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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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vorgestreckten Armen. In seinem Gesicht spiegelte sich der Ekel wieder, den die Nähe zu Pauschler bei ihm auslöste. Wenn der sich nur ein klein wenig bewegte, zog er den Draht gleich strammer zu. »Ganz ruhig. Diesmal windest du deinen Kopf nicht aus der Schlinge. Diesmal nicht!«
    Ein Röcheln war die Antwort.
    »Herr Kommissar, den Brand in Pauschlers Fabrik hat Geiger gelegt. Er ist zu Recht verurteilt worden. Nur war es keine Unachtsamkeit, sondern Vorsatz. Er wollte die Weiterentwicklung meines Medikaments verhindern. Er hat Pläne für eine eigene Firma gehabt. Monatelang vorher hat er meine Unterlagen kopiert. Er hat nur nicht geahnt, dass auch Pauschler von meinen heimlichen Arbeiten in seinem Labor gewusst und ebenfalls meine Daten abgeschöpft hat. Sie sitzen hier endlich gemeinsam auf der Anklagebank.«
    Die schöne Gertrud bog ihren Oberkörper nach hinten und auch von Eck zog den Draht stramm.
    »Lassen Sie das!«, befahl Konnert ihnen. Sie gaben den Männern vor ihnen etwas mehr Luft.
    »Geiger hat damals noch Geld gehabt. Das ist ja vor den Prozessen gewesen. Ohne mich wollte er weitermachen, dieser Blender, ohne mich. Aber der bringt allein ja nichts zustande. Keine Ideen, kein Mumm in den Knochen, keine Lust, richtig zu arbeiten. Dann hat er mich aber doch zu locken verstanden, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten. Er hat mir geholfen, ein Labor einzurichten. Ich bin umgezogen und habe mit ihm im Geheimen weiter experimentiert. Denn ich habe eingesehen, dass ich doch einen Partner brauche. Und ich bin mir sicher gewesen, ihn unter Kontrolle zu haben.«
    »Stimmt«, röchelte Pauschler, »Versager … Brandstifter … Dreck ...«, mehr bekam er nicht heraus. Von Eck schnürte ihm erneut die Luft ab.
    »Kommen wir zu diesem feinen Herrn hier vor mir. Er ist nicht nur ein Dieb. Er ist ein vielfacher Mörder. Sein Produkt ist kein Medikament. Es hilft nicht. Im Gegenteil, es tötet.«
    Konnert beobachtete Pauschler genau. Seine linke Hand bewegte sich in Zeitlupe in Richtung Manteltasche.
    »In Afrika und Kroatien lässt er seine Pampe an unwissenden Patienten ausprobieren. Bestimmt sind einige daran schon gestorben. Verhaften Sie ihn! Jetzt! Legen Sie ihm Handschellen an. Dann löse ich den Draht.«

    ***

    Er hätte nur noch zweimal abbiegen müssen, dann wäre er zu Hause angekommen. Schon auf der ganzen Fahrt war ihm die merkwürdige Formulierung seines Chefs durch den Kopf gegangen. »Ich habe sehr netten Besuch bekommen. Du kannst alle Aktionen abbrechen. Der erste Eindruck muss nicht der richtige sein.« Was hat er damit gemeint? Nach dem langen Tag machte es ihm Mühe, klare Gedanken zu fassen. So dauerte es länger, bis er wusste, was zu tun war.
    Venske wendete in drei Zügen. Wegen der Nachtruhe nicht mit quietschenden Reifen. Dann trat er das Gaspedal durch. Trotz der Nachtruhe. Das Fahrtraining in der Woche vor Weihnachten zahlte sich aus. Rasant schnitt sein Golf GTI übersichtliche Kurven und driftete vor dem Standesamt über den leeren Parkplatz hinüber zum Pferdemarkt und zur Sedanstraße. Ein Taxi kam ihm entgegen, und weil ein Rollerfahrer mitten auf seiner Fahrspur entlanggondelte, musste er abbremsen. Seine Unruhe nahm zu. Endlich war er an dem angetrunkenen Mann vorbei.
    Irgendetwas stimmte bei Konnert nicht.
    Die Wardenburgstraße entlang und hinein in den Melkbrink. Er konnte die Kirche sehen, bog rechts ab und diesmal wendete er mit Vollspeed, eingeschlagenem Lenkrad und kurz angezogener Handbremse und kam auf dem Parkstreifen hinter drei anderen Autos zum Stehen.

    Mit beiden Händen beendete er das Klappern der Gießkannen. Dann lauschte er. Kein ungewöhnlicher Laut war zu hören. Am Rand des Platzes bemühte er sich, seine Schuhe lautlos aufzusetzen. Die Taschenlampe blieb am Gürtel. Es zog ihn dahin, wo er seinen Chef beim letzten Mal gefunden hatte. Da alles so still und unauffällig schien, fragte er sich: Was mache ich hier eigentlich? Ich agiere schon wie Konnert und folge einem inneren Impuls und einer Gefühlsmischung aus Verunsicherung und Empathie. Spinne ich? Er schüttelte die Fragen ab und schlich weiter. Wo es möglich war, mied er den Kiesweg und balancierte über Grabeinfassungen und Grasflächen. Erneut horchte er. Der Wind in den Bäumen und Büschen säuselte, hin und wieder waren ferne Motorengeräusche zu hören. Keine Gesprächsfetzen oder Hilferufe drangen an sein Ohr.
    Als er im südlichen Zipfel des Friedhofs die Bank leer vorfand, auf der Konnert am

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