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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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wir gekannt haben. Gierig und frech.«
    »Und weiter?«
    »Ich bin dann irgendwann gegangen, als der Regen aufgehört hatte.« Nach einer kleinen Pause fügte er an. »Da hat Renate noch gelebt. Ehrenwort. Bestimmt. Sie hat geschlafen, aber noch gelebt.« Es sah so aus, als würden seine Augen wässrig.
    »Zu einer wichtigen Kleinigkeit. Wer ist mit Ihnen in der Wohnung gewesen?«
    »Muss ich das sagen? Es wird ihm nicht recht sein.«
    »Nun erleichtern Sie Ihr Herz ganz. Wer?«
    »Ewald Schäperklaus.«

    ***

    Acht Teams hatten sie zusammentrommeln können. In Zivil durchstreiften die Polizisten zugewiesene Bereiche südlich der Hunte und am Küstenkanal. Kilian war mit einer Frau aus seinem Mitarbeiterstab unterwegs. Sie unterhielten sich zwanglos und versuchten, den Eindruck zu erwecken, sie wären gut miteinander bekannt, kämen von einer Feier und wären auf dem Weg nach Hause.
    Ein Abstecher über den Friedhof am Kirchweg hatte nur ein Liebespärchen beim Austausch von Zärtlichkeiten aufgescheucht und er hatte an Konnert denken müssen. Hinter dem Kindergarten Osternburg fanden sie niemanden. Aber nebenan, auf dem Gelände der Grundschule, saßen minderjährige Jugendliche unter den noch kahlen Bäumen und tranken Wodka und Bier. Kilian löste die Versammlung auf, ohne die Personalien zu kontrollieren. Das Wäldchen an der Myliusstraße lag friedlich da.
    Das Tor zur Kleingartenanlage Schützenstraße war abgeschlossen. Kilian half seiner Kollegin hinüberzusteigen und überquerte es selbst mit einer gekonnten Flanke. Sie fassten an jede Klinke und leuchteten durch sämtliche Fenster der Gartenhäuschen. Um diese Jahreszeit übernachtete niemand der Gartenfreunde in seiner Hütte, und Obdachlose fanden sie hier auch nicht.
    Im Wunderpark gingen sie am Denkmal für die Gefallenen des glorreich gewonnenen deutsch-französischen Krieges 1870/71 vorbei und erreichten den Spielplatz. In der überdachten Rutsche hockte ein Obdachloser im Schlafsack. Die Befragung brachte kein verwertbares Ergebnis. Er hatte nichts gehört, nichts gesehen, also konnte – und wollte – er auch nichts sagen. Auf der Straße erinnerte sich Kilian daran, dass er im vergangenen Jahr hier ein gestohlenes Auto untersucht hatte. Eine Zwangsprostituierte aus der Ukraine war damit geflohen. Einen Moment lang überlegte er, wie die Frau hieß, und spekulierte darüber, was sie jetzt wohl machte.
    Zurück im Park entdeckten die Beamten in einem Gebüsch trockene Äste, die nebeneinander zu einem Zaun aufgestellt worden waren. Sie näherten sich neugierig. Liebevoll hatten wohl Kinder sich nicht nur eine Hütte, sondern neben den Büschen sogar kleine Gärten angelegt, eine kleine Kuhle als Feuerstelle ausgehoben und mit Steinen eingefasst. Eine niedrige Totholzhecke grenzte das Gelände zur Neubausiedlung ab. »Dass Kinder so kreativ spielen, macht Hoffnung«, meinte Kilians Mitarbeiterin, »wo es doch sonst immer heißt, sie säßen nur vor dem Computer.«
    Ihr Rundgang führte sie weiter an zwei kleinen Seen vorbei. In der Autobahnunterführung erwischten sie einen Sprayer, sahen aber keine Notwendigkeit, ihn an diesem Abend zu verfolgen.
    Kilian machte Meldung und wurde von Konnert zurück ins Kommissariat beordert. »Du musst eine Aussage überprüfen.«

    ***

    Das Büro lag weiter im Dunkeln. Nur die Schreibtischlampe beleuchtete die Petrischale und den zerknitterten Briefbogen. Pauschler reckte seinen linken Arm vor, um auf seine Bell & Ross zu schauen. Elf Uhr und siebzehn Minuten. Zu jeder vollen und halben Stunde hatte er die Wiederwahltaste seines Telefons gedrückt. Jedes Mal dieselbe Frauenstimme. Immer mit derselben Botschaft. »Es ist noch zu früh.« Das »noch« ließ ihn unruhig hoffen und machte ihn gleichzeitig wütend. Wer erlaubte sich, ihn warten zu lassen?

    ***

    Kilian brachte Schäperklaus mit in die Polizeiinspektion. Er hatte im Wesentlichen die Aussagen von Addiksen bestätigt. Er hatte auch zugegeben, eine Stahlkassette beim Freiherrn gefunden und mitgeschleppt zu haben. Die sei ihm selbst aber auch wieder weggeschleppt worden. Wer sie jetzt besitze, wisse er nicht. Er schwor bei allem, was ihm heilig sei, Renate Dreher habe geschlafen, als er die Wohnung verlassen habe. Das sei etwa fünfzehn Minuten nach Addiksen gewesen.
    Jetzt saßen die beiden nebeneinander. Sie schwiegen sich an. Addiksen wurde zunehmend unruhig. Er brauchte ein Bier oder zwei und etwas Hartes dazu.

    ***

    In seinem verqualmten Büro saß

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