Teuflische Stiche
Kommissariats finden kann?«
»Es ist auch möglich, mich zu informieren.«
»Herr Kriminaloberkommissar Venske, ich bin es gewohnt, mich an die Dienstwege zu halten. Herr Konnert ist der Leiter, und da er im Dienst ist, werde ich zuerst mit ihm sprechen.«
Du bist es überhaupt nicht gewohnt. Du versuchst, dich krampfhaft an Dienstvorschriften zu gewöhnen. Das ist ein Unterschied. Laut sagte er: »Dann kann ich Ihnen nicht helfen. Ich weiß nicht, wo sich der Hauptkommissar in diesem Moment aufhält.« Dumme Pute, verkniff er sich.
»Gibt es andere Ermittlungsergebnisse?« Man sah der Staatsanwältin an, wie sie sich bemühte, freundlich zu reagieren.
»Das müssen Sie bitte auch den Leiter des Kommissariats fragen.« Venske knickte innerlich ein. »Entschuldigung. Selbstverständlich kann ich Sie auch informieren. Wir haben einen Hinweis bekommen. Frau Bulken hat Herrn von Eck aus einem Hotel in Wardenburg abgeholt. Wir rufen gerade alle Unterkünfte in der Umgebung an, um zu verhindern, dass er von der schönen Gertrud anderswo versteckt werden kann.« Von dem Verdacht, der Freiherr könnte tödliche Erreger mit sich herumschleppen, sagte er nichts.
Sie setzte sich auf einen der Besucherstühle vor Venskes Schreibtisch. »Die Aachener Staatsanwaltschaft wird einen Haftbefehl wegen Mordes gegen Stelzig alias von Eck beantragen. Sobald der ausgestellt ist, hat die Ergreifung des Beschuldigten oberste Priorität.«
»Herr Konnert besucht noch einmal Frau Bulken. Von Eck könnte aber auch bei anderen Frauen der Szene untertauchen. Und wie schwer es ist, in dem Milieu an Informationen zu kommen, wissen Sie ja.«
»Sie werden schon Wege und Möglichkeiten finden, Auskünfte zu bekommen.«
Na, geht doch, war Venskes stiller Kommentar.
***
Die Tulpen auf dem Flügel im Wohnzimmer der schönen Gertrud ließen die Köpfe hängen. Einzelne Blütenblätter lagen schon auf dem schwarzen Lack.
Jeden Winkel des Hauses, vom Keller bis zum Dachboden, hatte Konnert erneut untersucht. Wenn es kein geheimes unterirdisches Verlies gab, und davon ging er aus, dann versteckte sich von Eck hier nicht.
Kerzengerade saß Konnert nun auf dem Kanapee und hielt die Finger über seinem Gürtel gefaltet. Er nutzte die Zeit, in der die schöne Gertrud für ihn Kaffee kochte, um still zu beten.
Auf einem mit Intarsien ausgelegten Tablett trug sie eine sechseckige Kaffeekanne mit Rosenmuster und dazu passend Zuckerdose und Milchkännchen sowie zwei schlichte weiße Tassen herein. Auf den Untertassen lagen silberne Löffel. Die Hausherrin schenkte schweigend ein, bevor sie sich setzte.
»Sibelius ist heute Morgen hier gewesen. Er hat geduscht und danach unbenutzte Unterwäsche und neue Strümpfe verlangt. Ich bin losgefahren und habe ihm die Sachen besorgt. Beim Frühstück hat er dort gesessen, wo Sie jetzt Platz genommen haben. Plötzlich ist er aufgestanden, hat noch Ich komme wieder und Danke gemurmelt und ist durch die Hintertür hinausgestürmt.«
Sie schwieg und schaute durch Konnert hindurch. Die Sekunden verstrichen. Als wache sie aus einem Tagtraum auf, schüttelte sich die schöne Gertrud.
»Ich verstehe den Mann nicht. Ich tue alles für ihn. Aber er …« Sie holte tief Luft. »Er hat mir geschworen, nicht für den Tod von Renate verantwortlich zu sein. Ich würde ihm den besten Anwalt besorgen, habe ich ihm versprochen. Er soll sich Ihnen bitte stellen. Ich sorge für dich, habe ich ihm gesagt. Er hat überhaupt nicht richtig zugehört.«
Erneut sah sie wie abwesend an ihrem Besuch vorbei. »Ich gehe nicht ins Gefängnis. Nicht für eine Stunde. Niemals. Das hat er bestimmt drei- oder viermal in einem Ton geraunt, der mir Angst gemacht hat. Eher bringe ich mich um, hat er gedroht. Nicht noch einmal lasse ich mich einsperren, eher … Und dann hat er geschwiegen. Sein Gesicht hat hart ausgesehen. Wie aus Stein gemeißelt. Wie tot.« Sie atmete nochmals tief durch. »Was soll ich davon halten.«
»Sagen Sie mir, hat er Gepäck bei sich gehabt?«
»Seinen Seesack. Den schleppt er überall mit.«
»Wissen Sie, was sich darin befindet?«
»Ich schnüffle nicht in anderer Leute Sachen herum.«
»Und gefragt haben Sie ihn auch nie?«
»Doch. Er hat aber nur geheimnisvoll gemurmelt, er trüge seine Altersversorgung und Lebensversicherung bei sich. Ich verstehe den Mann nicht.«
Über die Freisprechanlage in seinem Auto informierte Konnert seinen Stellvertreter. Von ihm hörte er vom Haftbefehl gegen Stelzig. Er
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