Teuflische Versprechen
hinter diesem Decknamen eine sehr einflussreiche Persönlichkeit verbergen. Es kursieren auch Gerüchte, wer das sein könnte, doch ich gebe nichts auf Gerüchte, so lange ich keinen Beweis habe.«
»Aber uns können Sie doch sagen, wer sich eventuell dahinter verbirgt, oder?«
»Mal heißt es, er sei ein sehr bekannter Anwalt, dann wieder soll es sich um einen Politiker handeln, dann wieder um einen Unternehmer. Aber das ist alles heiße Luft, und auf die geb ich nichts. Ganz ehrlich, ich habe nicht die geringste Ahnung, wer dieser Marco Martini wirklich ist.«
»Hat dir der Name Kristovic vor diesem Gespräch etwas gesagt?«, wollte Berger von Müller wissen.
»Sicher, aber was haben wir vom K 60 schon mit einem serbischenKriminellen zu tun, der dazu noch irgendwo im ehemaligen Jugoslawien lebt? Wir dürfen gar nichts unternehmen, und das weißt du auch.«
Berger kratzte sich am Kinn und lehnte sich zurück. »Also, wenn ich das jetzt alles richtig verstanden habe, besitzt zumindest der BND gezielte Informationen über Kristovic, vielleicht aber auch noch andere Stellen. Doch es wird nichts gegen ihn unternommen und auch nicht gegen die, die hier für ihn arbeiten. Oder sehe ich das falsch?« Er schaute Bäumer fragend an.
»So habe ich es auch verstanden. Fragt sich nur, warum nichts unternommen wird.«
»Ich habe vergessen, etwas Wichtiges zu erwähnen«, wurden sie von Vukovic unterbrochen. »Kristovic, und das hat mir auch meine Bekannte berichtet, soll hinter der Ermordung von Zoran Djindjić stehen …«
»Wer ist das?«, wollte Durant wissen.
»Entschuldigung, aber ich dachte, das wäre allgemein bekannt. Zoran Djindjić war eigentlich der erste Politiker, der Jugoslawien zu einer Demokratie machen wollte, aber dazu kam er nicht, denn er wurde am 12. März dieses Jahres erschossen, das heißt, Kristovic hat den Auftrag erteilt, ihn zu liquidieren. Djindjić hätte aus Jugoslawien mit Sicherheit eine Demokratie gemacht, aber dann wäre Kristovic mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Außerdem wäre unter Umständen seine falsche Identität aufgeflogen. Also musste Djindjić sterben, damit Kristovic ungehindert seine Geschäfte weiterführen konnte. Ich gehe auch davon aus, dass er die komplette Regierung in Serbien und Montenegro schmiert oder sogar der eigentliche Machthaber ist. Fakt ist, von allen Staaten des ehemaligen Jugoslawien geht es den Menschen dort am schlechtesten. Kroatien hat sichnach dem Krieg relativ schnell erholt, Bosnien-Herzegowina blüht ebenfalls auf, von Slowenien ganz zu schweigen. Serbien und Montenegro hingegen ist vergleichbar mit Russland, es gibt eine Elite aus Millionären und Milliardären und unendlich viel Armut. Deshalb werden Sie dort auch kaum einen Beamten finden, der nicht korrupt ist.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Weil Kristovic das Sagen hat und nur solche Politiker in die Regierung kommen, die ihm wohlgesonnen sind«, entgegnete Vukovic ruhig. »Haben Sie damit jetzt alle Informationen, die Sie brauchen?«
»Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«, fragte Müller kopfschüttelnd. »Sie arbeiten seit zwei Monaten in meiner Abteilung und behalten derart wichtige Infos für sich? Das begreife ich nicht.«
»Weil wir in den vergangenen zwei Monaten andere Fälle bearbeitet haben, die weder etwas mit Kristovic noch mit diesem Martini zu tun hatten. Tut mir leid, aber ich hatte keine Ahnung, dass Sie das interessieren könnte.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Berger in die Runde.
»Wir arbeiten einen Plan aus«, sagte Durant. »Mir schwebt da auch schon was vor, aber halten Sie mich jetzt nicht für übergeschnappt. Es geht uns doch hauptsächlich darum, an diesen Marco Martini ranzukommen. Wie schaffen wir das, ohne dass er vorher Wind davon bekommt?«
»Wir wissen doch nicht mal, wie er aussieht«, wurde sie von Bäumer unterbrochen.
»Lassen Sie mich ausreden. Ich glaube, wir kommen nur an ihn ran, wenn wir uns in die Höhle des Löwen begeben.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Bäumer misstrauisch, der zu ahnen schien, was Durant vorhatte.
»Na ja, die Höhle des Löwen liegt nun mal im ehemaligenJugoslawien, und dort sollten wir hin, um eventuell zu erfahren, wer in Deutschland die Strippenzieher sind.«
»Frau Durant, entschuldigen Sie bitte, aber das ist wirklich ziemlich überzogen. Wie stellen Sie sich das vor? Meinen Sie etwa, dort unten werden Sie mit offenen Armen empfangen und
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