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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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aus prekären Verhältnissen.«
    » Gewählte Ausdrucksweise«, redete Venske ihm dazwischen.
    » So heißt das offiziell«, kommentierte Kilian mit einem verärgerten Blick und berichtete weiter. »Als ich gefragt habe, ob in den letzten Monaten sonstige Fälle von Vergiftungen beobachtet worden seien, hat ein Mitarbeiter der Tafel gemeint, er hätte von einigen Erkrankungen mit besonders starkem Brechdurchfall gehört. Er konnte mir aber nicht erklären, warum fast ausschließlich Frauen darunter gelitten haben.«
    » Anfang des Jahres hat eine Magen-Darm-Grippe-Epidemie grassiert«, unterbrach ihn Venske wieder.
    » In Lingen und Emden hat es keine Todesfälle nach Vergiftungen gegeben. Der Tagesaufenthalt in Emden unterhält eine spezielle ärztliche Sprechstunde für Wohnungslose und Durchreisende. Dort wurde keine auffällige Häufung von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts registriert, jedenfalls nicht häufiger als in anderen Praxen.«
    Kilian beobachtete Venske. Konnert dachte darüber nach, wie er es geschickt anstellen könnte, die Sitzordnung zu korrigieren. Die beiden Konkurrenten mussten sich ja nicht unbedingt genau gegenübersitzen. Wichtiger war es im Moment aber, ob all diese Informationen sie überhaupt näher an ihr Ermittlungsziel brachten. Er sprach die Frage aus.
    Venske hatte eine schnelle Antwort: »Es ist doch so, dass die zentrale Figur in diesem Chaos der freie Freiherr ist. Der entzieht sich jeder intensiven Befragung. Das ist meiner Meinung nach mehr als verdächtig. Wir sollten alles daran setzen, ihn zu finden und dann Druck auf ihn ausüben.«
    Konnert überging den Einwurf und wandte sich an Stephanie: »Du bist noch unbefangen. Wie schätzt du die Lage ein?«
    » Ich mag zu dem Fall wirklich nicht viel sagen. Ich habe aber den Eindruck gewonnen – der kann natürlich völlig falsch sein –, dass ihr hektisch jeder noch so merkwürdigen Idee hinterherhetzt. Ihr könntet euch doch auch die Zeit für ein Brainstorming oder Mind-Mapping nehmen und danach Prioritäten für euer Vorgehen beschließen.«
    Sie fühlt sich immer noch außenstehend, merkte Konnert und dachte darüber nach, wie er Stephanie schneller zu einem Wir-Gefühl verhelfen könnte. Dann wurde er sich bewusst, dass ihr Vorwurf ihm galt. Ich bin dauernd mit Sachen und Problemen beschäftigt, die mich hindern, mein Kommissariat zu leiten.
    Bevor jemand Stephanie antworten und sich verteidigen konnte, betrat van Stevendaal das Großraumbüro, sagte »Hallo!« und setzte sich an den großen Tisch. »Hat Adi Schweigen angeordnet, oder darf man was sagen?«
    » Du immer!«
    » Also«, der Kriminaltechniker tat geheimnisvoll, »im Institut für Rechtsmedizin haben sie, wie bekannt, das Blut von Renate Dreher untersucht und Bestandteile des Giftes aus dem Grünen Knollenblätterpilz gefunden. Wir haben uns hier im Haus das Erbrochene von Stelzig vorgenommen, oder wie ihr den jetzt nennen wollt, und es mit Partikeln aus dem Wischeimer und dem Slip der toten Dreher verglichen. In beiden Proben haben wir die gleichen Spuren gefunden. Das hatten wir erwartet. Dann die Überraschung: Es hat Komponenten weiterer Gifte gegeben, die wir erst nicht zuordnen konnten. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Rechtsmedizin und der Giftdatenbank der Medizinischen Hochschule Hannover ist der Giftcocktail entschlüsselt worden. Er setzt sich zusammen aus Pflanzengiften des bekannten Pilzes und fernöstlichen und afrikanischen Gewächsen. Das Mischverhältnis ist …«
    » Verschon uns mit Einzelheiten, Derk! Komm zur Sache!«, unterbrach Konnert seinen Kollegen.
    » Du kannst einem auch jede Erfolgsmeldung vermiesen. Also, beide, Dreher und Stelzig, haben kein Pilzgericht gegessen, sondern diesen Mix verschiedener Gifte zu sich genommen. Renate Dreher ist daran gestorben und Stelzig erkrankt.« Van Stevendaals Gesicht spiegelte die Freude über die gelungene Überraschung wider. Er lehnte sich zurück.
    Nach einem Moment des Schweigens versuchten alle am Tisch, sich Gehör zu verschaffen. Die übrigen Mitarbeiter im Kommissariat blickten von ihrer Arbeit auf. Mit seinem Vierfarbstift klopfte Konnert hörbar auf die Tischplatte. Weil er das immer an derselben Stelle tat, war der Lack dort schon beschädigt. Langsam kam die Runde der Ermittler zur Ruhe.
    » Großartige Arbeit, Derk!«
    Van Stevendaal richtete sich auf. »Warum Renate Dreher an dem Giftcocktail gestorben ist, Stelzig aber sicher war, nicht zu sterben, wie er es dir im

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