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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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gewesen.«
    »Im Haus wird gemunkelt, die schöne Gertrud sei die Freundin vom Freiherrn«, ergänzte Nicks Mutter. »Aber bei dem Mann weiß man nie, ob es tatsächlich so ist, wie es aussieht.«
    Nick saß weiter mit gesenktem Kopf in seinem Sessel.
    »Weißt du was, Nick«, Venske legte seine Hand auf die Schulter des Jungen, »ich hole dich morgen Nachmittag ab und zeige dir mein Büro im Kommissariat. Einverstanden?«
    Der Junge blickte auf, und auch die Augen seiner Mutter strahlten.

    ***

    Die Sonne war bereits untergegangen. In der Luft hing noch die milde Wärme des Nachmittags. Sie roch ein wenig nach Sommer. Auf den schmalen Rasenstücken vor den dreistöckigen Häusern, an denen Konnert vorbeikam, hatten die Gänseblümchen schon ihre Blüten für die Nacht geschlossen.
    Am Mietshaus, in dem seine Tochter wohnte, leuchtete keine Außenlampe. Um die Klingel zu finden, brauchte er kein Licht. Er war in den vergangenen Jahren oft genug hier gewesen, um zu wissen, welchen Knopf er drücken musste. Und doch zögerte er. Auf dem langen Fußweg hierher hatte er sich zu erinnern versucht, wann er seine Tochter zum letzten Mal getroffen hatte. Selten hatten sie miteinander telefoniert. Kurze Gespräche nur, ohne Tiefe. Und nun hatte sie um einen Besuch gebeten. Ich gehe zu meinem Kind, nicht zu einem Verdächtigen, hatte er sich gesagt. Die Verunsicherung war geblieben, und ein guter Satz für die Begrüßung war ihm auch nicht eingefallen. Er trat einen Schritt vor und drückte den Klingelknopf zweimal schnell hintereinander. So wie früher.
    Im Wohnzimmer war es aufgeräumt. Konnert stand mitten im Raum und sah sich um, während seine Tochter in der Küche hantierte und Kaffee kochte. Tassen, Milch und Zucker waren bereits gedeckt. Auf einem braun gestrichenen Tischchen stand ein altes Röhrenfernsehgerät. Einzelne Wein- und Likörgläser sowie das Teeservice seiner Eltern verloren sich hinter den Glasscheiben des Wohnzimmerschranks.
    »Setz dich doch, Papa.« Ruth kam mit der Kaffeekanne in der einen und einem Teller mit wenigen Keksen in der anderen Hand ins Zimmer.
    Er nahm in einem durchgesessenen Sessel der Polstergarnitur Platz. Es kostete ihn Mühe, sich vorzubeugen, um seiner Tochter die Kaffeetasse entgegenhalten zu können. »Danke«, sagte er und noch während er überlegte, wie er das Gespräch in Gang bringen könnte, gab ihm Ruth zwei Briefumschläge. »Papa, ich bin am Ende«, gestand sie, als sie sich auf das verschlissene Sofa setzte.
    Er entnahm dem ersten Kuvert die Aufforderung der Sparkasse, innerhalb der nächsten zehn Tage das Konto auszugleichen, sonst würde es aufgelöst. Außerdem drohte eine Eintragung bei der Schufa. Nicht einmal ein Handy würde Ruth dann noch anmelden können, wusste Konnert.
    Seine Tochter begann zu weinen. »Am selben Tag, an dem das Arbeitslosengeld überwiesen wird, holt er die ganze Summe am Automaten ab. Wenn die Wohnungsbaugesellschaft dann die Miete abbuchen will, ist kein Geld mehr da. Und ich muss doch auch leben.«
    Im nächsten Umschlag befand sich eine Auflistung der Mietschulden.
    »Zeigst du mir eure Kontoauszüge?«
    Sie schniefte, erhob sich, zog eine Schublade im Schrank auf und hielt ihm einen ungeordneten Stapel Papiere hin. Während sie hinter ihm stand und ihm über die Schulter schaute, versuchte er, sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
    Konnert wandte sich um und griff nach Ruths Hand. Still vor sich hin weinend setzte sie sich auf die Armlehne des Sofas. Er reichte ihr ein Taschentuch. »Das sieht nicht gut aus. Aber das sind in Wirklichkeit deine kleineren Probleme. Die können wir verhältnismäßig leicht lösen.« Er hielt seine Kaffeetasse auf halbem Wege zum Mund in der Luft und wiederholte mit Nachdruck in der Stimme: »Die können wir verhältnismäßig leicht lösen, Ruth. Bestimmt.« Er trank und sah dabei seine Tochter lange an.
    Langsam hob sie den Kopf, um ihn anzuschauen. »Meinst du wirklich?«
    »Ja, da geht es doch nur um Geld.«
    »Aber ich habe keins!«
    »Ich bin dein Vater, Ruth! Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    »Hast du uns nicht beigebracht, dass man erwachsen ist, wenn man Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt und die Folgen für sein Handeln selbst trägt.«
    »Das ist auch richtig. Aber wer hat dich in diese Situation gebracht? Du oder Sven?«
    Dazu sagte sie nichts, und Konnert musste innerlich schmunzeln. Sie ist meine Tochter und schweigt zu unangenehmen Themen so, wie ich es oft tue. Er

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