Teuflische Versprechen
bin?«
»Mach ich. Und danke für die Infos. Tschüs.«
Auf der Fahrt zu dem Lokal überlegte Müller, ob er Durant und Hellmer von dem eben geführten Gespräch unterrichten sollte, beschloss jedoch, erst einmal abzuwarten, was die ihm noch unbekannte Frau erzählen würde. Um kurz vor halb elf parkte er seinen Wagen etwa hundert Meter von dem Italiener entfernt auf der Mörfelder Landstraße.
Freitag, 22.00 Uhr
Hans Simoneit erschien pünktlich zur ausgemachten Zeit mit Staatssekretär Binder im Club, wo beide von Ulrich und Thorsten sowie einem Mann empfangen wurden, der sich nur mit einem »Hallo« vorstellte. Du bist also Dr. Schwiers, dachte Hans, als er den fülligen, großgewachsenen Mann mit der Halbglatze begrüßte. Hans schätzte ihn nicht älter als vierzig. Er hatte einen weichen, unangenehmen Händedruck, Hände, die kaum zu greifen waren, wie ein Fisch, der einem immer wieder entglitt. Vom ersten Moment an hatte Hans eine starke Antipathie gegen Schwiers. Seine vorhin noch vorhandene Nervosität war mit einem Mal wie weggeblasen, er war ruhig, seine Gedanken waren klar. Als er mit Binder im Auto gesessen hatte, war kein Wort gefallen, außer dass Binder ihn gefragt hatte, wohin sie fuhren, worauf Hans ihm nicht geantwortet hatte.
»Was soll ich hier?«, fragte Binder, überrascht, Ulrich, den er bereits kannte, zu sehen.
»Das werden wir Ihnen gleich erklären«, antwortete Ulrich. »Aber vorab ein paar Regeln, die Sie nie vergessen sollten. Regel Nummer eins: Wir sprechen uns hier grundsätzlich nicht mit unserem richtigen Namen an. Ich heiße Marco, das ist Rufus«, und auf Schwiers deutend, »Horeb. Und der Mann, der Sie hergebracht hat, wird hier nur und ausschließlich Pietro genannt. Jetzt brauchen wir noch einen Namen für Sie. Was haltenSie von Caligula? Der Name ist noch nicht vergeben und würde irgendwie passen.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Regel Nummer zwei: Wir gehen hier nicht so förmlich miteinander um. Schau dich um, lauter nette Menschen, eine große Familie, und in einer Familie ist man nicht per Sie, zumindest nicht in Deutschland. Und Regel Nummer drei: Was immer du hier siehst und sehen wirst, du wirst es niemandem erzählen, denn wir sind die Ersten, die davon erfahren. So, und nun gehen wir alle fünf ins Büro, um ein paar Details zu klären. Danach kannst du dich so richtig austoben, ich habe sogar extra für dich frisches Fleisch besorgt. Du stehst ja auf ganz besonders frisches und zartes Fleisch, am besten etwas blutig. Wenn du uns bitte folgen würdest.«
»Aber …«
»Kein Aber. Bitte«, sagte Ulrich und deutete auf einen Sessel neben dem Schreibtisch, »mach’s dir bequem. Was möchtest du trinken? Whiskey, Cognac, Wodka? Oder irgendwas anderes? Aber so weit ich weiß, bist du passionierter Whiskeytrinker, am liebsten Irish Malt, wenn ich recht informiert bin.«
Binder schluckte schwer. Er sah die Männer um sich herum an, das Unbehagen stand ihm in die Augen geschrieben. Er war unfähig, etwas zu sagen.
»Hier, trink das, feinster Irish Malt, es wird dir gut tun.« Ulrich hielt ihm das Glas hin, Binder nahm es und leerte es in einem Zug.
»Kommen wir zum Geschäft, Caligula.« Er zog eine Schublade heraus, entnahm ihr einen dünnen Ordner, schlug ihn auf und sagte: »Das sind ein paar Papiere, für die wir deine Unterschrift benötigen. Du kannst dir natürlich vorher alles in Ruhe durchlesen, damit du auch weißt, was du unterschreibst.« Erschob die Unterlagen über den Tisch, Binder nahm sie mit leicht zitternden Händen und las die wenigen Seiten.
»Warum soll ich das unterschreiben? Damit könnt ihr mich fertig machen.«
»Keiner will dich fertig machen, und keiner wird von deiner Unterschrift erfahren, wenn du dich den Regeln entsprechend verhältst. Deine Unterschrift ist nur eine Sicherheit. Horeb ist für die korrekte Abwicklung zuständig. Der Transport der ›Klimaanlagen‹ läuft über eine ganz normale Spedition, der Zoll ist bereits informiert, das heißt, es wird keine Kontrolle in Deutschland geben, dafür hat Rufus schon gesorgt.«
»Und warum …«
»Du kannst dir jede weitere Frage ersparen, unterschreib einfach. Damit bist du ab sofort ein Mitglied in diesem erlauchten Kreis.«
»Und was muss ich dafür in Zukunft tun?«
»Im Moment noch gar nichts. Aber sollten wir dich für irgendetwas brauchen, wirst du es rechtzeitig erfahren. Und denk immer an die Fotos, die wir von dir haben. Und noch was: Keine Tricks, das schätzen
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