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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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recherchiert. Nach den vorsichtigen Andeutungen aus dem Tagesaufenthalt kann ich sagen: Sie ist von ihrem Ehemann ausgenutzt, malträtiert und vor etwa zwei Jahren vor die Tür gesetzt worden. Im Frauenhaus ist sie auch bekannt. Einen Schlafplatz wird sie bei unterschiedlichen Gastgebern oder auch mal unter freiem Himmel gefunden haben. Auf die Fragen, ob sie in letzter Zeit intensivere Männerbekanntschaften gehabt habe und wie gut sie mit von Eck bekannt gewesen sein könnte, habe ich keine Antworten bekommen.«
    Als Babsi Platz genommen hatte, rührte Konnert sich endlich. »Für mich ist nur eine Frage wichtig: War es Mord, eventuell fahrlässige Tötung, oder hat Renate Dreher sich ein Essen ohne Einwirken Dritter zubereitet und aus Versehen giftige Pilze verarbeitet?«
    Am großen Tisch wurde in Grüppchen angeregt debattiert. Kilian ging gewohnheitsmäßig Kaffee holen und trat enttäuscht gegen den kleinen Schrank, auf dem die abgeschaltete Kaffeemaschine stand. Wütend warf er einen Fünfer in die Schachtel, die als Kasse diente. In den Mineralwasserkisten befanden sich auch nur leere Flaschen.
    Venskes Dose war ebenfalls ausgetrunken. Er lugte rüber zu seinem Büro, blieb aber sitzen.
    Konnert beteiligte sich nicht an den Diskussionen. Unruhig fummelte er mit der linken Hand in seiner Jackentasche herum.

    Nac h wenigen Minuten präsentierte Venske stehend und mit einem Siegerlächeln das Ergebnis der Gesprächsrunden: »Wir sind einstimmig der Meinung, wir sollten von Mord ausgehen. Dringend der Tat verdächtig ist der flüchtige Freiherr.« Venske legte eine kurze Atempause ein. »Und nun zum Thema Kaffeekasse.«
    Babsi holte ohne etwas zu sagen die Schachtel, und die meisten gaben einen Fünfer.
    »Funktioniert wie bei der Kollekte in der Kirche.« Venske reichte die Kasse weiter an Konnert. Der stülpte sein Portemonnaie um und ließ sein Kleingeld in die provisorische Kasse fallen, zeigte die leeren Scheinfächer vor und schob die Geldkiste zurück zu Venske. »Und nun du.« Venske bekam rote Ohren und beeilte sich, seinen Obolus beizusteuern. Inzwischen hatte Konnert einen Zettel unterschrieben, auf dem stand: »Schuldschein, 10 €«.
    Ins Stühlerücken hinein rief Kerstin Geerdes: »Darf ich noch etwas sagen?«
    Alle verharrten in ihren Bewegungen.
    »Ich kenne mich ein wenig mit Pilzen aus. Nach meiner Kenntnis sind giftige Pilze wie der Grüne Knollenblätterpilz oder der Frühjahrslorchel in unseren Breitengraden erst ab Anfang bis Mitte Mai zu finden, je nach Witterung. Renate Dreher ist wahrscheinlich mit gedörrten Pilzen umgebracht worden, die ihr Gift weder beim Trocknen noch beim Kochen verlieren.«
    »Danke«, sagte Konnert, »das ist eine wichtige Information.«
    Die Versammlung löste sich auf. Einige machten Feierabend, andere kehrten zu ihrem Schreibtisch zurück. Konnert ging zu Babsi. »Du kennst doch die schöne Gertrud und weißt, wo du sie findest. Ich möchte wissen, ob sie in der letzten Zeit Kontakt zu Frau Dreher hatte. Und vervollständige bitte weiter das Profil der Toten.«
    Sie sah ihn an. »Du siehst müde aus. Geht es dir nicht gut?«
    »Geht schon. Danke für die Nachfrage.« Er wendete sich ab, streckte sich, um mit großen Schritten zu seinem Büro zu eilen und die Tür hinter sich zuzuziehen. Als die Pfeife qualmte, stellte er sich mit dem Rücken zum Fenster und sah seinem Stellvertreter durch die gläserne Trennwand zu.
    Venske klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr. Mit den freien Händen öffnete er eine weitere Dose Energydrink. Die Lasche riss auf, etwas Flüssigkeit spritzte auf die Papiere, die auf dem Schreibtisch lagen. Die Lippenbewegungen konnte Konnert leicht als einen Fluch deuten. Statt zu trinken nahm Venske den Hörer in die andere Hand und notierte sich etwas auf den Rand einer Akte.
    Als das Gespräch beendet war, ging Konnert zu ihm rüber. »Du hättest noch Zeit, Kaffee und Mineralwasser zu kaufen.«
    »Ich überlege, ob das nicht der Kleine übernehmen kann. Ich meine dauerhaft.«
    »Vor einem Jahr hast du erklärt, nur du könntest das Chaos der Kaffeekasse beherrschen. Dir sei darum die Verantwortung dafür zu übertragen. Und noch etwas. Nenn Kilian nicht ständig den Kleinen. Ich habe dir schon mal klarzumachen versucht, wie beleidigend das für ihn klingen muss.« Nach einem Augenblick bot er an: »Du kannst ja nach deinem heutigen Streik die Kollegen abstimmen lassen, wer die Kasse führen soll, du oder Kilian.« Er hatte den

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