schrankhoher Barkeeper in einer viel zu engen Weste. Alexia hatte keine Ahnung, was

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