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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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wo er die Autoschlüssel hingelegt hatte, dauerte es. Und wie transportiere ich diesen Scheiß jetzt sicher? Er legte die Spritze in die Schachtel, in der sich die Petrischale befunden hatte. Wut vertrieb die Müdigkeit vollends. Dieses elende Arschloch von Eck. Ich hätte ihn abstechen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Verfluchte Gutmütigkeit. Egal. Ich lasse mir von dem nicht kaputt machen, was ich mir mühsam aufgebaut habe. Jetzt ist er dran.
    Es kostete ihn Mühe, in seinen wuchtigen Geländewagen einzusteigen. Langsam rollte der Mercedes zum Tor. Wachsmuth war da und öffnete.
    »Komm mit!«
    »Ich bin allein hier.«
    »Widersprich mir nicht.« Der Wagen schoss vor und wurde abrupt wieder abgebremst. »Mach das Tor zu! Fahr mich nach Oldenburg.«
    Pauschler rückte hinüber auf den Beifahrersitz und sein Knecht stieg ein.

    ***

    Im Kommissariat hörte sich Venske die Zwischenberichte der Streifen an. Weder ein Freiherr im Kutschermantel noch ein Stelzig im Trainingsanzug wurde gesehen. Es blieb eine normale Oldenburger Nacht. Ab und zu fuhr ein Rettungswagen mit Blaulicht, aber ohne Sirene durch die fast leeren Straßen zu einem Einsatz. Wenige Nachtschwärmer suchten die Taxistände und ließen sich in ihr Hotel oder in ihre Wohnung chauffieren.
    Einsam zogen die Fußstreifen ihre Runden. Hin und wieder sahen sie zu den dunklen Fenstern und wünschten sich, friedlich hinter Rollos schlafen zu dürfen.
    Langeweile kannte Venske nicht. Kaffee und eine Tafel Schokolade hielten ihn wach. Er überdachte seine Arbeit und stellte mal wieder fest: Wenn man irgendwo einen Zipfel der geputzten Oberfläche unserer Gesellschaft anhebt, kommen eine Menge ungelöster Probleme zum Vorschein. Er rief Konnert an.
    »Hier ist alles ruhig. Mir geht es gut. Der leichte Wind ist eisig. Es ginge mir besser, wenn ich wärmer angezogen wäre.«
    »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Bleib wach und vergiss nicht, mich anzurufen.«

    ***

    »Halte dich an die Verkehrsregeln. Ich will nicht von einem gelangweilten Polizisten aufgehalten werden.« Wachsmuth war, wie sein Chef das sonst verlangte, auf der Autobahn schneller als erlaubt gefahren. Abrupt bremste er den Wagen auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit herunter.
    Zwischen Nadorst und Bürgerfelde klingelte Pauschlers Handy. Es lag vor ihm auf den Knien. Er riss es an sein Ohr. Gerade hatte er das Wort »Wer« herausgebracht, da herrschte ihn die Frauenstimme an: »Schweig! Fahr zur Polizeiinspektion am Friedhofsweg. Warte da!«
    »Wer …?«
    Aufgelegt.
    »Verdammte, elende Scheiße. Wer wagt es …?« Ihm wurde bewusst, dass Wachsmuth mit im Auto saß. Der musste als Blitzableiter herhalten. »Los, runter von der Autobahn! Friedhofsweg, zur Polizei«, brüllte er im Kasernenhofton.
    Pauschler war sich nicht mehr so sicher, dass es von Eck war, der ihn herumkommandieren ließ. Angestrengt überlegte er, wer sich noch erdreisten könnte. Oder war alles nur ein Scherz von einem Freund. Kenne ich eine Frau, die sich so etwas ausdenken könnte?

    ***

    Der Himmel zog sich zu. Konnert hatte sich in die Decke eingewickelt. Er gähnte herzhaft, ohne die Hand vor den Mund zu halten. Hier sieht mich ja keiner. Oder doch? Werde ich die ganze Zeit über beobachtet? War das, was er da zwanzig Meter entfernt neben einem Grabstein für eine Zypresse hielt, in Wirklichkeit ein Mensch? Von Eck im Kutschermantel?
    Ich könnte aufstehen und nachsehen. Stattdessen kramte er seine Uhr hervor und ließ das Feuerzeug aufflammen. Viertel nach eins. Er hielt die Flamme hoch. Es war einfach nicht eindeutig zu erkennen, ob da ein Baum oder ein Mensch stand.
    Eine nächste Pfeife wurde gestopft und angezündet. Über eine Stunde sitze ich jetzt hier und warte. Worauf? Auf wen?
    Konnert meinte, in der Nähe der Kirche das schwankende Licht einer Taschenlampe zu sehen. Ja, es bewegte sich den Hauptweg entlang in Richtung Autobahn. Mal war nur der Schein zu erahnen. Dann leuchtete der Lichtstrahl zu ihm hinüber, um kurz darauf ganz zu verschwinden.
    Da sucht einer etwas. Da sucht einer mich.
    »Hallo?«
    »Hallo!«
    Die Lampe wurde in seine Richtung gehalten.
    »Suchen Sie mich? Ich bin hier hinten.«
    Das Licht kam näher. Es schien ihm direkt ins Gesicht. Er hielt sich die freie Hand über die Augen. »Richten Sie bitte den Lichtstrahl auf den Boden. Sie blenden mich.«
    Sein Besucher folgte seinem Wunsch und fragte dann: »Sie hier?«
    »Und wer sind Sie?«
    Sein Gast hielt die Taschenlampe

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