Teuflische Versprechen
Kanzlei Knoblauch und Hendriks, die jetzt nur noch Kanzlei Knoblauch hieß.
Freitag, 12.15 Uhr
Es klingelte, Regina Zimmermann drückte einen Knopf und sagte: »Ja, bitte?«
»Durant, Kripo Frankfurt.«
Die Tür wurde geöffnet, Julia Durant betrat das Vorzimmer, warf noch einmal einen Blick auf die beiden Männer, die gewollt auffällig und in lässiger und doch drohender Haltung am Aufzug standen und Durant kritisch musterten, die sie dafür mit einem Lächeln bedachte, und begrüßte Regina Zimmermann. Eine Zigarette glimmte im Aschenbecher vor sich hin.
»Hallo, da bin ich noch einmal. Ich hab noch ein paar Fragen.«
»Haben Sie schon einen Hinweis, wer Frau Hendriks umgebracht haben könnte?« Regina Zimmermann deutete auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
»Nein, bis jetzt nicht. Ich habe auch schon mit Frau Michel gesprochen, die, wie Sie sich denken können, mehr als erschüttert ist. Ist Ihr Chef zu sprechen?«
»Ich glaube, im Moment wäre es nicht so angebracht, ihn zu stören, er hat hohen Besuch, Dr. Leonhardt.«
»
Der
Dr. Leonhardt? Deshalb die Herren in den dunklen Anzügen vor der Tür«, sagte Durant. »Arbeiten Sie etwa mit Leonhardt zusammen?«
»Nein, Zusammenarbeit kann man das nicht nennen, aber als es mit der Kanzlei noch nicht so gut lief, hat er Dr. Knoblauch ein bisschen unter die Arme gegriffen. Nun ja, er kann sich’s leisten. Und dadurch sind die beiden so was wie Freunde geworden. Er ist wohl gekommen, um sein Beileid auszusprechen, schließlich kannte er auch Frau Hendriks ziemlich gut.«
Die Zigarette war verglüht, Regina Zimmermann zündete sich eine neue an, inhalierte, verzog den Mund ein wenig, beugte sich weit nach vorn, deutete mit dem Kopf auf Knoblauchs Büro und flüsterte: »Kennen Sie ihn denn?«
»Nicht persönlich, warum?«
»Nur so.«
»Das klingt, als würden Sie ihn nicht besonders mögen«, sagte Durant lächelnd.
»Ganz ehrlich, er ist ein arroganter, selbstherrlicher Schnösel.« Sie sah Durant entschuldigend an und fuhr noch leiser fort: »Ich hoffe, ich hab mir jetzt nicht den Mund verbrannt.«
»Keine Sorge, das bleibt unter uns. Haben Sie noch einmal über Frau Hendriks nachgedacht, ich meine, ist Ihnen noch irgendetwas eingefallen, was mir weiterhelfen könnte, ihren Mörder zu finden?«
Regina Zimmermann lehnte sich wieder zurück und schüttelteden Kopf. »Nein, tut mir leid, ich kann wirklich nur das wiederholen, was ich gestern schon gesagt habe. Es ist nicht nur mir ein Rätsel, wer ihr das angetan haben könnte, auch Dr. Knoblauch findet keine Antwort. Ich bin heute Morgen noch einmal die gesamte Klientenkartei durchgegangen, aber da ist keiner drunter, dem ich so etwas zutrauen würde. Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber mir fällt einfach nichts mehr ein.«
»Schon gut. Kann ich hier warten, bis Dr. Knoblauch frei ist?«
»Kein Problem. Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee vielleicht?«
»Dazu sag ich nicht nein. Ich würde mich auch gerne noch einmal in Frau Hendriks’ Büro umschauen.«
»Bitte. Und ich schwöre, ich habe es seit gestern nicht betreten.«
»Sie brauchen nicht zu schwören, ich glaub es Ihnen auch so.«
Julia Durant ging in das Büro, das noch genauso aussah wie gestern. Nichts, aber auch gar nichts hatte sich verändert. Sie würde auch nicht suchen, was sie ohnehin nicht finden würde, denn wer immer die Hendriks auf dem Gewissen hatte, hatte sämtliche Spuren, die auf ihn hindeuteten, mit Sicherheit mehr als sorgfältig verwischt. Nach wenigen Minuten begab sie sich wieder nach draußen.
Auf dem Schreibtisch stand ein Becher mit dampfendem Kaffee. Erst jetzt merkte sie, dass sie seit dem Frühstück nichts gegessen hatte, schaute auf die Uhr und freute sich schon auf das Mittagessen mit Claudia Vermeer beim Mexikaner. Sie nippte an dem Kaffee und hatte den Becher noch in der Hand, als Knoblauchs Tür aufging und Leonhardt, gefolgt von Knoblauch, herauskam. Durant stellte den Becher auf den Tisch und sah Leonhardt direkt an, der ihren Blick, ohne eine Regung zu zeigen, erwiderte.
»Die Polizei«, sagte Knoblauch mit einem Lachen, als wären er und Durant beste Freunde: »Darf ich vorstellen, Hauptkommissarin Julia Durant, sie bearbeitet den Mord an Frau Hendriks, Dr. Leonhardt, den Sie vielleicht bereits kennen …«
»Nein, wir sind uns noch nie begegnet, tut mir leid.«
»Aber aus dem Fernsehen …«
»Ich komme selten zum Fernsehen«, erwiderte sie und sah Leonhardt an, der in etwa
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