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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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zusammenarbeite. Glaube ich.«
    »Das ist bestimmt richtig.«
    Plötzlich ging alles sehr schnell.
    »Also, wie ich schon gesagt habe, haben wir gebettelt. Es ist ein guter Tag gewesen. Ein paar Touristen haben sich sehr spendabel gezeigt. Am Ende haben wir fast zwanzig Euro zusammengehabt. Wir haben gerade überlegt, wo und was wir einkaufen könnten, da haben wir Renate getroffen.« Addiksen stockte. »Jetzt ist sie tot. Und ihr Mann auch. Beide könnten vielleicht noch leben, wenn wir sie nicht getroffen hätten.«
    Er wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase durch. Konnert saß aufrecht auf seinem Stuhl, sah ihn an und nickte.
    »Sie war irgendwie verändert. Fremd ist sie uns erschienen. Wir haben ihr unser Geld gezeigt und sie eingeladen, mit uns zu trinken. Ich will nicht, hat sie gesagt. Das ist komisch gewesen. Sie konnte doch sonst nicht genug vom Alkohol bekommen.«
    »Wo haben Sie Frau Dreher getroffen?«
    »An der Staulinie. An einer Bushaltestelle. Ich habe sie gefragt, ob sie mit dem Bus fahren will, und wir haben uns schon schlapp gelacht, als sie tatsächlich in den dreihundertdreier Bus einsteigt. Wir hinterher. Das Geld für die Fahrscheine haben wir ja gehabt. Sie setzt sich gleich hinter den Fahrer und wir uns ihr gegenüber.« Er schwieg und schlug sich die Hand vor den Mund, um gleich darauf »Scheiße!« zu brüllen.
    »Was ist?«
    »Ich habe vergessen, dass meine Lippe aufgeplatzt ist.«
    »Ach so, aber jetzt erzählen Sie, wie es weitergegangen ist!«
    »Sie haben mich gefragt, wann und wo ich Renate zuletzt gesehen habe. Jetzt wissen Sie es. Eigentlich wollte ich das nicht sagen.«
    »Nun ist es draußen. Sie haben Frau Dreher also zuletzt im Bus gesehen. Wo ist sie ausgestiegen?«
    »Brachvogelweg.«
    »Und Sie sind dann natürlich im Bus geblieben und mit einem neuen Fahrschein zurück in die Innenstadt gefahren. Wie könnte es denn anders gewesen sein, oder?«
    »Wie machen Sie das bloß? Immer wieder sitze ich bei Ihnen in der Klemme und weiß nicht, wie ich davonkommen kann?«
    »Erfahrung im Umgang mit Menschen, die wichtige Aussagen zurückhalten wollen. Also, was haben Sie nun wirklich gemacht?«
    Addiksen überlegte. »Wir sind dann hinter ihr hergeschlichen. Sie hat uns angefleht, sie in Ruhe zu lassen. Haben wir dann ja auch getan.«
    »Kommen Sie. Das stimmt doch nicht. Wie ist es wirklich gewesen?«
    »Kann ich etwas zu trinken bekommen?«
    »Alkoholisch?«
    Er kratzte sich am Hinterkopf und verdrehte die Augen.
    Konnert fragte den anwesenden Polizisten, ob er ein Bier oder einen Magenbitter oder etwas Ähnliches besorgen könne. Der nickte und verließ den Raum.
    »Wir haben sie in die Mitte genommen und sind einkaufen gegangen. Vor allem harte Sachen, Zigaretten und Cracker. Sie wollte Kinderschokolade. Die hat sie bekommen. Dann hat es begonnen zu regnen, und wir sind …« Er bohrte mit dem Zeigefinger im linken Ohr. »Also gut. Wir sind in der Wohnung vom Ledernen untergeschlüpft.«
    »Ist er da gewesen?«
    »Nein. Natürlich nicht. Der hätte uns doch nicht reingelassen, dieser aufgeblasene falsche Freiherr.«
    »Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
    »Renate hat einen Schlüssel gehabt.«
    »Wissen Sie, warum sie einen Schlüssel gehabt hat?«
    »Ja. Sie mache bei einem Experiment mit, hat sie uns später erzählt.«
    Der Beamte kam mit einem Flachmann Jägermeister und einer Dose Bier in den Vernehmungsraum und stellte die Getränke vor Konnert. Der schob sie über den Tisch und wartete, bis Addiksen sich bedient hatte.
    »Hat sie gesagt, was das für ein Experiment gewesen ist?«
    »Nein. Nur dass sie in der Testphase keinen Alkohol trinken dürfe, das gehöre zum Versuch.« Er grinste. »Renate ohne Alkohol. Herr Kommissar, das ist so wie Kicken ohne Ball oder Fernsehen ohne Bild. Aber sie wollte absolut nicht.« Er trank aus der Dose. »Manchmal muss man einen Menschen zu seinem Glück zwingen. Sie hat sich gewehrt. Um sich getreten hat sie. Dabei ist die Schnapsflasche umgefallen. Erst haben wir das nicht gemerkt. Wir waren ja damit beschäftigt, sie festzuhalten. Fast die Hälfte vom Korn ist ausgelaufen. Wir sind so wütend gewesen. Wissen Sie, wie viel Mühe und Überwindung es kostet, mehr als hundert Leute anzusprechen, um am Ende eine Flasche kaufen zu können?« Er heischte um die Zustimmung des Kommissars. »Wir haben sie dann doch unter Kontrolle gekriegt. Und als sie den ersten Schluck Schnaps im Magen hatte, ist sie wieder die Renate gewesen, die

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