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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Staatsanwältin blickten.
    »Wir haben dieses Ergebnis erwartet«, sagte Konnert. »Überlegt noch einmal, welche Kontakte und Wege wir bis jetzt noch nicht genutzt haben, um von Ecks Aufenthaltsort endlich herauszufinden.«
    »Und dabei möglichst wenig Staub aufwirbeln! Wir wollen jede Panik vermeiden«, betonte Wehmeyer, »und in den oberen Etagen hier und in Hannover keine schlafenden Hunde wecken. Das nehme ich auf meine Kappe.« Er schickte einen schnellen Kontrollblick zur Staatsanwältin. Die bearbeitete ungerührt ihre Tastatur.
    Konnert überlegte genau, was er noch sagen wollte, dann hatte er sich für eine Formulierung entschieden: »Jede Idee, jedes auch noch so kleines Ergebnis, jedes Verdachtsmoment wird umgehend an mich gemeldet.«
    Auch dieser Satz wurde ohne aufzublicken in die Tastatur getippt.

    ***

    Der Zugang zu »Pauschlers Pharmazeutische Werke« wurde von einer Schranke und einem Pförtner blockiert, der mehr an einen Türsteher vor einer Diskothek erinnerte als an einen Portier. Alois Weis kurbelte das Seitenfester seines BMWs hinunter. Der Klotz von einem Mann trat einen Schritt vor.
    »Melden Sie mich bitte bei Herrn Doktor Pauschler. Sagen Sie ihm, es gehe um Kampala.«
    Nach nicht einmal zwei Minuten öffnete sich die Schranke. »Danke, ich kenne den Weg.«
    Weis gab Gas.

    Er wurde sofort durch das Vorzimmer geschleust und stehend empfangen. Noch bevor sie sich setzten, legte Pauschler los: »Was wissen Sie von Kampala, Herr Weis?«
    »Sie werden es morgen sowieso in der Zeitung lesen. Ich habe recherchiert und bin auf die Versuchsreihen mit einem noch nicht zugelassenen Medikament aus Ihrem Werk in Uganda gestoßen.«
    »Das macht man heute so. Der Kostendruck, verstehen Sie? Forschung in Afrika ist um ein Vielfaches günstiger als in Europa.« Pauschler schien wieder die Gelassenheit selbst zu sein. Er zeigte auf die Sitzgruppe. »Kaffee, Tee oder vielleicht einen Cognac?«
    Alois Weis setzte sich ohne zu antworten. Bei seinem letzten Besuch war ihm die penible Ordnung in diesem Büro aufgefallen. Jetzt lagen an verschiedenen Stellen auf den Fensterbänken, auf dem Fußboden neben und oben auf dem Schreibtisch aufgeschlagene Aktenordner und leere CD-Hüllen wild durcheinander. Die Lämpchen am MacBook flackerten. Aus einem Aktenvernichter quollen Papierschnipsel und lagen um ihn herum auf dem Boden verteilt.
    »Ordnung muss sein«, sagte Pauschler, als er den Blicken von Weis folgte und kam mit zwei gut gefüllten Cognacschwenkern durch den Raum. »Eigentlich mache ich immer am Ende eines Quartals reinen Tisch. Ich bin diesmal spät dran. Entschuldigen Sie die Unordnung.« Er stellte ein Glas vor Weis und setzte sich. »Zum Wohl!«, wünschte er, bevor er einen Schluck nahm. »Als es die DDR noch gab, wurden Arzneimittel gern auch mal dort getestet. Ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass bis zu fünfzigtausend Menschen, meistens ohne ihr Wissen, als Versuchspersonen herhalten mussten. Es hat sogar Tote gegeben. Achthunderttausend Mark wurden damals für eine klinische Studie an den devisenschwachen Staat überwiesen. Jetzt fließen wesentlich weniger Euros für vergleichbare Leistungen in die Dritte Welt oder nach Südosteuropa. Entwicklungshilfe könnte man das nennen.«
    »Sind die Ergebnisse solcher Testreihen denn in Europa verwertbar? Oder sind es nur Vorstudien?«
    Pauschler trank einen großen Schluck. »Ach, wissen Sie, das ist unkomplizierter, als Sie denken. Es gibt vorgegebene internationale Standards. Die Resultate aus Nicht-EU-Ländern werden hier von einem anerkannten Institut auf Plausibilität überprüft und auf der Grundlage von Stichproben verifiziert. Ist auch der Prozess positiv durchlaufen, stehen der Zulassung alle Türen in Europa offen.«
    »Warum lassen dann immer noch Pharmaunternehmen ihre medizinischen Studien in Deutschland durchführen?«
    »Vielleicht haben sie keine guten Kontakte zur EU oder zu Kliniken in der Dritten Welt. Was weiß ich?«
    Diese Antwort machte Weis erst recht misstrauisch. Ein im Vergleich mit den Weltmarktführern klitzekleiner Rasteder Betrieb sollte bessere Verbindungen nach Brüssel und Afrika besitzen als die Großen? Nee, mit dem Satz ließ er sich nicht abspeisen.
    Pauschler trank einen weiteren mächtigen Schluck. »Bedenken Sie, dass ich als Gastprofessor an verschiedenen europäischen Forschungseinrichtungen tätig war. Da kann man sich ein großes Netzwerk aufbauen. Sie verstehen? Und außerdem: In der Ferne weiß

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