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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Spüle.«
    Addiksen hob den Korken auf und steckte ihn in die Hosentasche. »Hast du keine Sorge, dass einer dein Bier klaut, wenn du das so unbeaufsichtigt vor der Haustür stehen lässt?«
    Ewald Schäperklaus wies mit dem Finger auf einen doppelten Lkw-Spiegel am Fenster, in dem die vollständige Fläche vorm Haus zu sehen war. »Solange ich hier sitze, schleppt sich keiner rein oder raus oder verschleppt irgendetwas, ohne dass ich das mitbekomme. Prost.«
    Überall Überwachung, fand Addiksen und dachte an Kameras in Geschäften und an den Jungen auf dem Flur vor der Wohnung vom Freiherrn. Ob der uns gesehen hat, als wir uns verdrückt haben?
    Sie tranken, als hätten sie nach einem Wüstenmarsch endlich eine Oase erreicht.
    »Und?«
    »Renate ist tot.«
    »Und?«
    »Der Venske ist bei Karl gewesen. Ich bin dazugekommen.«
    »Und?«
    »Nix und. Der hängt uns was an.«
    »Als wir die Dreher, na du weißt schon, da war sie ganz schön lebendig. In den Bauch hat sie mich getreten. Beinahe hätte sie meine, na du weißt schon, zerquetscht, das alte Luder. Ist mir auch egal, was der Lederne noch mit ihr gemacht hat. Als wir uns weggeschleppt haben, war sie zwar still, aber lebendig.« Schäperklaus stellte die leere Bierflasche neben seinen Sessel.
    »Wir müssen den Ledernen finden.«
    »Hat der sich weggeschleppt?«
    »Weißt du nicht, wo er sich verstecken könnte?«
    Schäperklaus beugte sich mühsam zum Bierkasten vor und öffnete die nächste Flasche. »Die Dreher soll Geld angeschleppt haben.«
    »Karl hat einen neuen Fernseher und einen neuen Sessel und wieder ein Rennrad im Keller stehen. Sogar einen Cappuccino-Automaten leistet er sich. Aber Bares hat er nicht.«
    »Will der wieder Rennen fahren?«
    »Abnehmen will er. Ein neues Leben beginnen. Er meint, jetzt wird alles besser. Der ist so was von durcheinander. Einmal ist er froh, dass seine Olle tot ist, und einen Moment später flennt er wie ein Kleinkind.«
    »Vielleicht hat der Dreher ja seine Renate umgebracht. Wenn die Geld angeschleppt hat.«

    Ewald Schäperklaus schnarchte schon in seinem Sessel, als Addiksen die letzte Flasche leer unter den Tisch kollern ließ. Das Schnarchen verstummte nicht. Addiksen wuchtete sich schwankend aus dem Sofa hoch und begann, die Wohnung zu durchsuchen.

    ***

    Selten kam es vor, dass Konnert das Treppenhaus dem Fahrstuhl vorzog. Dieses Mal ließ er sich Zeit, die beiden Halbtreppen ins Stockwerk des Kriminaloberrats hinaufzusteigen. Der barsche Ton seines Vorgesetzten hatte ihn irritiert. Vorsorglich formulierte er schon mal seine Anliegen.
    Die Tür zum Vorzimmer stand offen. Es war leer. Durch die angelehnte Tür zum Büro des Oberrats hörte Konnert ihn telefonieren.
    »Wenn es dann unbedingt sein muss.« Und ein wenig später: »Ich stelle es auch Ihnen gegenüber noch einmal fest, ich halte die ganze Aktion trotz Ihrer Argumentation immer noch nicht für eine gute Idee. Ich weiß … Ja, auch Sie müssen Entscheidungen treffen, die Ihnen nicht gefallen. Ich werde … Wie Sie es angeordnet haben.« Der Telefonhörer wurde energisch aufgelegt.
    Konnert klopfte und ließ sich im Türspalt sehen.
    »Kommen Sie rein! Nehmen Sie Platz!«
    Er setzte sich auf einen der Besucherstühle und wartete. Kriminaloberrat Wehmeyer trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. Sein Gesicht zeigte eine Röte, die nichts Gutes ahnen ließ.
    »Die einen bauen Mist, und wir sollen daraus Kompost machen«, brach es aus dem Oberrat heraus. »Und wenn Sie partout nicht in Urlaub gehen wollen, dann müssen Sie den Gärtner spielen.«
    Für Konnert blieben die Sätze ein Rätsel.
    »Entweder Kirchner oder Babsi. Sie haben die Wahl.«
    »Herr Wehmeyer, worum geht es denn?« Konnert hätte außerdem gern dazu gesagt: »Entspannen Sie sich erst einmal«, hielt sich aber zurück.
    »In Cloppenburg verpennten es Kollegen, dem Hinweis eines Mannes nachzugehen, der von sich selbst sagt, dass er eine Bedrohung für junge Frauen sei. Dann überfällt der tatsächliche eine Joggerin in Bakum und verletzt sie lebensgefährlich. Immer noch erinnert sich niemand an den Anruf. Ein paar Wochen später vergewaltigt er eine Schülerin in Vechta, gerät in Panik und erwürgt sie. Es gibt eine ausführliche Berichterstattung in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Die Bevölkerung ist aufgebracht. Jetzt macht die hohe Politik Druck und man muss ganz oben im Innenministerium öffentlichkeitswirksam aktiv werden. Blitzschnell ist entschieden worden, das

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