Teuflische Stiche
Geld bekommen, um sich mit Renate Dreher ein paar fröhliche Stunden zu machen. Schäperklaus will davon nichts gewusst haben. Dieser Sachverhalt ist zu klären, wenn Geiger vernehmungsfähig ist.«
Weil Konnert nicht weitersprach, sprang Venske für ihn ein: »Richard Wachsmuth, Fahrer und Leiter des Wachdienstes bei Pauschler, gibt zu, Addiksen in der Mangel gehabt zu haben. Er wollte aus ihm herausprügeln, was Addiksen mit seiner Schwester gemacht hat. Es waren also keine Rechtsradikalen, die ihn vertrimmt haben, sondern Wachsmuth. Weiter sagt er aus, von Eck habe schon vor Monaten Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn über Pauschler und dessen Aktivitäten ausgefragt. Sie hätten Vertrauen zueinander gewonnen. In den letzten Tagen sei der Plan mit der Nacht auf dem Friedhof gereift. Er habe mitgemacht, um Pauschler heimzuzahlen, was er ihm in den vergangenen Jahren an Demütigungen und Schikanen angetan habe. Ich kann es nur wiederholen«, murmelte Venske, »Pauschler ist ein elender Dreckskerl.«
»Davon gibt es viele«, warf Struß in Konnerts Richtung ein. »Strafbar ist das aber leider nicht.«
»Leider? Sei doch froh, sonst wärst du kein Beamter mehr«, gab Venske anstelle seines Chefs zurück.
»Ich muss doch sehr bitten, meine Herren.« Die Staatsanwältin ging dazwischen und wurde förmlich. »Gibt es strafrechtlich Relevantes gegen Wachsmuth?«
»In meinem Bericht steht auch seine Aussage, er habe seinen Volvo mit einer Erbschaft abbezahlt. Das werden wir überprüfen«, antwortete Venske. »Stimmt das, und Addiksen zeigt ihn nicht wegen der Körperverletzung an, dann liegt nichts gegen ihn vor.«
»Was haben wir zu Stelzig alias von Eck?«, wollte Wehmeyer von Konnert wissen.
Nachdem er berichtet hatte, was von Eck über sich auf dem Friedhof gesagt hatte, stellte Konnert fest: »Freiheitsberaubung in einem Fall, zuungunsten von Jens Pauschler. Wenn wir alle uns bekannten Aussagen als Fakten bewerten, müssen wir feststellen, dass er für den Tod von Renate Dreher nicht verantwortlich ist. Was den Toten in seinem Haus in Roetgen angeht, warten wir auf den abschließenden Bericht aus Aachen. Der soll im Laufe des Tages fertig sein.«
Auf Kilians Gesicht erschien ein Lächeln, und er sah neben sich zu Venske, bekam aber keinen Augenkontakt. Konnert bemerkte die Bewegung. Einen Moment später erinnerte er sich an die Wette: Grillen für alle. Kilian hat gewonnen. Venske muss uns einladen. Auch Konnert konnte ein Schmunzeln nicht verbergen.
»Wer ist denn nun nach Ihrer Faktenlage für den Tod von Renate Dreher verantwortlich?«, wollte die Staatsanwältin von Konnert wissen.
»Das ist noch nicht klar. Nach der Befragung von Geiger schreibe ich einen Bericht. Eher kann ich dazu nichts sagen.«
Die Staatsanwältin gab so schnell nicht auf. »Stelzig ist nicht ihr Mörder. Glauben Sie das?«
»Was ich glaube, Frau Lurtz-Brämisch, ist in der Polizeiinspektion allgemein bekannt. Was Stelzig angeht, gilt für mich die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils.« Er sprach ruhig, ja freundlich.
Die Staatsanwältin reagierte darauf mit einem verhaltenen Lächeln.
Als vorerst Letzte präsentierte die Professorin ihre Arbeitsergebnisse. »In Kooperation mit dem Klinikum Oldenburg und der Kriminaltechnik hier im Haus ist in unserem gerade erst fertiggestellten Labor die Substanz aus der Spritze mikrobiologisch untersucht worden. Es hat sich sehr schnell herausgestellt, dass sie aus Backpulver, Magermilch und püriertem Blauschimmelkäse zusammengemixt worden ist. Eine Gesundheitsgefährdung durch diesen Schleim hat nicht bestanden.«
Die Nachricht löste keine besondere Beachtung mehr aus. Eine Entwarnung hatte sich schon durch das ganze Haus verbreitet. Nur die Zutaten der Mischung ließen die Frauen und Männer um den großen Tisch erneut schmunzeln.
Nicht alles ist das, wofür man es auf den ersten Blick hält, dachte Konnert und lehnte sich zurück.
***
Mit beiden Händen klammerte sich Geiger ans Edelstahlblech der Abortschüssel in der Ausnüchterungszelle. Er war sich nicht im Klaren darüber, wo er war und konnte auch nicht realisieren, warum die Toilette so merkwürdig aussah. Er spürte nur das Würgen im Hals und ekelte sich vor dem Geschmack in seinem Mund. Als sein Magen nicht mehr revoltierte und er sich schwankend auf die Füße stellte, bemerkte er die Feuchtigkeit zwischen seinen Beinen. Gleich stieg die Erinnerung an den Morgen in ihm auf, an dem er als kleines Kind mit
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