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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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so schön.«
»Anschauen können wir es ja, oder?«
Teri ging zum anderen Flügel voran. Vor dem Zimmer,
das Phyllis ursprünglich für sie vorgesehen hatte, blieb sie
stehen.
»Na ja, eigentlich … ist es gar kein richtiges Zimmer«,
stotterte Melissa. Sie stieß die Tür auf und ließ Teri den
Vortritt.
Melissa und Cora hatten das Zimmer ordentlich
geschrubbt, bis der Boden glänzte. Im Speicher hatten sie
zudem passendere Möbel gefunden. Die massive Truhe
war einer geräumigen Kommode mit handgeschnitzten
Verzierungen gewichen. Todd hatte sie in einer Ecke im
Speicher aufgestöbert. Dort hatten sie auch ein antikes
Bettgestell gefunden, an das Cora sich noch vage erinnern
konnte. Die Couch hatten sie dagegen im Zimmer
gelassen. Nur den Bezug hatten sie ausgetauscht. Ein
helles Blumenmuster schuf gleich eine viel fröhlichere
Atmosphäre.
»Wenn du dich für das Zimmer entscheidest, können wir
es sicher neu tapezieren«, meinte Melissa.
Der wehmütige Unterton machte Teri hellhörig. »Was ist
denn besonderes an dem Zimmer?« fragte sie. »Ich meine,
es ist bei weitem nicht so groß und schön wie das andere.«
»Ich weiß«, seufzte Melissa. »Und wenn ich die Wahl
hätte, würde ich wahrscheinlich sofort das andere nehmen.
Aber schau mal.« Sie lief auf die andere Seite und machte
die Badezimmertür auf. »Durch das Bad kommt man
direkt in mein Zimmer und spart sich den Weg über den
Flur. Wenn du das kleine Zimmer nimmst, können wir uns
gegenseitig besuchen, ohne daß Mom und Dad etwas
mitkriegen.«
Teri sah sich das Bad genauer an. Es war zwar das
kleinste in Maplecrest, aber immer noch weitaus größer
als das, das sie mit ihren Eltern in Kalifornien geteilt hatte.
Und in dem Zimmer, für das Melissa sich entschuldigt
hatte, würde sie auch mehr Platz haben als zu Hause.
Nein, verbesserte sie sich still. Das hier ist jetzt mein
Zuhause.
Sie trat zur zweiten Tür, die in Melissas Zimmer führte.
Blitzartig fuhr ihr wieder einer dieser sonderbaren
Erinnerungsfetzen in den Sinn.
»Geh ruhig rein«, hörte sie Melissas aufmunternde
Stimme.
Langsam drückte sie die Tür auf.
Kaum war sie eingetreten, wußte sie es wieder.
Das war ihr Zimmer gewesen.
Alles kam ihr vertraut vor. Nur daß sie den ganzen Rest
ihres Lebens nicht mehr hiergewesen war.
Selbst der Geruch schien die Vergangenheit wieder zu
wecken. Gefühle von Wärme und Sicherheit, Arme die sie
wiegten und die Bilder von Gesichtern, die sich über sie
beugten und sie anlächelten.
Richtig, das war ihr Zimmer gewesen, in dem sie als
Baby gelebt hatte.
Sie schwieg. Die Gefühle hatten sie aufgewühlt.
Das andere Zimmer – das im Ostflügel – mochte
geräumiger und heller sein als das neben Melissa, aber
dort wurden nur immer die Gäste untergebracht.
Gäste, die ein paar Tage oder vielleicht Wochen blieben
und dann wieder gingen.
Aber Teri ging ja nicht. Das war jetzt wieder ihr
Zuhause, und sie wollte sich nicht wie ein Gast
vorkommen.
Und natürlich hatte sie hier auch Melissa.
Melissa, die Schwester, die es seit so vielen Jahren gab
und die sie nie gesehen hatte. Melissa, die jetzt voller
Bangen auf ihre Entscheidung wartete.
Sie lächelte. »Ich glaube, du hast recht. Ich nehme das
kleine Zimmer. Das andere ist mir viel zu groß.
Wahrscheinlich würde ich über die Terrasse zu dir
herüberschauen und überlegen, was du gerade machst.
Und hier können wir immer miteinander reden. Was
meinst du, wieviel Spaß wir zusammen haben werden!«
Melissa starrte das schöne, lächelnde Mädchen an. Auf
einmal schlang sie die Arme um sie.
»Ich weiß ja, daß du ein schreckliches Erlebnis hinter dir
hast«, flüsterte sie. »Aber du kannst dir gar nicht
vorstellen, wie froh ich bin. Ich war hier immer einsam,
aber das wird jetzt ganz anders.«
Teri zögerte. Dann legte auch sie die Arme um Melissa.
Aber obwohl ihre Lippen lächelten, aus ihren Augen
sprach etwas anderes. Einem Dritten wäre die gefühllose
Kälte aufgefallen.

6
    Brett Van Arsdale fixierte den Volleyball, der in hohem
Bogen übers Netz kam. Erst im allerletzten Moment
schnellte er mit ausgestrecktem Arm und geballter Faust in
die Höhe, um den Ball genau im richtigen Augenblick ins
gegnerische Feld zurückzuschmettern, wo er zwischen
Kent Fielding und Cyndi Miller aufschlug. Die zwei
funkelten einander vorwurfsvoll an. »Warum hast du ihn
nicht angenommen?« schimpften sie gleichzeitig los. »Er
war doch auf deiner Seite!«
»Gewonnen!«

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