Teuflische Stiche
und schob neben Kilian einen Stuhl zurück, um sich darauf zu setzen.
»Müde, Kleiner?«
»Meine Füße sind platt.«
Babsi setzte sich den beiden Männern gegenüber.
»Geht es dir gut?«, fragte Venske.
»Du bist ja richtig gut drauf. Ja, mir geht es abends besser als morgens.«
»Hast du schon zu Abend gegessen?«
»Du meinst, ob ich schon meine Gurke mit Schlagsahne bekommen habe. Nein. Mir ist zurzeit mehr nach kräftig gewürzter Serbischer Bohnensuppe. Dazu eine Flasche alkoholfreies Bier. Am liebsten zum Mittagessen und zum Abendessen, und wenn etwas übrig bleibt, auch noch gegen Mitternacht.«
»Guten Appetit!«, gab Kilian seinen Kommentar dazu und verstummte, als die Staatsanwältin eintrat.
Wie beim letzten Mal setzte sie sich ans untere Ende des Tisches und murmelte »Guten Abend.« Ihr Notebook kam auf den Tisch und dazu ein Stapel Eckspanner-Ordnungsmappen in verschiedenen Farben. Sie schien nur körperlich anwesend zu sein.
Konnert ging zu ihr. »Frau Lurtz-Brämisch, wir sind heute Abend eine kleinere Runde. Wollen Sie sich nicht neben mich setzen?« Als sie aufstand, griff Konnert zu ihren Mappen und trug sie hinter ihr her. Sie setzte sich zu Venske, übereck zu Konnert.
Kilian unterhielt sich mit über den Tisch gebeugtem Oberkörper leise mit Babsi. Venske tuschelte mit den wenigen noch anwesenden Angehörigen des Kommissariats, die sich mit an den Tisch gesetzt hatten. Konnert wusste nicht, wie er ein Gespräch mit der Frau neben sich beginnen sollte.
Wehmeyer war immer noch nicht eingetroffen.
***
In der Redaktion der Nordwest-Zeitung saß Alois Weis mit dem Chefredakteur und dessen Stellvertreterin zusammen. Sie warteten auf den Leiter der Polizeiredaktion.
»Ohne ihn fangen wir nicht an.«
Sie plauderten über die EWE-Baskets und ihren zuletzt knappen Sieg.
»Entschuldigt die Verspätung. Vor der Sparda-Bank hat es einen Unfall gegeben. Ich musste über die Brüderstraße ausweichen und bei der Kirchenverwaltung parken. Die haben schon Feierabend.«
»Alois, leg los.«
Weis listete die Fakten zu Pauschler und dessen offensichtlichen Machenschaften in Uganda auf. Seine letzte Information aus Kampala war eine Mail seines Kollegen Balondemu von der Zeitung Bukedde ku Ssande. Er hatte geschrieben, dass die beiden deutschen Ärzte aus der Haft entlassen worden seien und nun mit kleinem Gepäck im Airport Entebbe/Kampala auf einen Flug über Dubai nach Hamburg warteten. Sie seien an Pass- und Zollkontrolle vorbeigeschleust worden. »Kollege Balondemu ist absolut vertrauenswürdig.«
»Woher willst du das denn wissen? Kennst du ihn persönlich?«
»Das nicht. Ich habe aber Artikel von ihm nachrecherchiert. Sie bestätigen alle sein sorgfältiges Arbeiten.«
»Wenn wir mit der Geschichte auf den Markt kommen, müssen wir gerichtsfeste Beweise in der Hand haben. Alois, nimm es mir nicht übel, aber da müssen wir hier noch ein wenig telefonieren. Letztlich tragen wir ja die Verantwortung«, sagte der Chefredakteur, und der Mann von der Polizeiredaktion stimmte ihm zu. Das tat er immer.
Weis knurrte etwas Unverständliches auf Bayrisch und erhob sich. »Meine Kontonummer kennt ihr ja.«
***
Vorsichtig öffnete Richard Wachsmuth die Tür zum Vorzimmer seines Chefs. Er hatte die schlechte Laune von Pauschler schon zu spüren bekommen und lauschte nun auf die Geräusche aus dessen Büro. Dann klopfte er. Es dauerte, bis Pauschler ihn hereinrief.
Er blieb an der Tür stehen und wartete darauf, angesprochen zu werden. So verlangte es der Chef von allen Angestellten.
»Was gibt es denn?«
»Ein Päckchen wurde für Sie abgegeben. Es sei eilig.«
»Leg es da hin.« Pauschler zeigte auf den Besprechungstisch. »Wer hat es gebracht, ein Paketdienst, ein Kurier?«
»Nein, eine Frau, sah wie eine Privatperson aus.«
Von einem Augenblick auf den nächsten veränderte sich Pauschlers Haltung. Die ungeduldige, fahrige Stimmung auf seinem Gesicht wechselte zu aufmerksamer, gespannter Erregung.
»Geh damit in deine Werkstatt und öffne es. Pass auf. Zieh dir Schutzkleidung an.«
***
Der Kriminaloberrat eröffnete die Sitzung. Um die schläfrige Stimmung aufzuhellen, hätte der ehemalige Staatsanwalt jetzt einen Witz gemacht, dachte Konnert. Die Neue hielt ihren Kopf gesenkt, als sei sie eine eben eingestellte Praktikantin, und ihre Finger lagen still auf der Tastatur.
»Frau Staatsanwältin, wir müssen nur einen Punkt besprechen.«
Sie schaute nicht auf.
»Es besteht ja
Weitere Kostenlose Bücher