Teuflische Schwester
auf?«
»Hast du schon einmal daran gedacht, einfach
aufzustehen und ›Hallo‹ zu sagen?« fragte Ellen voll
beißendem Spott.
»Das wäre gegangen, wenn du neulich nicht so fies zu
Melissa gewesen wärest.«
»Ich?« kreischte Ellen. »Was habe ich denn getan?«
Bretts Augen richteten sich bohrend auf Ellen. »Hör
schon auf damit. Ich hab’ doch mitgekriegt, wie du mit
Cyndi über Melissa gelästert hast. Und sie hat es auch
gehört.«
»Wenn du dir plötzlich wegen Melissa Gewissensbisse
machst, brauchst du sie ja bloß darum zu bitten, dich mit
ihrer Schwester bekannt zu machen.«
»Das tue ich vielleicht auch«, entgegnete Brett. Er
machte aber keinerlei Anstalten, von seiner Decke
aufzustehen.
»Na los, geh schon!« stachelte ihn Kent Fielding an.
»Geh doch zu Melissa und sag ihr, daß es uns allen
wegen ihrer bescheuerten Geburtstagsparty so unendlich
leid tut. Und dann erklärst du ihr, daß du auf ihre
Schwester scharf bist.«
»Ach Mensch«, ächzte Brett. »Laßt mich doch in
Frieden.«
»Wie willst du sie denn sonst kennenlernen?« fragte Jeff.
Brett zuckte die Achseln. »Wenn ihr dabeiseid, versuche
ich es lieber nicht. Aber irgendwann wird sie sich ja im
Club zeigen.«
»Genau!« prustete Cyndi Miller los. »Vor allem, wenn
Melissa und Mrs. Holloway dabei sind. Vergiß es, Brett.
Wenn du Teri willst, mußt du wohl oder übel Melissa in
Kauf nehmen müssen.« Sie wälzte sich auf den Bauch. So
entging ihr, wie die zwei Mädchen fünfzig Meter vor
ihnen stehenblieben und aufgeregt miteinander tuschelten.
»Es ist ja auch gleichgültig«, sagte sie gelangweilt.
»Jede Wette, daß Teri genauso komisch ist wie Melissa.«
»Kennst du sie denn nicht?« wollte Teri wissen und
deutete mit dem Kinn auf die Gruppe junger Leute, die
sich am Strand neben dem Volleyballfeld niedergelassen
hatten.
Melissa biß sich auf die Lippe. Ihr war klar, daß Teri die
anderen kennenlernen wollte, aber sie hatte die
Gemeinheiten von der Geburtstagsfeier noch nicht
überwunden.
»Ja, ich kenne sie«, gab sie zu. »Aber das heißt nicht,
daß ich sie auch mag. Es sind die Obersnobs vom Cove
Club.«
Teri sah sie erstaunt an. »Aber sind wir nicht auch
Clubmitglieder?«
»Schon, aber …«
»Aber was?« setzte Teri nach. »Du hast hier doch jeden
Sommer verbracht. Sind sie denn nicht deine Freunde?«
Melissa holte tief Luft. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Nein«, gestand sie endlich. »Sie … sie können mich
nicht ausstehen.« Ihr Blick blieb starr auf den Boden
gerichtet. Sie brachte es nicht fertig, Teri in die Augen zu
sehen.
»Was meinst du damit?« fragte Teri. »Was sollten sie
gegen dich haben?«
Melissa zuckte die Achseln. Sie wünschte, sie wären
nicht an den Strand gegangen. In den letzten Tagen hatten
sie am Swimmingpool gelegen und gefaulenzt. Heute hatte
Teri einen Spaziergang am Strand vorgeschlagen. Melissa
hatte kein Wort über die Lippen gebracht, daß sie Angst
hatte, den anderen Jugendlichen über den Weg zu laufen.
Endlich sah sie auf. Ihre Halbschwester hatte nicht wie die
anderen diesen gräßlichen überheblichen Ausdruck in den
Augen.
»Sie mögen mich eben nicht. Das ist alles.«
Teri warf einen Blick auf die Gruppe. Sie begriff sofort.
Sogar aus der Entfernung erkannte sie, daß sie sich alle
ähnelten. Alle hatten blonde Haare, die Mädchen waren
sehr schlank und die Jungen gut gebaut mit breiten
Schultern, einm kräftigen Brustkorb und trainierten
Muskeln.
Diese Sorte kannte sie schon von Kalifornien her. Bei
Busfahrten nach Beverley Hills hatte sie die
einheimischen Jugendlichen immer in der Sonne liegen
sehen, Eigentlich hatten sie nur herumgehangen. Teri hatte
einen geübten Blick für solche Leute entwickelt. Sie sahen
alle gleich aus, trieben sich am Vormittag am Rodeo Drive
herum und verbrachten den Nachmittag im Schwimmbad
oder auf dem Tennisplatz.
Beachteten sie Teri oder ihre Freunde einmal – was
praktisch nie vorkam –, so verrieten ihre Blicke nur das
eine:
» Du gehörst nicht hierher. Warum ziehst du nicht
Leine? «
Trotzdem wagte sie einen zweiten verstohlenen Blick
auf die Jugendlichen am Strand. Einer zumindest verriet
deutliches Interesse. Sie war sich dessen ganz sicher, denn
mehr als ein Junge hatte ihr mit demselben Blick zu
verstehen gegeben, daß er sie gerne kennenlernen würde.
Es sei denn, er starrte lediglich auf ihren knappen
Badeanzug, den sie nur anhatte, weil kein anderer da war.
Er war der
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