Teuflische Stiche
es ihm warm. Er knöpfte seinen Mantel auf. Von der Brücke zum Buschweg aus schaute er in trübes Wasser, in dem keine Fische zu entdecken waren. Weiter südlich schwamm ein Entenpärchen und gründelte nach Futter. Das ließ ihn an seinen eigenen Magen denken.
Er hatte sich noch einmal auf sein Sofa gelegt, nachdem die Polizisten gegangen waren. Zwar hatte er lange nicht einschlafen können, aber was sollte er sonst mit einem arbeitslosen Vormittag anfangen? Ein schnell aufgebrühter Kaffee musste als spätes Frühstück reichen. Richtig zu kochen, gelang ihm nicht. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als ein Mittagessen im Tagesaufenthalt einzunehmen. Manchmal ließ er sich in einer billigen Gaststätte das Tagesgericht servieren. Bisweilen war ihm das Glück hold und er konnte sein Essen in der Küche abarbeiten, er durfte nur nicht immer bei denselben Wirten auftauchen.
Eine Wolke schob sich vor die Sonne. Sofort war es kalt. Geiger knöpfte seinen Mantel zu und schlenderte weiter. Am besten ist es, wenn ich im Haus nicht gesehen werde. Hoffentlich spioniert der Junge nicht wieder.
***
Glück muss der Mensch haben. Mit diesem Gedanken erreichte von Eck das Wohnhaus der schönen Gertrud. Durch das offene Garagentor konnte er sehen, dass die Seitentür nur angelehnt war. Als wäre er ein angemeldeter Besucher, ging er über den Plattenweg auf die Haustür zu. Eine Blumenschale mit Primeln, Hornveilchen und kleinen Osterblumen dekorierte die Stufe vor ihr. An einem Sisalband hing ein Herz aus Holz und wünschte ein herzliches Willkommen.
Er klingelte und wartete. Plötzlich wandte er sich nach links und war nach drei langen Schritten in der Garage verschwunden. Mit einem schnellen Griff betätigte er den Schalter für den automatischen Schließmechanismus. Knarrend senkte sich das Tor, gleichzeitig ging das Licht an. An einer Wand hingen Sommerreifen, neben einem Rasenmäher und Gartengeräten lagen Gelbe Säcke. Kartons stapelten sich an der Stirnseite. Unter ihnen versteckte er seinen Seesack. Dann nahm er einen der vier Gartenstühle und klappte ihn auseinander. Eingehüllt in seinen Mantel setzte er sich vorsichtig hin, schob seine Hände unter die Achseln und schloss die Augen.
***
Es gab endlich mal wieder Rouladen mit Rotkohl und neuen Kartoffeln im Angebot der Kantine der Polizeiinspektion. Kartoffeln aus Ägypten. Von so weit, aber egal, Konnert ließ es sich schmecken.
«Darf ich mich zu dir setzen?«
Mit einem Tablett in beiden Händen stand Stephanie vor ihm.
Er musste erst schlucken, bevor er antworten konnte. »Selbstverständlich.«
Sie hatte sich ebenfalls für die Rouladen entschieden. Schweigend aßen sie und vermieden es, sich anzusehen. Konnert hatte sein Besteck schon zusammengelegt, als sie einen Bissen mit Mineralwasser hinunterspülte. »Wahrscheinlich habe ich die Protokolle nicht aufmerksam genug gelesen. Vielleicht fehlt auch ein Ergebnis der Befragungen nach dem Auffinden von Renate Dreher. Mir ist nur aufgefallen, dass auf der Etage vier Wohnungen sind. Ich erinnere mich aber nur an drei Gesprächsaufzeichnungen in den Unterlagen.«
» Das habe ich nicht bemerkt. Aber du hast Recht. Hinten links wohnt der Freiherr, neben ihm ein Ehepaar.« Die Frau mit den kurzen Beinen, schoss es ihm durch den Kopf. »Und auf der anderen Seite lebt Nick mit seiner Mutter. Die vierte Wohnung?«
Er fummelte sein Handy aus der Hosentasche und rief Venske an. »Hat jemand mit den Bewohnern der vierten Wohnung auf von Ecks Etage gesprochen?«
» Davon gehe ich aus.«
» Stephanie vermisst in den betreffenden Berichten eine entsprechende Aussage.«
» Dann werden die Kollegen dort wohl niemanden angetroffen haben.«
» Du bist doch durch die Abseite gekrochen. Dann musst du bis zur gegenüberliegenden Wohnung gekommen sein. Hast du nicht gesagt, da sei alles verschlossen gewesen?«
» Ja, ist es auch.«
» Aber in der Wohnung bist du nicht gewesen?«
» Nein.«
» Was Nein? Warst du oder warst du nicht?« Konnerts Stimme wurde leiser. »Wir suchen von Eck seit einer Woche, und du kommst nicht auf die Idee, er könnte wie du durch die Abseite zur anderen Wohnung gerobbt sein und sich da verstecken?«
» Du auch nicht und die anderen auch nicht.«
Konnert presste die Lippen zusammen. »Ich bin in der Kantine. Hol mich hier ab, wir fahren gleich hin und sehen nach.«
Zu Stephanie sagte er: »Vielleicht hast du uns einen Schritt weitergebracht. Willst du noch einen Nachtisch, bevor
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