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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Stelzig?«
    »Auch damit kann ich Ihnen nicht dienen. Ein Herr Stelzig wohnt nicht in diesem Haus. Sagte ich das nicht schon?«
    »Klaus Stelzig, groß, graublond, immer in Leder, mit Zylinder und Seesack. Kennen Sie denn?«
    »Ach, den Herrn im Kutschermantel meinen Sie. Sein Name ist Klaus Stelzig? Ich dachte, er heißt von Eck. Dann ist vielleicht auch der Freiherr nicht korrekt? Aber das geht mich ja nichts an, nicht wahr? Ja, der Herr wohnt hier. Natürlich. Oben.« Er zeigte mit dem Finger zur Treppe.
    »Genauer wissen Sie das nicht.«
    »Nein, das weiß ich leider nicht.«
    »Das war’s schon.«
    »Bitte schön, und Danke schön dafür, dass Sie stören durften, und gern geschehen, und beehren Sie uns bald wieder.«
    Im Weggehen schüttelte Venske verständnislos den Kopf. Leute gibt es!
    Auf der ersten Etage wollte ihm niemand öffnen. Er stieg weiter nach oben.
    Im Stockwerk unterm Dach brannte ebenfalls eine Lampe. An einer Tür lungerte ein blasser Junge und zeigte stumm mit dem Finger auf die linke Tür am Ende des Flurs. Venske war sich sicher, dass er hinter ihm herschaute.
    Er klopfte, wartete, wummerte mit der flachen Hand gegen die Tür, wippte ungeduldig auf den Fersen, drehte sich um und trat mit dem Absatz seiner schwarzen Schuhe mehrfach zu. Niemand öffnete. Er legte sein Ohr an die Tür, lauschte einen Moment und blieb unschlüssig stehen.
    Plötzlich stand der Junge neben ihm. »Da ist keiner. Die sind weg.«
    »Was heißt die sind weg ?«
    »Ganz einfach. Da ist keiner mehr. Die Wohnung ist leer.«
    »Na komm. Mal etwas genauer.«
    Der schmächtige Junge schwieg. Er zog die Augenbrauen zusammen. Es sollte wohl ein nachdenkliches Gesicht werden. Sein blonder Pony bedeckte teilweise die kleine steile Falte über der Nasenwurzel. Dann überlegte er laut: »Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf.« Mit seinen stachelbeerfarbenen Augen sah er zu Venske hoch und musste dazu seinen Kopf weit in den Nacken legen. »Wer bist du denn eigentlich?«
    »Ich heiße Venske und bin von der Polizei.«
    »Hast du eine Marke?«
    Venske zeigte seinen Dienstausweis. »Zufrieden?«
    »Warum wollen Sie wissen, was ich weiß?« Jetzt siezte er ihn plötzlich.
    »Das geht dich gar nichts an. Ermittlungen.«
    Der Junge steckte seine Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans und betrachtete die schwarzen Schuhe des Polizisten: »Ich überlege, ob ich Ihnen überhaupt noch was sage.«
    »Du musst mir sogar Auskunft geben, wenn du etwas weißt. Das steht so im Gesetz.«
    »Wirklich?«
    »Nun rede schon.«
    Schweigen.
    »Nun los. Mach hin!«
    Der Junge presste erst seine Lippen aufeinander und sah sich noch einmal um, endlich hatte er sich entschieden. »Ich weiß, dass in der Wohnung ein Riesenstreit war. Da wurde geschrien und getobt, und plötzlich ist es still gewesen. Später hat ein Mann unglaublich leise die Tür aufgemacht. Er hat lange durch den Spalt geguckt, ob hier einer wäre. So wie im Krimi. Dann hat er sich bestimmt gedacht, es sieht ihn keiner, und ist über den Flur geschlichen. Ich habe ihn aber die ganze Zeit beobachtet. Ich hatte die Tür ein bisschen auf. Ein paar Minuten danach ist noch ein anderer gekommen. Der hatte etwas unter seiner Jacke versteckt.« Der Junge grinste verschmitzt.
    »Stimmt das wirklich?«
    »Ich sage die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. So heißt das doch, oder?«
    »Weißt du noch mehr?«
    »Ich meine, bei dem Streit war auch eine Frauenstimme dabei. Eine Frau habe ich aber nicht auf dem Flur gesehen.«
    »Du hörst und siehst alles, was hier im Haus los ist, stimmt’s? Dir entgeht kein bisschen.«
    Der Junge zog seinen Kopf entschuldigend zwischen die schmalen Schultern. »Was soll ich machen? Ich bin weder taub noch blind.«
    »Was ist danach passiert?«
    »Einen Flur tiefer hat ein Baby geweint. Die schieben den Kinderwagen einfach vor die Tür, wenn ihr Kind schreit. Dann ist die Frau von der Wohnung da hinten die Treppe raufgekommen. Ganz schnell geht die mit ihren kurzen Beinen. Wie ein Maschinengewehr hört sich das an. Tack, tack, tack, tack. Die trägt so Schuhe mit dicken, hohen Absätzen. Ich musste die Tür zumachen, weil sie immer guckt, ob ich gucke.«
    »Und, hast du danach noch mal nachgeschaut?«
    »Erst hat meine Mutter gerufen: Was machst du schon wieder an der Tür? Du sollst da weggehen. Da musste ich in mein Zimmer abziehen. Ich bin aber leise zurückgeschlichen und hab rausgelinst. Da war nichts mehr. Seitdem ist es da still. Wie jetzt. Alle

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