Teuflische Versprechen
sein Beileid ausgesprochen, weil er die Hendriks kannte. Und angeblich hat er Knoblauch und der Hendriks damals aus den Startlöchern geholfen, als sie ihre Kanzlei gegründet haben.«
Vermeer zuckte mit den Schultern und sagte: »Was ist daran ungewöhnlich?«
»Keine Ahnung. Leonhardt und Knoblauch, das passt irgendwie nicht. Die beiden spielen doch in völlig unterschiedlichen Ligen. Und die Hendriks war nur eine Anwältin für Familienrecht.«
»Und weiter?«
»Ich wollt’s dir nur mitteilen.«
»Leonhardt spielt in der Tat in einer andern Liga, aber solltest du denken, dass er …«
»Quatsch, ich hab mich nur gewundert«, wiegelte Durant ab, schloss für einen Moment die Augen und fuhr sich durchs Haar. »Wahrscheinlich seh ich schon Gespenster.«
»Wie war denn eure Besprechung heute Morgen? Ich wäre gerne vorbereitet, wenn ich nachher komme«, sagte Vermeer, lehnte sich zurück, als der Kellner das Wasser brachte, wartete, bis er wieder gegangen war, nahm das Glas und trank einen Schluck.
Julia Durant berichtete in Kurzfassung von dem Vorhaben, bei dem Kullmer die Hauptrolle spielen sollte. Währenddessen wurde das Essen serviert. Vermeer hörte aufmerksam zu und sagte, nachdem Durant geendet hatte: »Und ich soll euch meinOkay dazu geben. Ihr seid euch darüber im Klaren, auf was ihr euch da einlasst?«
»Claudia, wenn wir nichts unternehmen, wer dann? Das LKA, das BKA? Vergiss es, von denen können wir keine Hilfe erwarten. Und wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt, was Bäumer und Vukovic erzählt haben, dann will ich außer Bäumer auch keinen sonst vom BKA dabeihaben. Wir brauchen dein Okay.«
»Und wenn Kullmer dabei draufgeht? Hast du darüber schon mal nachgedacht? Er ist unerfahren, was diesen Bereich betrifft, und die kleinste Unachtsamkeit kann ihn das Leben kosten. Ich muss das wirklich in Ruhe überdenken.«
»Bitte, sag einfach ja, alle andern machen schließlich auch mit, und Kullmer wird keinen Schritt tun, ohne dass wir nicht darüber informiert sind. Mein Wort darauf.«
Claudia Vermeer überlegte, schob ihren leeren Teller zur Seite und bestellte sich ein Glas Rotwein, was sie normalerweise tagsüber nie tat. Sie trank gerne ein oder zwei Gläser abends zu Hause oder mit Freunden, aber sie war innerlich angespannt und aufgewühlt wie selten zuvor. Sie war gefordert, eine Entscheidung zu treffen, ohne genügend Zeit zu haben, diese ausgiebig zu überdenken. Sie war keine Freundin spontaner Entscheidungen. Erst schaute sie Julia Durant an, dann aus dem Fenster auf die Eschersheimer Landstraße, doch ihr Blick ging ins Leere.
»Du bist unsicher, stimmt’s? Das brauchst du aber nicht zu sein. Ich garantiere dir, wir gehen kein unnötiges Risiko ein.«
»Julia, wenn diese Leute wirklich so gefährlich sind, wenn hochrangige Politiker mitmischen, bist du dir im Klaren, was das bedeuten kann?«
»Bin ich. Aber andererseits denke ich mir, wir können nur gewinnen, zu verlieren haben wir nichts.«
»Falsch. Noch mal zum Mitschreiben – ein Fehler von Kullmer, das braucht nur ein falsches Wort zu sein, und er ist ein toter Mann …«
»Er wird keinen Fehler machen«, wurde sie von Durant unterbrochen. »Außerdem, jeder Kampf gegen das organisierte Verbrechen ist mit Risiken verbunden. Aber wir beschränken diese Risiken auf ein Minimum, weil nur eine ganz kleine Gruppe von Leuten eingeweiht ist. Und ich habe sowohl Bäumer als auch Vukovic kennen gelernt, die beide ihre einschlägigen Erfahrungen gesammelt haben und die trotz aller Rückschläge in der Vergangenheit bereit sind, mitzumachen. Komm, lass dich nicht lange bitten, sag ja.«
»Du machst es mir schwer. Weißt du, dass es mich meinen Job kosten kann, wenn ich mein Einverständnis gebe und die Sache aus dem Ruder läuft? Sie werden nicht dich, nicht deinen Chef oder irgendeinen andern zur Rechenschaft ziehen, sondern mich ganz allein. Und noch was: Wenn alles gut geht und zum Beispiel jemand aus dem Innenministerium oder irgendeinem anderen Ministerium seine Finger im Spiel hat, kann ich fristlos gekündigt werden, ohne Angabe von Gründen. Selbst wenn der Präsident des BKA gegen so jemanden ermitteln würde, er wäre seinen Job los, auch ohne Angabe von Gründen. Gegen die da oben hast du keine Chance, und die werden auch mit allen Mitteln verhindern, dass auch nur ein Sterbenswörtchen an die Presse gelangt. Davor habe
ich
Angst.«
»Wie bitte?«, sagte Durant ungläubig. »Heißt das, wenn etwa der Innenminister in
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