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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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schlafen.

    ***

    Quergestellte Streifenwagen blockierten die Straße rund um die Auferstehungskirche. Venske wies sich aus und durfte passieren. Hinter den Absperrbändern rätselten aufgeschreckte Anwohner und Schaulustige, was passiert sein könnte. Venske entdeckte Alois Weis, der mit einem Feuerwehrmann sprach. Es zog ihn zu ihm. Er wollte mit jemandem sprechen.
    »Woher wissen Sie immer, wo was los ist?«
    »Das ist ein Gendefekt bei mir. Mein Unterbewusstsein bekommt selbst im Schlaf noch mit, was sich Polizisten zuflüstern.«
    »Sie hören den Polizeifunk ab.«
    »Nein, das würde ich niemals tun. Vielleicht bin ich ja schizophren und höre Stimmen, die mir sagen, wohin ich fahren soll.«
    »Bald ist das vorbei. Dann bekommen wir abhörsicheren Digitalfunk.«
    »Mal sehen, wie sich meine übernatürlichen Fähigkeiten darauf einstellen. Stimmt meine Information? Konnert und einige Verdächtige schweben in Lebensgefahr? Die schöne Gertrud soll auch dabei sein, flüstern mir meine Stimmen zu.«
    »Kein Kommentar.«
    »Warum kommen Sie dann zu mir, wenn Sie mir nichts erzählen wollen?«
    »Ich weiß auch nur so viel, dass Konnert einen Anruf bekommen hat, er solle hier auf dem Friedhof warten. Mehr hat er nicht gesagt. Sie kennen ihn ja. Später haben wir wieder miteinander telefoniert. Besuch sei gekommen, war seine knappe Mitteilung. Alles wäre in Ordnung. Wir könnten Feierabend machen.«
    »Und warum sind Sie dann hier?«
    »Vielleicht höre ich ja auch Stimmen.«
    Vom Friedhofsweg her ertönten Martinshörner, sie kamen näher. Dann wurden blau-silberne VW-T5-Streifenwagen durch die Absperrung gelotst. Kurze Zeit später führten Polizisten mit Handschellen Gefesselte zu den Kleinbussen.
    »Der Freiherr«, entfuhr es Venske, »er wird zu einem Krankenwagen geführt, und da ist die schöne Gertrud. Wissen Sie, wer die beiden anderen sind?«
    »Das ist Doktor Jens Pauschler und sein Knecht Richard Wachsmuth.«
    »Wachsmuth?«
    »Renate Drehers Bruder«, erklärte Weis.
    Venske verriet ihm nicht, dass auch Geiger bei dem Treffen gewesen und dann geflohen war.
    »Warum eigentlich der Riesenaufwand mit Feuerwehr und Rettungswagen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Sie wiederholen sich. Wo ist Konnert?«
    »Da kommt er. Mit gesenktem Kopf.«
    Hinter ihm ging ein Polizist. Es sah so aus, als führe der den Hauptkommissar zur Hinrichtung.
    »Der ist fertig«, kommentierte Venske.
    »Der ist erst fertig, wenn der Fall gelöst ist. Der macht drei Minuten die Augen zu, und wenn er sie wieder aufschlägt, ist er wie neu.«

    ***

    Draußen wurde es schon hell. Konnert blickte mit der leeren Kaffeepulverdose in der Hand auf die Kiste mit ebenso leeren Mineralwasserflaschen. Im Großraumbüro arbeiteten frühzeitig gekommene Mitarbeiter und tippten Verhörmitschnitte der Nacht in die Tastaturen. Fantastische Leute. Einige telefonierten oder berieten sich miteinander. Er überlegte, ob er im Schreibtisch seines Stellvertreters wohl einen Energydrink finden würde.
    Kilian und Venske traten durch die Tür. Sie sahen geschafft aus. Verhöre waren anstrengend. Kilian gähnte ungeniert, was Konnert bei seinem sonst so korrekten Kollegen verwunderte.
    »Willst du?« Venske hielt Konnert einen Becher hin. »Den Kaffee hat man uns in der Wache spendiert. Ich schlage vor, wir setzen uns und rekapitulieren, welche Fakten wir zusammenhaben.«
    »Danke für den Kaffee. Den kann ich gebrauchen. Aber reden werden wir um neun Uhr, dann sind Babsi und Stephanie dabei. Ich muss erst für eine Viertelstunde die Augen zumachen. Eher geht nichts mehr. Ihr seid ja noch jung. Informiert Frau Lurtz-Brämisch.« Und mit Blick zu Kilian ordnete er an: »Du kannst eine Zusammenfassung anfertigen. Das wäre für all die hilfreich, die diese Nacht verpasst haben. Aber wenn du lieber schlafen willst, dann schaffen wir die Besprechung auch so.«
    Sie tranken im Stehen und schwiegen. Drei übernächtigte, unrasierte und schweißstinkende Männer. Hätten sie Bierflaschen statt Kaffeebechern in der Hand gehabt, hätte man sie für Penner gehalten.

    ***

    Die Beine von sich gestreckt, mit dem Kopf an die Heizung unter dem geöffneten Fenster gelehnt und dem Kinn auf der Brust, fand die Staatsanwältin Konnert auf dem Boden sitzend vor und räusperte sich. Der schlief aber tief und fest weiter. Sie hustete laut. Sein Atem blieb gleichmäßig, ruhig und tief. Venske kam herein und ließ die Tür zuknallen, dass das Glas in der Einfassung schepperte. Konnert

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