Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
Vom Netzwerk:
in seiner ganz eigenen Sprache dokumentiert. Genaues wissen sie aber noch nicht.«
    »Und, geht es um Denguefieber?«
    »Eine andere Datei mit vielen Formeln deutet auf chemische Zusammensetzungen hin. Die Kollegin meint, sie seien auf einem guten Weg. In sechs bis zwölf Stunden hätten sie wahrscheinlich ein Ergebnis.«
    Konnert rechnete. Heute Abend um Neun bis morgen früh. »Geht das nicht schneller?«
    »Adi! Ich kenne einen, der sagt hundert Mal am Tag später. Kennst du den auch?«
    »Was gibt es an Resultaten aus dem – wie nennst du das? – aus dem Wohnzimmerlaboratorium?«
    »Später, Adi, später. Wir sind Wissenschaftler. Wir lieben keine vorschnellen Vermutungen.«
    Konnert verkniff sich einen Kommentar und legte auf.

    Als Nächstes rief der Kriminaloberrat an. »Adi, ich habe mit der Staatsanwältin eine Besprechung um achtzehn Uhr bei euch am großen Tisch vereinbart.«
    »Ja.«
    »Van Stevendaal hofft, bis dahin Fakten auf den Tisch legen zu können.«
    »Ja.«
    »Aus Aachen soll dann auch ein erstes Ergebnis vorliegen.«
    »Wir können um die Zeit sicherlich auch etwas beisteuern.«
    »Du klingst müde. Du bist doch fit, oder?«
    »Ja, geht schon. Ich muss langsam etwas in den Magen bekommen. Das ist alles.«

    In der Kantine werden um diese Zeit nur noch kalte Speisen serviert, überlegte er, nachdem er den Hörer aus der Hand gelegt hatte. Ich habe keinen Appetit auf weich gewordene belegte Brötchen. Er überlegte, ob er sich eine Pizza kommen lassen sollte, entschied sich aber, ein paar Schritte vor die Tür zu machen und selbst zur Pizzeria zu gehen.
    Im Cucina di Da Vinci putzte Jaruwan Yongyee schon die Theke trocken. »Bekomme ich noch etwas?«
    Mit einem Lächeln verschwand sie durch den schmalen Gang zur Küche. Es dauerte einen Moment, bis ihr Chef erschien. »Für Sie, Herr Kommissar, ist die Küche immer geöffnet.«
    Konnert bestellte eine Pizza Diavolo. Er mochte es scharf, und die Sardellen gaben dem Gericht das gewisse Etwas. So viel Italienisch konnte er, um sich den Namen zu übersetzen. Mit gefalteten Händen saß er an einem kleinen Tisch und wartete auf seine Teufelspizza. Durch den Türspalt beobachtete er Mustafa, der routiniert den Teig knetete und dann neben seinem Kopf auf den Fingerspitzen kreisen ließ. Jeden Tag die gleichen Handgriffe, ging es ihm durch den Kopf. Wie oft wohl in einer Woche, im Jahr? Immer wieder, immer wieder. Nein, das wäre nichts für mich. Nicht in einer Gaststätte, nicht in einer Fabrik und auch nicht in einem Büro. Nein, auch dann nicht, wenn ich pünktlich Feierabend hätte. Es ist gut und richtig für mich, Polizist geworden zu sein.
    Und damit waren seine Gedanken zurück bei von Eck und der Bedrohung, die der möglicherweise heraufbeschworen hatte. Konnte er sich auf van Stevendaals Beurteilung der Gefahrenlage verlassen? Konnte er auf sein eigenes Gefühl, seine Einschätzung vertrauen? Ging vom Freiherrn tatsächlich keine Gefahr aus?
    Jaruwan servierte die Pizza und stellte ein Glas Wein dazu. »Alles gut, Adi?«
    »Danke für die Nachfrage. Mir geht es so drei bis vier. Also kein Grund zur Panik.«
    »Probleme?«
    »Wie immer zu viele auf einmal. Eins nach dem anderen wäre besser. Aber das kannst du dir nicht aussuchen. Es kommt, wie es kommt, sagt unser Chef. Der ist Ostfriese, und die kennen sich mit dem Leben aus – meinen sie wenigstens.«
    »Vorhin hat hier eine Frau gegessen. Dort hinten. Große Frau. Sie war traurig. Hat sich immer die Nase geputzt. War tapfer, wollte nicht weinen. Polizisten zu mir gesagt, sie ist neue Staatsanwältin. Sie hat großes Trinkgeld gegeben. Was ist mit ihr?«
    »Wir machen nicht alles so, wie sie es sich vorstellt. Das macht ihr Sorgen.«
    »Kummer ist anders als Sorgen.«
    »Da hast du Recht. Vielleicht fühlt sie sich einsam, und wir haben sie allein gelassen mit der Unsicherheit in einer neuen Stelle.«
    »Zahlen«, rief ein Gast, und Jaruwan ging zu ihm.

    Er gönnte sich auch noch eine Pfeife auf dem Friedhof, da rief Kilian ihn an. »Gestern hat eine Angestellte in der Zweigstelle der Oldenburger Landesbank von Eck beobachtet, wie er am Geldautomaten gestanden hat. Wir mussten ein wenig bohren, aber dann hat sie in den Unterlagen der Bank nachgesehen. Er hat sich den Tageshöchstsatz auszahlen lassen.«
    »Danke, Kilian.«
    Konnert qualmte weiter und versuchte sich in die Situation des Freiherrn zu versetzen. Wir sind hinter ihm her. Das weiß er. Er hat seine Wohnung und sein Labor

Weitere Kostenlose Bücher