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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Antwort. Er wunderte sich nur über ihren forschen Ton. Sie lebt sich schneller bei uns ein, als ich erwartet habe, dachte er.

    Die Berichte der Befragungen in Kneipen, auf Hinterhöfen, abgelegenen Spielplätzen und in den Fußgängerzonen stapelten sich auf dem großen Tisch. Mit gelbem Marker waren die wichtigen Stellen hervorgehoben. Meistens war es der Schlusssatz: Ohne verwertbares Ergebnis.
    Konnert nahm sie mit in sein Büro und blätterte sie durch. Auf einer dünnen Akte erregte eine Markierung seine Aufmerksamkeit. Am Pulverturm hatte ein Obdachloser ausgesagt, er habe in der Amalienstraße den Freiherrn zusammen mit einer Frau gesehen, die er am Vormittag in der Kleiderkammer getroffen habe. Er habe ein Kapuzenshirt und eine blaue Trainingshose getragen.
    Der Kollege hatte sich daraufhin bei der Caritas erkundigt. Die ehrenamtlichen Helferinnen dort bestätigten, dass eine Frau für ihren Mann Sportkleidung und Schuhe in Größe 46 erbeten hatte.
    Wir suchen einen Mann in Leder, wie ihn jeder in der Szene kennt. Aber er verwandelt sich in einen Sportsmann. Würde ich auch so machen, sagte sich Konnert.
    Er rief Venske an. »Bist du satt?«
    »Nein.«
    »Verzichte auf den Nachtisch und komm rüber.«
    Konnert stellte sich vor den Stadtplan im Großraumbüro und fand schnell die Amalienstraße. Im Sandweg ist die Obdachlosenunterkunft, überlegte er. Weiter südlich hat er seine Wohnungen. War er auf dem Weg dorthin?
    Zurück in seinem Büro wählte er die Nummer von Corina Hilger. Niemand meldete sich. Als der Wählvorgang abbrach, erinnerte er sich, dass Nick an diesem Tag in der Klinik angemeldet war.
    »Merde!«
    Sofort telefonierte er mit der Einsatzzentrale. Ein Streifenwagen sollte von Ecks Wohnung kontrollieren.
    Obwohl sie noch kein Fadenende in der Hand hielten, hatte er doch den Eindruck, als könnten sie bald den Sack zubinden. Babsi diktierte ihren Bericht. Stephanie war schon zu ihrem Vater gefahren, da die Tagesbetreuung nur bis halb sechs kam. Auch an den meisten anderen Schreibtischen im Großraumbüro saß niemand mehr. Sie hatten sich den Feierabend redlich verdient. Jeder hatte sich den Tag über die Hacken abgelaufen. Er verzog seinen Mund zu einem Lächeln, als er dabei an Venskes Schuhe denken musste. Wo war Kilian?

    Konnert sah rüber zur Wanduhr über dem Eingang zum Kommissariat. Kurz vor sechs. Gleich würde die Staatsanwältin kommen und Wehmeyer und eventuell van Stevendaal.
    Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Seine Hände falteten sich wie von selbst hinter seinem Kopf. Er betrachtete den Himmel. Kein Wölkchen trübte das Abendblau.

    ***

    Durch das geschlossene Drahtgittertor betrachtete eine Frau den Weg zum Verwaltungsgebäude von Pauschlers Pharmazeutischen Werken. Ihr langer grauer Regenmantel war ihr einige Nummern zu groß. Über ihrer Schulter hing der Riemen einer Umhängetasche aus Leinen. Die Kanten zierte eine farbige Lederapplikation. Mit langen Schritten ging die Frau zur Tür des Containers, der den Wachmännern als Unterkunft diente. Neben einem Briefkasten fand sie die Klingel und drückte den Knopf. Sie wartete. Über ihr bewegte sich eine Überwachungskamera.
    Sie hatte die Klingel deutlich in der provisorischen Unterkunft und auf dem Gelände gehört. Auf der Teerstraße, die durch das Fabrikgelände führte, war niemand zu sehen. Sie holte ein Päckchen filterlose Zigaretten aus der Tasche und begann zu rauchen. Nach den ersten Zügen ging sie zurück und klingelte erneut. Diesmal länger. Es kam ihr so vor, als wäre der Ton lauter als beim ersten Mal. Ihre Zigarette war fast aufgeraucht, als ein junger Mann auf der anderen Seite des Drahtgitters erschien.
    Die Frau griff in ihre Tasche. Ein in Packpapier eingeschlagenes und sorgfältig verklebtes Päckchen kam zum Vorschein, es wog schwer in ihrer Hand. »Für Pauschler« stand auf dem braunen Einschlagpapier. »Gib das deinem Chef. Jetzt sofort.«
    Sie trat an den Zaun und hob das Päckchen so hoch, wie sie konnte, und warf es hinüber. Der Wachmann sprang vor und fing es geschickt auf. Dann verschwand die Frau.

    ***

    Auch Kilian war mit staubigen Schuhen und müde im Kommissariat eingetroffen. Er saß einen halben Meter vom großen Tisch abgerückt mit weit von sich gestreckten Beinen auf seinem Stuhl. Die Arme lagen auf den Lehnen. Er versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Dabei vibrierte sein Kinn.
    Venske kam gut gelaunt herein. Er akzeptierte inzwischen die neue Sitzordnung

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