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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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der Verdacht, dass von Eck alias Klaus Stelzig mit Denguefieber experimentiert hat und die Erreger jetzt mit sich herumträgt.« Ausführlich berichtete Wehmeyer, was bisher unternommen worden war. Venske zeigte seine Langeweile deutlich, doch der Oberrat beachtete sein provozierendes Verhalten nicht. Unter der Tischkante strich sich Babsi über ihren winzigen Kugelbauch und lächelte. Konnert zwinkerte ihr zu, als sie ihn ansah. Nur Kilian und einige Mitarbeiter schienen aufmerksam zuzuhören. Die Staatsanwältin bediente ihre weiße Tastatur.
    »Panik unter der Bevölkerung ist am ehesten zu vermeiden, wenn wir weiter Stillschweigen bewahren und alle verfügbaren Kräfte aufbieten, um den Freiherrn zu finden. Zu dieser Überzeugung sind wir gekommen. Sie haben die letzte Entscheidung.«
    Endlich blickte Frau Lurtz-Brämisch in die Runde. Das Weiße ihrer Augen war von feinen Äderchen durchzogen, die einen rötlicher Schimmer erzeugten. »Ich möchte Ihre Begründungen hören.«
    Venske löste seine Uhr vom Handgelenk und legte sie neben seine Unterlagen. Für jede verstrichene Minute zeichnete er eine parallel zum Rand verlaufende kurze Linie auf ein Blatt. Als ginge es um ein lebenswichtiges Experiment, beobachtete er konzentriert den Sekundenzeiger. Nach der fünften Minute zog er sorgfältig einen Querstrich durch das Gitter.
    Argument für Argument tippte Frau Lurtz-Brämisch in ihr Notebook. Selten fragte sie nach.
    Als Venske den neunten Querbalken zog, hielt die Staatsanwältin einen Moment inne. Dann tippte sie noch ein Wort, klappte den Deckel zu und sagte mit matter Stimme: »Einverstanden.«

    ***

    Ängstlich durchtrennte Wachsmuth die Klebestreifen mit einem Cutter. Er drehte das Päckchen, als hielte er ein rohes Windei ohne Schale in den Händen. Als er das Packpapier aufgefaltet hatte, kam ein hölzernes Kästchen in der Größe einer Zigarrenkiste zum Vorschein. Er überlegte, wie er den Deckel abheben könnte, der mit kleinen Stiften zugenagelt worden war. Wieder kam der Cutter zum Einsatz. Millimeterweise schob er das Messer in den Schlitz zwischen Seitenwand und Deckel. Er rechnete ständig mit einer Explosion.
    Als er einen Moment stillstand, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, es könne auch nur ein Scherzartikel sein. Gleich würde ihm ein Frosch oder eine Spinne entgegenschnellen und ihn zu Tode erschrecken.
    Er verkantete den Cutter und brach ein Stück des scharfen Metalls ab. Der Deckel hatte sich so weit angehoben, dass er einen Stechbeitel in den Schlitz stecken konnte. Damit hebelte er das Kästchen auf.
    Schaumstofflappen quollen hoch. Achtsam faltete er das dünne Vlies auseinander. Eine Petrischale lag vor ihm. In ihr schimmerte eine weißliche Schicht im Licht seiner Arbeitsleuchte. Das Oberteil der Schale war sorgfältig mit der Unterschale verklebt worden.
    Er ging zu einem offenen Hängeschrank und zog Einmalhandschuhe aus einem Karton. So abgesichert hob er das Glasgefäß aus dem Kästchen. Auf dem Boden lag ein Briefumschlag.

    ***

    Frau Lurtz-Brämisch war mit schlurfenden Schritten grußlos am großen Tisch entlang zur Tür gegangen. Dort drehte sie sich um und sagte in den Raum hinein: »Ich bin ständig über Handy zu erreichen. Sie kennen meine Nummer.« Und als müsse sie den nächsten Satz erst abwägen, fügte sie dann doch an: »Ich wünsche Ihnen gute Erfolge.« Kaum war die Tür geschlossen, atmete Venske hörbar aus.
    Wehmeyer, seine Kommissare und deren Mitarbeiter tüftelten anschließend einen Plan aus. Am Ende markierten Kreise und Ellipsen in unterschiedlichen Farben die Regionen, die vorrangig beobachtet werden sollten. Im Bereich westlich und östlich vom Westfalendamm sollte verstärkt Streife gefahren werden.
    Auf Konnerts Anweisung hin musste Babsi Feierabend machen. Wehmeyer blieb im Kommissariat. Die anderen begannen, Kollegen anzurufen, die Bereitschaft hatten. Sie sollten in Zweierteams und in Zivil festgelegte Routen abgehen.
    Bis vier Uhr übernahm Venske die Koordination der Aktion. Danach sollte Kilian ihn ablösen, hatte Wehmeyer angeordnet.
    Konnert zog sich mit einem Kaffeebecher in sein Büro zurück und brachte eine Pfeife in Gang. Der Kaffee gluckerte in seinem Gedärm. Seit der Pizza hatte er nichts mehr gegessen. Bevor er darüber nachdenken konnte, ob er sich etwas kommen lassen sollte, betrat sein Chef das Büro und setzte sich ihm gegenüber.
    »Verstehst du die Frau? Seit sie hier ist, versucht sie, unseren Laden aufzumischen.

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