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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Nagellack ließ ihre Zehen blass erscheinen. Venske hob die Decke an. Fliegen flogen auf. Er warf nur einen kurzen, angewiderten Blick auf die Maden in Augenhöhlen, Nasenlöchern und dem offen stehenden Mund.
    Im Aufrichten griff er zum Handy und rief Konnert an. »Ich bin in der Wohnung von Klaus Stelzig alias von Eck. Er ist nicht hier. Dafür liegt zwischen Sofa und Couchtisch eine Frau. Tot.«

    ***

    Die Kriminaltechniker waren schon an der Arbeit, als Konnert eintraf. Er zog sich einen Schutzanzug an und suchte Derk van Stevendaal, den Kopf des Teams.
    »Du stehst hier im Weg, Adi. Lass uns erst einmal unseren Job erledigen, und mach du deinen. Wenn wir etwas zu melden haben, erfährst du es wie immer sofort.«
    Konnert hätte gern wenigstens einen Blick auf die Leiche geworfen, wurde aber von Derk van Stevendaal aus dem Zimmer gedrängt. Obwohl er sich erschöpft fühlte, ließ er sich nicht so einfach aufs Abstellgleis schieben. Es gab ja noch andere Räume.
    Durch die offene Küchentür sah er Venske, wie er Schubladen öffnete, ihren Inhalt prüfte, irgendwelche Zettel durchblätterte und sie missmutig zurückwarf. Sehr sorgfältig, fand Konnert und dachte kurz daran, seinem Stellvertreter die Ermittlungen doch ganz zu überlassen. Aber er war nun mal der Chef und pflichtbewusst war er auch. Also nahm er sich das Schlafzimmer vor.
    Auf einem altertümlichen Holzbett mit hohem Kopfteil lagen ein ordentlich zusammengelegter Wollmantel mit ausgefranstem Kragen und abgescheuerter Knopfleiste und ein Paar gestrickte Handschuhe. Konnert sah flüchtig unter das Bett. Er entdeckte kein Stäubchen. Der Fußboden glänzte so sauber, als sei erst vor wenigen Stunden gründlich gewischt worden. Auf und neben dem Nachtschrank lagerten Bücher in Türmen bis zur Dachschräge.
    Er öffnete den zweitürigen Kleiderschrank. In den Wäschefächern füllten Boxershorts und T-Shirts und Socken jeden Zentimeter aus. Alles war neu, zum Teil noch in durchsichtigen Tüten, auf denen rote Sonderpreise klebten. Packungen mit billiger Bettwäsche stapelten sich auf der Hutablage, aber an der Kleiderstange hingen nur ein ledernes Hemd, ebenfalls neu, und mehrere Laborkittel. Sie befanden sich dort aber sicher schon länger, denn die Bügel bildeten sich mit einer grauen Kante auf den weißen Stoffen ab. Getragene und sauber geputzte gefütterte Winterstiefel standen auf dem Bodenbrett.
    Konnert ließ alles unberührt.
    Er nahm sich als Nächstes das Bad vor. In der Mitte der Glasablage unter dem Spiegel lagen neben einem Wasserglas sorgfältig ausgerichtet Zahnbürste und -pasta, ein grobzinkiger, schwarzer Kamm, Rasierseife und ein altertümlicher Rasierer mit nur einer Klinge, parallel dazu ein Nagelknipser und eine Haarbürste. Unter dem Waschbecken hatte ein hoher Abfalleimer seinen Platz. Sorgfältig über den Rand gezogen hing ein Gelber Sack. Darin konnte er schmutzige Unterwäsche, Socken und Bettlaken zusammen mit Wattestäbchen und benutzten Papiertaschentüchern erkennen. In seiner linken Jackeninnentasche fand er einen Kugelschreiber. Mit ihm hob er Wäschestücke an und entdeckte noch zwei gebrauchte Einmalrasierer und graublonde Haare, wahrscheinlich nach dem Duschen vom Freiherrn aus dem Sieb gefischt.
    Unterwäsche und Strümpfe in einem Abfalleimer? Durcheinander mit Q-Tips und Haaren? Die müssten doch beim Waschen umständlich wieder herausgefischt werden. Konnert konnte sich keinen Reim darauf machen. Die gekachelten Wände glänzten kalkfrei sauber. Auch die Toilette sah aus, als wäre sie nie benutzt worden.
    Konnert suchte Venske. »Was gefunden?«
    »Nicht wirklich.«
    »Dein Eindruck?«
    »Hier soll ein Bettler wohnen? Ich glaube das nicht. So habe ich mir das nicht vorgestellt.«
    »Zumindest in unseren Augen ist es ungewöhnlich. Ich weiß nicht viel über Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Betteln bestreiten. In einer so penibel geputzten Wohnung bin ich aber auch noch nie gewesen.« Seine eigene Küche und der Wäscheberg in seinem Bad kamen ihm in den Sinn.
    Minuten später schlich er an Dark van Stevendaal vorbei ans offene Wohnzimmerfenster. Kühle Abendluft zog herein. Der Haken, mit dem die Fensterflügel gesichert waren, ließ sich nur schwer lösen. Er warf einen Blick hinaus. An der Hauswand wuchs Efeu. Von den armdicken Ranken aus kletterten Triebe bis ans Fensterbrett. Kann man hier heraufsteigen?, überlegte Konnert kurz und verwarf den Gedanken gleich wieder. Im gepflasterten Hof standen

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