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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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doch auch niemand, wie groß oder klein wir sind.«
    Das erschien Weis schon plausibler. Vitamin B kombiniert mit ein paar Empfehlungen plus die eine oder andere Aufwandsentschädigung. Er meinte sich an einen Krimi zu erinnern, den er im vergangenen Jahr gelesen hatte. Ihm fiel so schnell der Titel nicht ein. Irgendetwas mit Flucht. Es ging da um verfälschte wissenschaftliche Studien, manipulierte Probandenauswahl und Einflussnahme auf die Auswahl der Daten, die letztlich berücksichtigt wurden. Der Autor, so erinnerte er sich, hatte in einem Interview erzählt, er habe jahrelang über die Pharmaindustrie recherchiert. Er nahm sich vor, das Buch noch einmal durchzusehen.
    »Woran denken Sie?«
    »Ob es in Afrika leichter ist, Freiwillige für medizinische Experimente zu finden als in Deutschland.«
    »Na ja, es ist doch auch leichter, Sozialhilfeempfänger mit einer finanziellen Vergütung alle zwei Monate zum Blutspenden zu animieren, als Journalisten dafür zu gewinnen.«
    »Es sei denn, man zahlt nicht genug. Ich meine an Behördenchefs oder Polizisten. In Afrika oder Indien, versteht sich.«
    Pauschler trank sein Glas leer und stand auf, um sich nachzuschenken. Als er zurückkam, lag ein Lächeln um seinen Mund. Die Augen blickten konzentriert. »Unterstützen Journalisten nicht auch ihre Informationsquellen finanziell? Ich meine, das schon mal gelesen zu haben.«
    »Kostenlos habe ich diese Information erhalten: Gregor Geiger sei schon vor der Verurteilung wegen fahrlässiger Brandstiftung von Ihnen entlassen worden. Welcher Anteil an der Entwicklung des neuen Medikaments geht auf Geigers Arbeiten zurück?«
    »Mit einem Wort: keiner!«
    »Wie erklären Sie dann seinen Vorwurf im Revisionsprozess, Sie hätten ihm die vereinbarte Beteiligung am finanziellen Erfolg seiner Forschungsergebnisse vorenthalten?«
    »Es hat keine Wertschöpfung der mageren Resultate seiner Tätigkeit hier im Werk gegeben. Außerdem sind alle in meinen Laboren erzielten Erkenntnisse ausschließlich mein Eigentum. Egal, ob ich sie vermarkte oder nicht. Das hat auch in seinem Vertrag gestanden.« Pauschler stellte sein leeres Glas ab und schob es mit einer schnellen Bewegung in die Mitte des Tisches.
    »Befürchten Sie eigentlich keinen Racheakt vonseiten Geigers? Immerhin haben Ihre Kündigung und die Verurteilung ihn zu einem armen Mann gemacht. Er muss sich doch übervorteilt fühlen. Oft ein Motiv für Gewalttaten.«
    »Der ist harmlos. Vor dem fürchte ich mich nicht.«
    Weis beachtete die Betonung der Artikel und fragte: »Vor wem fürchten Sie sich denn?«
    »Wer in meiner Branche arbeitet, hat ständig Neider an den Hacken und irgendeiner ballt immer die Faust in der Tasche. Außerdem habe ich den Brandschutz verbessern lassen und einen Wachdienst beauftragt.«
    Das Telefon klingelte. Pauschler beachtete es nicht. Es hörte nicht auf. Sichtlich genervt eilte er zum Schreibtisch, riss den Hörer ans Ohr und zischte: »Jetzt nicht!«
    Wieder bei Weis, zeigte er auf dessen Glas. »Sie haben Ihren Cognac noch nicht angerührt. Das ist ein besonderer Jahrgangscognac, ein sogenannter Millésime von 1975. Den schenke ich mir selbst, wenn ich in der Champagne Urlaub mache.«
    »Aus sicherer Quelle, auch gebührenfrei, habe ich erfahren, dass Sie mit einem stadtbekannten Bettler befreundet gewesen sind. Er nennt sich jetzt Freiherr und von Eck. Die Polizei sucht ihn, weil er illegale Versuche mit Krankheitserregern durchgeführt haben soll.«
    Pauschlers Backenmuskeln begannen zu mahlen.
    »Man befürchtet, er könne eine Bedrohung für die Bevölkerung darstellen. Ich würde ihn gern vor der Polizei treffen und interviewen. Wissen Sie vielleicht, wo ich ihn finden könnte?«
    »Wir sind schon lange keine Freunde mehr. Ich bin ihm ab und zu in der Stadt begegnet. Aber miteinander gesprochen haben wir nicht. Wir gehen uns aus dem Weg.« Die Anspannung blieb in seinem Gesicht. Er fixierte das Cognacglas. Hastig griff er zu, sprang auf und bremste dann doch seine Schritte auf dem Weg zur Minibar im Wandschrank.
    »Ihre Wachmannschaft muss Sie nicht vor ihm beschützen?«
    »Ach, kommen Sie. Der Mann ist weder für mich noch für die Oldenburger Bevölkerung eine Bedrohung. Sagen Sie das der Polizei. Sie soll sich lieber darum kümmern, die Nadorster und die Cloppenburger Straße nuttenfrei zu bekommen oder die Schädlingsbekämpfung im Oldenburger Abwassersystem zu finanzieren. Eine Verseuchung der Bevölkerung durch Ratten ist viel eher zu

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